Das Apollon Musagète Quartett in Singen

Das polnische Streichquartett „Apollon Musagète“ kommt nach Singen und präsentiert ein Programm mit Quartetten von Schubert bis Penderecki.

Franz Schubert war nicht nur der überragende Liedkomponist seiner Zeit, sondern hat auch einen ganzen Berg Streichquartette geschrieben, und da er nun mal ein rechtes Genie war, tat er das schon in einem Alter, in dem „normale“ Kinder heute gerade mal gelernt haben, wie man die Kindersicherung auf dem Rechner der Eltern kackt, um die ganze Nacht ungestört daddeln zu können.

Schubert ist mit 31 Jahren gestorben und hat in praktisch jedem Lebensalter noch heute bekannte Werke geschrieben, man denke nur an seine kongeniale Vertonung von Goethes „Erlkönig“, die er mit 18 komponierte. In der Kammermusik hingegen ist es eher sein Spätwerk, das noch heute Bestand hat – die späten Klaviersonaten stellen einen unbestrittenen Höhepunkt ihrer Gattung dar, und auch unter seinen Streichquartetten hört man vor allem die umwerfenden „späten“ Werke. Das Quartett „Apollon Musagète“ – benannt nach Apoll, dem Führer der Musen – stellt in Singen hingegen ein früheres Werk von Schubert vor: Das Quartett D112 entstand bereits 1814 (Schubert war gerade einmal 17 Jahre alt) und wird als sein 8. bzw. 10. Quartett gezählt. Der angehende Meister hatte zu diesem Zeitpunkt bereits eine professionelle Ausbildung erhalten und selbst als geübter Streicher praktische Erfahrungen mit dem Quartettspiel gesammelt. Ein Stück also, das sich wahrlich nicht wie das eines Anfängers anhört, auch wenn es beim Verleger keinen Anklang fand.

Zurück in die Gegenwart

Eine ganz andere musikalische Entwicklung machte Krzysztof Penderecki (1933-2020) durch: Ab den sechziger Jahren wandte sich der bisherige Avantgardist verstärkt traditionellen Formen zu. Er wurde im Laufe der Jahre zum klassischen Komponisten Polens, dessen mit den Jahren immer retrospektivere Musik weltweit aufgeführt wurde – das Publikum schätzt es nun mal etwas melodiöser. Hat er, der in seiner Musik auch durchaus seine Nähe zum christlichen Glauben herausstellte, damit nun eine neue Form der Moderne geschaffen, oder ist sein Erfolg einer eher musealen musikalischen Grundhaltung zu verdanken? Darüber streiten sich die Geister vermutlich noch lange. Das an diesem Abend zu hörende 3. Streichquartett aus seiner Feder ist natürlich wie viele seiner Musik ein ergreifendes Stück, „Blätter aus einem ungeschriebenen Tagebuch“ betitelt, und um Pendereckis 75. Geburtstag herum entstanden. Effektvolle Musik, die passagenweise an Schostakowitsch erinnert und auf jeden Fall einen hohen Unterhaltungswert hat.

Hoher Unterhaltungswert

Hoher Unterhaltungswert war auch ein Markenzeichen von Antonín Dvořák, dessen Quartett op. 43 im Jahr 1877 entstand, als er einerseits zwar zwei seiner kleinen Kinder verlor, andererseits aber nicht zuletzt durch die selbstlose Förderung durch Brahms kurz vor dem endgültigen Durchbruch stand. Brahms sagte über ihn: „Der Kerl hat mehr Ideen als wir alle. Aus seinen Abfällen könnte sich jeder andere die Hauptthemen zusammenklauben.“ Damit hatte Brahms zwar nicht recht, aber Hand aufs Herz: Sie lesen es trotzdem immer wieder gern …

Informationen

Besetzung: Paweł Zalejski (Violine), Bartosz Zachłod (Violine), Piotr Szumieł (Viola), Piotr Skweres (Cello).
Programm:
Franz Schubert (1797-1828): Streichquartett B-Dur, D112
Krzysztof Penderecki (1933-2020): Streichquartett Nr. 3
Antonín Dvořák (1841-1904): Streichquartett Nr. 9, d-Moll, op. 34

Wann: Freitag, 24.03.2023, 20:00 Uhr.
Wo: Stadthalle Singen, Hohgarten 4, 78224 Singen
Karten ab 22 Euro.
Aboservice & Ticketing Stadthalle, Di. und Do. jeweils 11:00-13:00 Uhr sowie nach Vereinbarung, Tel. 07731 85-504, E-Mail aboservice.stadthalle@singen.de
Bei allen Reservix-Vorverkaufsstellen und hier im Internet.
Weitere Informationen unter www.stadthalle-singen.de.

Text: MM/Harald Borges, Bild: Das Apollon Musagète Quartett © Marco Borggreve