200 Kerzen brennen in der Stadt

Am Donnerstag dieser Woche, 9. November, wird deutschlandweit wieder aller Opfer des Nationalsozialistischen Regimes gedacht. In Konstanz übernimmt einmal mehr die Initiative Stolpersteine diese Aufgabe – es wird ab 18 Uhr eine Mahnwache an allen im Stadtgebiet verlegten Stolpersteinen – immerhin mehr als 200 – geben. Zudem lädt die Initiative für den Abend zu einem bemerkenswerten Vortrag in den Wolkensteinsaal: Wie kann Gedenkarbeit aussehen, wenn es (demnächst) keine Zeitzeugen mehr gibt?

Bei der Mahnwache anlässlich der Pogromnacht wird aller Opfer des Nationalsozialistischen Regimes gedacht – wie ja auch Stolpersteine für alle Opfer verlegt werden. Bei der Mahnwache werden am 9. November in der Zeit von 18-18.30 Uhr alle Stolpersteine in der Stadt geputzt und zum Gedenken wird an jedem Stein eine Kerze entzündet, eine Blume niedergelegt und über die Schicksale informiert.

In der Zeit von 17.30 -17.50 Uhr können Kerzen, Blumen und Putzmittel vor dem Wessenbergcafé kostenlos abgeholt werden. Weiterführende Informationen zur Mahnwache in Konstanz finden Sie unter: http://www.stolpersteine-konstanz.de/index.html?2017_9_november_mahnwachen.htm

Von Konstanz nach Buenos Aires

Ab 30. 10. findet in der Pestalozzischule in Buenos Aires eine von der Konstanzer Stolperstein-Initiative konzipierte Ausstellung statt (http://stolpersteine-konstanz.de/index.html?termine.htm). Zustande kam diese Ausstellung, die von der Deutschen Botschaft in Argentinien gefördert wird und später auch in anderen Städten des Landes gezeigt werden soll, auf Initiative der jüdischen Familie Löwenstein, die 1936 aus Konstanz fliehen musste und seitdem eine neue Heimat in dem südamerikanischen Land gefunden hat. In der Blarerstraße sind Stolpersteine für die Löwensteins verlegt.

Am 9. November wird ab 19.30 Uhr Christiane Bertram (Juniorprofessur für Fachdidaktik in den Sozialwissenschaften, Universität Konstanz) einen Vortrag zum Thema „Wie kann Gedenkarbeit aussehen, wenn es (demnächst) keine Zeitzeugen mehr gibt?“ halten: Schon lange wird mit dem zunehmenden Verschwinden der Zeitzeugen, die den Holocaust und Zweiten Weltkrieg miterlebt haben, nach Alternativen gesucht, um die Zeugnisse und die Erinnerung an sie wach zu halten. 72 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es fast keine Zeitzeugen dieser Zeit mehr. Wie gehen wir damit in der historisch-politischen Bildung um? Wie können wir die vielfältigen Video- und Audiodokumente von Zeitzeugen nutzen, um die Erfahrung der Shoah zu vermitteln?

In dem Vortrag werden die Befunde einer empirischen Studie zur Wirksamkeit von Zeitzeugenbefragungen im Geschichtsunterricht vorgestellt. Hier wurden Effekte der Arbeit mit Live-Zeitzeugen zur DDR-Geschichte im Vergleich zu der Arbeit mit Videos und Transskripten von Zeitzeugeninterviews untersucht. Von den Befunden der Studie ausgehend, werden drei Beispiele zur Gedenkarbeit mit Videos von Zeitzeugen der Shoah vorgestellt Im Z(w)eitzeugen-Projekt der „Heimatsucher e.V.“ sprechen junge Menschen mit Überlebenden des Holocaust. Hierdurch werden sie zu „Zweitzeugen“, die in Schulklassen von ihren Begegnungen und Erfahrungen berichten. Wie die Videos der Shoah Foundation zur Erstellung von 3-DHologrammen genutzt werden, die als „digitale Personen“ zu ihrer Vergangenheit befragt werden können, zeigt das zweite Projekt. Anders als im Fall der Zeitzeugenvideos geht es hier nicht „nur“ um eine mediale Konservierung des kommunikativen Gedächtnisses, sondern um dessen Weiterführung in Form eines Dialogs zwischen einem realen Menschen und der digitalen Projektion eines realen Menschen. Als drittes Projekt wird die Lernsoftware „Zeugen der Shoah“ vorgestellt. Diese basiert auf drei Videos der Shoah Foundation, die eine multiperspektivische Sicht ermöglichen.

MM/hpk

Termin: 9. November
Zeit: 19:30 Uhr
Ort: Wolkensteinsaal, Kulturzentrum am Münster
Eintritt: frei
Veranstalter: Initiative „Stolpersteine für Konstanz – Gegen Vergessen und Intoleranz“ in Kooperation mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienste – Regionalgruppe Bodensee, Deutsch Israelische Gesellschaft Bodensee Region (DIG), Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Konstanz e.V., Katholische Hochschulgemeinde Konstanz, Konstanzer Friedensinitiative, Kulturamt der Stadt Konstanz, Synagogengemeinde Konstanz, Volkshochschule Landkreis Konstanz e.V., VVN-BdA Kreisvereinigung Konstanz u.a.