„Aber das Brötchen war ok“
In diesen heißen Tagen treibt es viele in die Konstanzer Biergärten. Die größten, meist wunderbar am Wasser gelegen, können aber mit den bayrischen Vorbildern rein gar nicht konkurrieren. So die Einschätzung einer fidelen Truppe, die häufig durch die Gastronomie in und um Konstanz zieht und ihre subjektiven Bewertungen unter konstanzessen.de ins Netz stellt
Das an Lebensjahren schon etwas reifere Quartett jagt schon seit Jahren einmal pro Woche gemächlichen Schrittes gelben Filzkugeln hinterher und hat dabei jede Menge Spaß. Wer soviel Schweiß vergießt und körperlich bis an die äußersten Grenzen geht, hat es allemal verdient, sich anschließend lukullischen Genüssen hinzugeben. Die Auswahl an Kneipen und Restaurants auf Konstanzer Gemarkung ist groß, doch die Qualität der jeweiligen Angebote höchst unterschiedlich. Vor allem die Biergärten „Bleiche“, „Hafenhalle“ und „Brigantinus“ schneiden bei unseren Testern – zwei davon gelten in privaten Gourmetkreisen als hervorragende Köche – schlecht ab. Deren Betreiber meinen wohl, der Blick über den See(rhein) entschädige für die zum Teil miserable Küche. Der durchreisende Tourist mag das verschmerzen und anderntags vergessen haben, die Einheimischen eher nicht.
„Furchtbar lieblose und völlig geschmacksneutrale Küche“
Richtig, das Auge isst in der Regel mit, reicht aber nicht, wenn einer Hunger hat und für gutes Geld eine dementsprechende Gegenleistung erwartet. Die Bleiche liegt zwar wunderschön und bei fast schon kitschigen Sonnenuntergängen baumelt die Seele ohne Unterlass. Was man aber dort an vermeintlich Essbarem offeriert, steht im krassen Gegensatz zur landschaftlichen Idylle. Bis vor rund fünf Jahren konnte man die Lokalität noch empfehlen, seitdem aber geht es ständig bergab. Das garstige Urteil: „Furchtbar lieblose und völlig geschmacksneutrale Küche“. Das war 2011 und das Erlebnis muss derart abstoßend gewesen sein, dass fortan von einem weiteren Besuch Abstand genommen wurde. Denn aufgepasst – die Essenstester neigen dazu, bereits aufgesuchte Lokalitäten nach einer gewissen Zeit erneut heimzusuchen.
Ähnlich verhält es sich mit dem Biergarten in den Hafenhallen: Eine Art Schnellfresse, deren Produkte fast quer durch die Bank ein absolutes Ärgernis sind. Das liest sich auf konstanzessen.de nach einem Besuch vor wenigen Wochen so: „Das ist keine Küche, das ist eine Schweinerei. Wie kann sich hier ein Koch hinter die Ausgabe stellen, ohne rot zu werden?“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
„Die Wirte haben keine Ahnung, wie ein richtiger Biergarten funktioniert“.
Auch das Brigantinus reiht sich da problemlos ein, wie selbst der Schreiber dieser Zeilen am Wochenende erfahren durfte. Der Kartoffelsalat spottet jeder Beschreibung, die halb verkohlte Fleischkäsrinde wird vermutlich sogar von ausgehungerten Möwen verschmäht und auf die Frage, woher denn die Hähnchen kämen, gab es eine überraschende Antwort: „Von einer Geflügelfarm“. Aha, also doch nicht aus dem Fischteich. Die Tester sehen das ebenso: „Einen liebloseren Wurstsalat habe ich noch nie gesehen“, aber „das Brötchen war ok“. Und an die Adresse der Verantwortlichen: „Die Wirte haben keine Ahnung, wie ein richtiger Biergarten funktioniert“.
Vor gut zwei Jahren haben die vier Tester beschlossen, wöchentlich über ihre Erfahrungen „unabhängig, aktuell und ehrlich“ zu berichten. Mittlerweile sind auf ihrer Seite über hundert Kritiken nachzulesen, unterteilt in Essen, Trinken, Service, Preis/Leistung und Ambiente. Interessant wäre sicher noch, nach den jeweiligen Arbeitsverhältnissen zu fragen, um die es ja in der Regel nicht nur in Konstanz nicht zum Besten bestellt ist.
Dennoch lohnt es sich, auf die Seite zu clicken und zu vergleichen, ob sich die Bewertungen mit den eigenen Erfahrungen decken. Man kann auch Kommentare verfassen und gegen kritische Anmerkungen haben die Tester partout nichts einzuwenden. Im Gegenteil: Bei wachsender Beteiligung könnte sich hier ein amüsanter und erkenntnisreicher Diskurs entwickeln. Nur soviel noch: Auf den Spitzenplätzen befinden sich drei alteingesessene Betriebe, darunter zwei Weinstuben und ein allseits hoch gelobtes Asienrestaurant. Aber lesen Sie selbst:
www.konstanzessen.de
Autor: H.Reile
Die Seite ist eine sehr gute Idee und überaus hilfreich.
Hier hat man die Gelegenheit, vor dem ersten Besuch eines unbekannten Restaurants zumindest mal EINE Meinung einzuholen. Wenn man schon einmal dort war, weiss man es ja eh besser.
Es ist auch völlig transparent, dass es sich hier um die Meinung von meistens nur 2 Personen zu ganz bestimmten Gerichten handelt. Damit muss man als mündiger Leser halt genauso umgehen können, wie mit Kommentaren in einer Tageszeitung.
Dass Biergärten einen anderen Anspruch bedienen, als Indoor-Lokale, habe ich in der Kritik als eingepreist verstanden.
Es ist auch durchaus gut zu wissen, wenn die Qualität nach Tagesform schwankt. Wenn ich eine zähes Schnitzel bekomme, ist’s mir egal, ob das nur selten vorkommt.
Zudem gehören Unverschämtheiten wie wie Convinience Food in Kantinenqualität zu Preisen von Frischware oder Schorlen ohne Kohlensäure öffentlich an den Pranger gestellt. Bei letzterer fallen mir übrigens spontan die Brasserie Ignaz oder das Wessenberg ein, die renitent jedes Sprudelbläschen verweigern; selbst ein Aperol Spritz wird auch auf Nachfragen klinisch tot serviert. Überhaupt scheint Konstanz von einem zunehmenden Kohlensäureschwund heimgesucht zu sein, aber ich schweife ab.
Generell spielt die Konstanzer Gastromie leider nicht in der ersten Liga und das Preis/Leistungsverhältnis ist (wahrscheinlich den unverschämten Mieten geschuldet) eher ungünstig. Umso wichtiger die „NoGos“ und „CanGos“ zu identifizieren.
Den anonymen Kommentar von „Special One“ finde ich grob verfehlt, denn hier geht es ja nicht darum, wer die meiste Ahnung vom Kochen hat (von wegen Pseudo-Profis), sondern, ob man für sein gutes Geld die entsprechende Dienstleistung bekommt. Ich lese da eine fatale Bereitschaft, sich kritiklos jeden Mist gefallen zu lassen, heraus. „Selber Kochen“ als Alternativvorschlag ist hier genauso bescheuert wie „Selber Drehen“ bei einer Filmbesprechung.
Ich hoffe sehr, dass die Seite auch von den Wirten gelesen wird. Damit die Guten gut bleiben und die Schlechten besser werden, braucht es einfach Feedback. Deshalb auch bitte immer, wenn der Kellner fragt: „Hat’s geschmeckt?“, die Wahrheit sagen! Auch wenn man mit einer Lüge oft schneller wieder wegkommt . . .
@the Special One
Wieso so ungehalten? Nur weil Sie schlechtes nicht von gutem Essen
unterscheiden können, müssen Sie doch nicht gleich ausfallend werden. Ich schlage vor, Sie reissen sich mal wie immer eine Tütensuppe
von Maggi auf, überbrühen diese und löffeln sie dann aus. Na lecker??!?
Ich finde die Seite konstanzessen.de super und die Bewertungen decken
sich nahezu mit meinen Erfahrungen. Niemand kann doch ernsthaft behaupten, dass das Essen in den genannten Biergärten essbar wäre!
Wobei dies nicht nur auf die Biergärten zutrifftt. Allzu oft bekommt
man Ungeniessbares zu gesalzenen Preisen serviert. Gerade die Konstanzer Grossgestronomie glänzt mit absolut schlechtem Essen, das
fast an Körperverletzung grenzt. Man muss hier nicht ums „Verrecken“
das Haar in der Suppe, sondern eher die Suppe im Haar suchen. Wer jeh schon mal in München im Hofbräuhaus war, hat erlebt, dass
Grossgastronomie nicht gleich katastrophalem Essen bedeutet.
@coccon
Die Bahnhofgasstätte wurde ja auch getetest und mit 2.25 sehr gut
bewertet. Einzig das Ambiente gab hier Abzüge.
@the Special One
Das Kuhhorn wurde mit 1.75 bewertet, obwohl meines Wissens kein
Sternekoch am Grill steht.
Wie im übrigen fast die Hälfte der getesteten Gasstätten mit 3 oder
besser bewertet wurden – das lässt doch hoffen! Bei der Qualität und Kühle der Getränke hat sich die letzten Jahre allerdings einiges getan – zum Positiven. Allerdings hat sich dieser Trend noch nicht bis zu jedem Wirt herumgesprochen. So bekam ich kürzlich auf meine Bestellung im Wessenberg nach einem kalten Bier von der studtentischen
Hilfskraft die kecke Antwort: „Das kann ich nicht versprechen“! – Ist
eh klar, warmes Bier ist ja auch besser für den Magen – gerade bei leicht ergrauten Herren, für die das Essen der Sex des Alters ist.
Ich bin mir sicher, auch Herr Rach bevorzugt warmes Bier!
Wie oben schon erwähnt, finde ich die Seite konstanzesse.de super und
werde sie auf alle Fälle weiterempfehlen.
Prost Mahlzeit!
ooohhh Mann, gebe Herrn F. mehr als recht. Leute, Ihr habt wohl zuviel den Herrn Rach angeschaut. Seitdem in Deutschland jeder Yuppie der hip sein will, oder die genannten, wahrscheinlich schon leicht ergrauten Herren (Essen ist der Sex des Alters, gell :-)) dem kollektiven Kochwahn verfallen sind. hat es unsere Gastronomie hinsichtlich dieser pseudo – professionellen Kundschaft mehr als schwer.
Wenn man dort bewertete Gastronomie beurteilt sollte man schon beim betreten der Räumlichkeiten wissen, das man hier keine Sterneköche hinter den Öfen finden wird. Die gibt es zu solchen Preisen (die ich im internationalen Vergleich sehr moderat finde) nämlich nicht.
Wer es dann immer so viel besser kann, der soll sich doch selbst bekochen. Wenn ich allerdings die Getränke Auswahl zu den bestellten Speisen anschaue, dann disqualifiziert sich der Pseudo Kenner hier direkt selbst. nach dem Genuss, oder noch schlimmer paralell zu einer süssen Fruchtschorle oder eines Colaweizens bin ich nämlich auch nicht mehr in der Lage den Geschmack einer Salatsauce in Ihren diversen Nuancen rauszuschmecken.
Auch ich kann diese Erfahrungen nur bestätigen.
und ich spreche hier nicht nur vom Biergarten.
für jemanden der eine gute Küche gewohnt ist, sind die oben genannten ein wahrer Graus.
da die meisten Leute oft eben auch gar keine Ahnung mehr haben vom Kochen, und meist nur dem Trend hinter laufen, siehe Brigantinus, neu und cool, essen aber leider, ich sag es mal so, dem Preis nicht entsprechen.
@ Herr F
wenn man sich die Berichte auf http://www.konstanzessen.de auch durch liest, was sie wohl nicht getan haben, findet man auch die positiv genannten Punkte, falls es welche gab.
@ Ralf Schrof
Aber es gibt auch noch Lichtblicke!
stimmt, wer zum Beispiel gut bürgerliche Küche mag,sollte in die Bahnhofsgastätte gehen, einfach nur super…
Das sehe ich leider anders!
Als Konstanzer mussten wir bereits wiederholt oft genau diese beschriebenen Erfahrungen machen!
Allen vorweg auch immer wieder in der Hafenmeisterei oder im Deli. Das Essen ist so’lala, Convenience ohne Seele halt, dafür sind dann die Preise deftig! Der Service leider oft schlecht und unfreundlich, manchmal regelrecht pampig!
Sich um den Gast kümmern und das Gefühl er sei Willkommen zu vermitteln sieht jedenfalls ganz anders aus.
Aber was will man machen, die Adressen am Platze werden ja auch so von unseren Schweizer-Nachbarn überrollt. Die Gastronomen haben quasi die ‚Lizenz‘ zum Gelddrucken, warum sollten sie auch die Schlagzahl runter und auf Qualität setzen.
Die Folge, wer als Einheimischer zu gerechtem Preis-/ Leistungsverhältnis in gemütlicher Atmosphäre Essen möchte hat’s schwer.
Also wer sich das weiterhin antun möchte, nur zu. Wir werden auf Angebote dieser Art zukünftig gerne verzichten.
Aber es gibt auch noch Lichtblicke! Oft sind z.B. die kleinen Restaurants an den Strandbädern die Retter die es noch raus reißen, allen vorweg in Konstanz Wallhausen, wo jetzt leider gerade umgebaut wird. Ein frischer Reichenauer Salat-Teller zum fairen Preis und absolut nettem Service! Bleibt nur zu hoffen dass die alten Pächter auch nach dem Umbau wieder weiter machen. Oder die Pizza im Strandbad Reichenau kann man nur empfehlen!
Also diese Seite bekommt von mir den Stempel „Nörglerseite“. Ich kenne die meisten Restaurants, die dort bewertet wurden aus eigener Erfahrung und mir drängt sich mehr so der Eindruck auf, dass da expizit von ein paar dauerunzufriedenen Leuten das Haar in der Suppe aufs Verrecken gesucht wird. Auch wenn es 10 positive Punkte an einem Restaurant gibt, wird dennoch nur der eine Negative beschrieben. Schade, weil die Idee ist eigentlich total gut, aber manchen Leuten kann es wohl kein Wirt der Welt recht machen.