Tirili, Tirila – Höchste Zeit für ein Konzert

Vögel sind oftmals kunstvolle Musikant*innen (und im sommerlichen Morgengrauen grässliche Schreihälse!). Sie haben seit jeher auch die menschliche Musik angeregt: Messiaen hat ihnen wesentliche Werke abgeschaut, bei Vivaldi hört man sie tirilieren, Rameau brachte es mit „Le Rappel des Oiseaux“ auf den Punkt und Schumann macht den Vogel zum Propheten. Um Vögel und andere Naturphänomene geht es auch in einem ausgefallenen Konzert am Sonntag.

Wer weiß, vielleicht schnitzte ja irgendwann in grauer Vorzeit ein Hirte, während er seine Saurierherde hütete, aus einem Schilfrohr die allererste Flöte, um mit ihr einen besonders schmackhaften Vogel auf seine Leimrute zu locken und zu verspeisen (roh, versteht sich, denn das Feuer war noch nicht erfunden). Oder er beneidete die Vögel um ihr Liebesleben, weshalb er ihre Rufe nachzuahmen suchte – worauf ihn ein von seinem Grölen angelockter Säbelzahntiger mir nichts, dir nichts verspeiste.

All das sind natürlich Spekulationen – Fakt aber ist, dass die Flötistin Haika Lübcke zusammen und Akkordeonistin Ina Callejas pünktlich zum Sonntagmittag ein Konzert „Naturphänomene“ geben, in dem das Zwitschern und Keifen der gefiederten Zweibeiner, die fliegen können, breiten Raum einnimmt. Wie es sich für eine Veranstaltung der Reihe HighNoon gehört, gibt es dabei zeitgenössische Werke zu hören.

Die Musikerinnen widmen sich neben „Birds Fragments III“ von Toshio Hosokawa (*1955) aus dem Jahr 1990 der „Mandelbaum-Fantasie“ (2008/2010) von Gerhard Braun (1932-2016) und der „Windbrücke“ der Koreanerin Hyunkyung Lim (*1967).

Natürlich gibt es auch zwei Uraufführungen: Von Ralf Kleinehanding, dem Initiator der verdienstvollen Konstanzer Konzertreihe (den seemoz neulich hier porträtierte), ist „Aperitif 23 II“ zu hören, und Daniel Schnyders (*1961) „Oiseau Exotique“ erlebt seine erste Aufführung. Außerdem gibt es diverse Solostücke von György Kurtág („In Vogelsprache“), Gabriel Malancioiu („Vogelino“) und Arne Nordheim („Flashing“).

Klanglich spannend wird der Einsatz von allerlei Flöten – von Piccolo bis Bassflöte – in Kombination mit einem Akkordeon sein. Und immer dran denken: Die Natur spricht auch zu Dir.

Was: Konzert „Naturphänomene“.
Wer: Haika Lübcke, Flöte, Piccolo, Bassflöte; Ina Callejas, Akkordeon.
Wann: Sonntag, 9. Juli 2023, 12.00 Uhr.
Wo: Studio der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz, Fischmarkt 2.
Was noch: Eintritt: 10 € /6 € ermäßigt, Veranstalter: HighNoon – Freunde Neuer Musik e.V.

Text: MM/Harald Borges, Bilder: Ina Callejas wurde von Tomasz Trzebiatowski, Haika Lübcke von Alberto Venzago fotografiert.