Aberkennung führt zur Umbenennung!
Am 26. 9. 2019 hat der Konstanzer Gemeinderat mit großer Mehrheit beschlossen, Conrad Gröber, Franz Knapp und Paul von Hindenburg wegen ihrer Kooperation mit dem Nationalsozialismus die Ehrenbürgerwürde zu entziehen. Noch immer aber gibt es Straßen, die deren Namen tragen. Für viele ein untragbarer Zustand. Meint auch unser Kommentator, der vehement fordert, nun auch die betreffenden Straßen schnellstmöglich umzubenennen.
Die Sachlage ist ganz eindeutig: Historiker haben bewiesen, dass Conrad Gröber und Franz Knapp nicht nur Mitläufer waren, sondern aktiv in der Zeit des Nationalsozialismus gewirkt und agitiert haben. Gröber trug seinen Spitznamen „der braune Conrad“ zu Recht. Prof. Burchardt, Prof. Klöckler und Dr. Engelsing berichteten im Gemeinderat von Ihren Forschungsergebnissen zu den genannten Persönlichkeiten und rieten dem Rat, die Ehrenbürgerwürden abzuerkennen.
So sind Knapp und Gröber natürlich auch der Ehre von Straßen, die nach ihnen benannt wurden, nicht wert. Die Straßenbenennungskommission hat sich daher in Kenntnis der Gutachten schon längst für eine Umbenennung der Conrad-Gröber-Straße, der Franz-Knapp-Passage und auch der Hindenburgstraße ausgesprochen.
Der nächste Schritt muss nun sein, den Anwohnerinnen und Anwohnern sowie den Gewerbetreibenden zu erklären, warum die für sie leider unbequeme Umbenennung nötig ist. In der heutigen Zeit, wo aus dem braunen Mief der Nachkriegsjahre wieder dumpf dröhnendes Gebrüll geworden ist, gilt es, klare Zeichen zu setzen – auch bei den Straßennamen.
Unsere liberale Gesellschaft muss zeigen, dass sie um ihre Grundwerte kämpft, dass sie sich nicht einschüchtern lässt vom wieder auftauchenden Geist aus „tausend Jahren“ und dass sie jederzeit bereit ist, Fehler der Vergangenheit zu korrigieren. Wir müssen froh sein, dass mit dem Neubau und der Eröffnung der Synagoge wieder jüdisches Leben an exponierter Stelle in unserer Stadt sichtbar wird – nur wenige Meter von dem Ort entfernt, an dem unsere Eltern und Großeltern einst den Vorgängerbau zerstört hatten. Da ist bei uns kein Platz mehr für Franz-Knapp-Passagen und Conrad-Gröber-Straßen.
Anselm Venedey, Stadtrat FWK (Freie Wähler Konstanz)
Den Ungläubigen, denen der Name Conrad Gröber nichts sagt:
Münsterpfarrer in Konstanz, Erzbischof in Freiburg, und Fördermitglied der SS.
In einem „Hirtenbrief zu den Juden“ predigte er 1941:
Die Juden „lechzten nach schauerlichem Nervenkitzel und Blut. … alles Mitgefühl der Juden ist in barbarischer Rohheit erstickt. Die Bestie hat Menschenblut gerochen und will ihren wildbrennenden Durst daran löschen. .. . [Der] wahrsagende Selbstfluch der Juden: ‚Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!‘ … hat sich furchtbar erfüllt. Bis auf den heute laufenden Tag.“ 1941 !!
@Eckhard Grempels
Lieber Eckhard,
Stimmt, da hat sich ein ziemlich wirrer Troll eingeschlichen, der Seltsames absondert, was man nicht hätte freischalten sollen. War mein Fehler. Bitte um Nachsicht.
Gerade eben wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass sich hier ein Troll herumtreibt, welcher der Wahnvorstellung unterliegt, ich würde nicht existieren. Ich kann versichern, dass ich lebe. Gerade eben komme ich vom Joggen. Außerdem scheint die Gestalt des Lesens so wenig mächtig zu sein, dass sie erstens nicht in der Lage ist meinen Namen richtig zu schreiben und es ihm zweitens die angesprochene Wahnvorstellung nicht ermöglicht, einfach mal im Telefonbuch nachzuschauen. Chapeau! Eines seiner Familienmitglieder hätte ihm übrigens meine Existenz auch bestätigen können! Bei solchen intellektuellen Grundlagen lohnt sich eine Auseinandersetzung nun wirklich nicht.
Kann man natürlich so sehen wie Bernd Hundertpfund – vordergründig und solange zumindest die Strassen, die nach Personen benannt sind, bei der Beschilderung nicht noch mit einem kleinen zusätzlichen „Erklär-Schild“ versehen sind! Denn so lange ist seine Vermutung „Niemand kennt oder interessiert sich noch für diese namen“ vermutlich überwiegend richtig! – Was ich aber Gut fände – also ein solches „Erklär-Schild“ – insbesondere in einer Stadt, die sich als Universitäts-Standort und Tourismus-Destination definiert, in der sich also sehr viele Menschen nur temporär, wenige Tage bis einige Jahre, aufhalten und aufmerksamer, neuieriger als die Alteingessenenen durch die Stadt gehen. In Städten, in denen dies praktiziert wird, freue ich mich bei einem Bummel jedenfalls immer über diesen anschaulichen interessanten Geschichtsunterricht.
Muss man aber nicht so sehen wie Bernd Hundertpfund ! Denn wenn man denn nun schon über vergangene Missetaten von einst durch die Bennenung einer Straße nach ihnen geehrten Personen weiß, kann man diese Ehre nicht nur nachträglich zurücknehmen, sondern muss dies meiner Meinung nach sogar tun!
Und in einer Stadt mit einer so langen Geschichte, dürfte es an Namen von alternativ zu ehrenden Personen ja nun nicht gerade mangeln!
Zur Conrad-Gröber-Strasse (und Thomas Mayers Vorschlag): Das Gedenken an Georg Elser ist wichtig und richtig, aber da es in nur 200 Meter Luftlinie Entfernung bereits einen Georg-Elser-Platz gibt, ist es unnötig (und künftige Adressverwechselungen provozierend), die C.-G.-Straße auch noch nach ihm zu benennen. – Ich stelle an dieser Stelle mal als Alternativ-Vorschlag eine „Gregor-Gog-Strasse“ zur Diskussion… Falls nicht für die Conrad-Gröber-, dann vielleicht für die Otto-Ragenbass-Str.? Ein mutiger Mann, der ebenfalls einst von Konstanzer Gemarkung aus vor dem NS-Regime floh – und quasi als so etwas ähnliches wie „das Gegenteil“ der vorgenannten Personen gesehen werden könnte! – Ich befürchte allerdings, dass der „König der Vagabunden“ unserer „Neoliberalen“- (was eine ekelhafte Verharmlosung des derzeitigen exzessiven Raubtierkapitalismus…) Stadtspitze dann doch „etwas“ zu subversiv sein könnte… (Aber phonetisch auch noch schön passend wärs doch; durch die Klangähnlichkeit würde die Umstellung/Gewöhnung einfach!)
Ach so, falls man Gregor Gog nicht kennt: Neulich einer schöner Artikel im Spiegel:
https://www.spiegel.de/geschichte/weimarer-republik-gregor-gog-koenig-der-vagabunden-a-1291713.html
Sehr geehrter Herr Hunderpfund Bernd,
ich muss Ihnen leider widersprechen. Wie man sich bezüglich der Thematik positioniert, hängt, meiner Meinung nach, von zwei Kriterien ab: Wissen und Sensibilität. Ihnen scheint das Wissen um Conrad Gröber zu fehlen. Das ist ok und auch nicht verwerflich, aber kein gutes Argument, denn Sie befinden sich damit auf dünnem Eis. Andere verfügen über das Wissen und so war die erste Reaktion meiner Eltern, als ich Ihnen meine neue Konstanzer Adresse mitgeteilt habe: „Ach du wohnst in der Straße vom braunen Conrad“. Viel wichtiger als Wissen – was man sich schnell aneignen kann – ist Sensibilität. In einer Zeit, in der die Ermordung von 6 Mio Menschen als Vogelschiss in der deutschen Geschichte angesehen wird, ist es wichtig ein Zeichen zu setzen. Daher meine Anregung, die Straße nicht nur dringend umzubenennen, sondern einen neuen Namen zu wählen, der für unsere Werte und gegen das braune Gedankengut steht. Daher mein Vorschlag die Straße nach Georg Elser zu benennen, der – falls Sie es nicht wissen – nach seinem missglückten Attentat in Konstanz gefasst wurde.
Hmm. Herr Gessl, ich stimme Ihnen teilweise zu. das mit der langen Dauer moralischer aufräumarbeiten ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Das Argument finde ich sogar ziemlich gut.
Die Wortwahl verzeihe ich Ihnen, keine Sorge. Ich kann auch ganz anders. und drücke mich gerne mal in gröberer sprache aus, bin aber bei onlinekommentaren vorsichtig geworden. ich bin deswegen schon mal gesperrt worden;)
Ich bin gelegentlich auch nicht davor gefeit, zu relativieren; und- was die nationalsozialistische Vergangenheit und der damit einhergehenden Völkermorde unseres Landes angeht- ist es fast unmöglich, noch zu relativieren.
Aber, man muss differenzieren.
Und die herren mögen arschlöcher gewesen sein, aber man muss unterscheiden zwischen tatsächlichen Verbrechern und Antisemiten, Rassisten/Mitläufern. Am ende muss sich jeder an die eigene nase fassen. Alle, die heute aufschreien, und sich echauffieren, was hätten diese Leute damals getan?
Oder wieviele leisten direkt oder indirekt der Afd-Arbeit/Propaganda in der heutigen Zeit schon vorschub?
und keiner ist frei von sünde. Wer ohne sünde ist, soll den ersten Stein werfen. am besten im Glashaus.
Lesen Sie sich mal, wenn Sie Zeit haben, manche radikalen kommentare zu diesem strassenumbenennungsthema unter dem letzten Seemozartikel dazu durch(war vor ca 6 wochen) die namen „eckehard grempels“ und „Bernard hanke“ sind mit sicherheit fakeaccounts! diese „Personen“ bauschen dieses thema völlig unseriös auf, geradezu lächerlich und absurd bis peinlich.
in der „lagopress“ wurde, als das thema bekannt wurde, indirekt zu straftaten aufgerufen, ziviler ungehorsam ist das eine. aber überkleben von strassenschildern, /randale/sabotage der nächste schritt?
und es wird sehr oft übertrieben und undifferenziert berichtet. „untragbarer zustand“ etc. als wären die strassen nach hitler persönlich; heinrich himmler oder josef mengele benannt.
dort wurde ernsthaft vorgeschlagen auch noch otto raggenbass etc umzubenennen. wo soll das hinführen? wir haben wirklich andere sorgen in diesem lande, und in dieser immer mehr asozialen, kaputtdigitalisierten, scheinbar smarten welt, wo nur noch smartphonezombies herumlaufen, die sich ohne googelmaps nicht mal mehr im eigenen stadtviertel zurechtfinden.
im grunde weiss nur eine minderheit von historikern und ein paar gemässigte Linke (als den ich mich selbst bezeichnen würde), und eine noch kleinere minderheit von linksradikalen, scheinbaren weltverbesserern von den namen Gröber und knapp. Hindenburg wird noch ein paar mehr leuten was sagen, selbst bei diesem kritischen namen, der hitler letztlich zur macht mitverhalf, aber in dementen zustand- wäre ich skeptisch zwecks umbenennung.
Aber der wirbel um das Ganze, ich zitiere mich selbst- nützt keinem. er kann sogar schaden. weil weder die meisten menschen, die in den besagten strassen wohnen/noch die grosse masse der menschen (aller politischer coleur) interessiert sich noch für drittklassige nazichargen/helfer des damaligen systems.
wenn argumentiert wird, der „braune mob“ würde sich in irgendeinerweise für die genannten namen interessieren, liegt granatenmässig falsch. deren vorbilder habe ich vorher genannt, und die haben anderes kaliber.
Zu guter letzt: Otto von bismarck ist ein anderes thema, noch komplexer und liegt noch weiter zurück, wenn man lange genug sucht, findet man zu ihm einiges negative. aber sucht auch jemand mal nach dem positiven vergangener grössen? nein! weil da könnte man ja am ende was finden, weswegen man die person gar nicht mehr so schlecht findet. ums kurz zu machen: hätte wilhelm der II. weniger prügel als kind bezogen und kein krüppel gewesen, – und ein bisschen mehr auf Bismarcks politisches vermächtnis geachtet, dann hätte es vielleicht keinen grossen krieg gegeben. und dann auch keinen 2ten weltkrieg und mit sicherheit keinen hitler als kanzler.
Für mich ist bismarck kein Arschloch.
ich weiss, ich weiss, ich habe gerade sehr viel „hätte, wäre, wenn“ benutzt.
Hallo Hundertpfund Bernd, die Sache ist doch einfach:
Wenn ein Volk dermaßen ausser Rand und Band gerät, wie wir das vorexerziert haben, dann dauern die moralischen Aufräumarbeiten der folgenden Generationen ziemlich lange. Mitunter auch 75 Jahre.
Die drei Herren, um die es hier geht, sind nunmal – historisch belegt – beschissene Naziarschlöcher gewesen (ich bitte die Wortwahl zu entschuldigen, ich bin grad ziemlich sauer) und es kann nicht angehen, dass nach Ihnen Straßen benannt sind.
… und unter Beibehaltung meiner deftigen Wortwahl: Bismarck war zwar auch ein Arschloch, aber kein Nazi.
okay. erstmal vorneweg: ich bin weder politisch rechtsaussen noch in irgendeiner form, art oder weise nationalsozialistisch gesinnt. politisch würde ich mich eher als mitte links einschätzen, mit nem leicht konservativ-grünen anstrich.
und bei herrn Reile habe ich mich in der vergangenheit mal im ton vergriffen, das ist vorbei und es tut mir auch leid.
Aber: Untragbarer Zustand? Für wen denn bitte? Die Strassennamen von „richtigen“ Naziverbrechern wurden zu recht getilgt, aber darum geht es hier doch überhaupt nicht mehr, beschleicht mich der verdacht. Niemand kennt oder interessiert sich noch für diese namen. Es sei denn, man wärmt es wieder auf, um sich vielleicht ein wenig wichtig zu machen? Verzeihung, herr Anselm Venedey, aber diesen Vorwurf müssen Sie sich schon gefallen lassen. inwieweit man jetzt noch in der stadtgeschichte herumstochert, man wird immer irgendetwas mit brauner vergangenheit finden-oder nicht?
War Bismarck auch schlimm? Rückt der Bismarckturm demnächst in das Visier der politisch überkorrekten?
meine eltern und grosseltern haben übrigens keine synagogen abgebrannt- oder mitgewirkt. oder sind sie per se schuldig in eurem sinne, nur weil sie zufällig in deutschland gelebt haben und politisch nicht verfolgt wurden?
Egal, wie man zu der Sache steht, es ist nicht in ordnung, das ganze theater einer umbenennung (wie inanderen städten auch nur teilweise erfolgreich) den ganzen leuten zuzumuten, die grösstenteils weder ein interesse haben, nach wem die strasse benannt ist noch das es irgendwem nützt.
Und, mit Verlaub, dem braunen mob(gegen den ich übrigens ebenfalls aktiv kämpfe, Sie werden es nicht glauben) ; der genauso wenig weiss, oder interesse daran hat, wer Gröber, Knapp und co. waren, gegen den kämpft man nicht so. das nützt wirklich keinem.
Mal sehen, wie offen, frei und liberal seemoz und herr Venedey sind, und diesen kommentar hier veröffentlichen.
Ich wohne selbst in der Conrad Gröber Str. und schlage als neuen Namen „Georg Elser Str. “ vor. Das fände ich ein gutes und wichtiges statement.
So ist es. Vielen Dank für diesen Kommentar, Anselm Venedy.