Abschiebung stoppen! Auch in Konstanz
Die Studierendenvertretung der Universität Konstanz verurteilt die menschenfeindliche Abschiebepraxis in Deutschland und insbesondere in Baden-Württemberg. Aus der ganzen Welt fliehen Menschen nach Deutschland, um Verfolgung, Hunger und Elend in ihren Heimatländern zu entkommen, doch kaum richtig angekommen, erwartet AsylbewerberInnen bereits wieder die Abschiebung. Auch in Konstanz wurden in den letzten Wochen und Monaten mehrere Familien und Einzelpersonen abgeschoben, weiteren AsylbewerberInnen droht das gleiche Schicksal. Die Studierendenvertretung der Universität Konstanz unterstützt deshalb den Mobilisierungsaufruf des Aktionbündnisses „Abschiebestopp Konstanz!“ zu einer Demonstration am Dienstag den 18.12.12, ab 16:30 Uhr am Telekomplatz (Ecke Moltkestraße, Theodor-Heuss-Straße). Wir rufen alle Studierenden und Bürger von Konstanz auf, an der Demonstration teilzunehmen und für eine humane Gesellschaft zu kämpfen, die allen Menschen Zuflucht gewährt.
Wut war und ist angebracht – reale Hilfe ist um so notwendiger!
Die über 100 WutbürgerInnen, die gegen die drohende Abschiebung von Asyl suchenden Roma-Familien protestierten, gaben
ein eindrucksvolles Bekenntnis zur Solidarität mit dieser ethnischen Gruppe ab. Lauthals riefen wir – die Demonstranten – ins
vorweihnachtlichen Konstanz ergreifende Parolen wie:
„. o Border, No Nation – Stop Deportation !
. No Nation, No Border – Fight Law and Order !
. Um Europa keine Mauer, Bleiberecht für alle und auf Dauer !
. Grenzen auf, überall, bringt Europa jetzt zu Fall !
. Grenzen auf, überall, kein Mensch ist illegal !
. Grenzen auf, überall, Stacheldraht zu Altmetall !
. Oh laalaa, oh leellee, solidarité avec les sans-papiers
égalité pour tout les sans-papiers
légalisez tout les sans-papiers !
. We are here, and we will fight – Freedom of movement is everybody´s right !
. kein Mensch ist illegal, Bleiberecht überall !
. Nazis morden, der Staat schiebt ab. Das ist das gleiches Rassistenpack !
. Abschiebung ist Folter, Abschiebung ist Mord ! Bleiberecht für alle, jetzt sofort ! “
Vor der andächtigen Kulisse des Konstanzer Münsters, von dessen Turm an diesem Abend ein Blasorchester harmonische backstage Melodien posaunte,
appellierte Jürgen Weber zum Demo-Abschluss an ein standhaftes Publikum, sich zu engagieren und vor allem die Courage der notleidenden Roma zu würdigen und sie zu unterstützen.
Tags drauf wurde diese Herausforderung im Treffpunkt Petershausen durch ein Referat von Frau Dr. phil. Karin Waringo vom Romaverband Chachipe e.V., Luxemburg –
„Fluchtgründe von Roma aus dem Balkan“ mit vielen Details beleuchtet, konkretisiert und diskutiert. So führte sie an, dass in Serbien lebende Roma beispielsweise in Belgrad in getto-artigen Camps leben müssen, um den anfallenden Großstadtmüll zu trennen.
Die Camps werden von städtischen Security Leuten bewacht. Falls Romas in die EU ausreisen wollen, um politisches Asyl zu beantragen, so wird ihnen von den serbischen Behörden ein Geldstrafe und sogar Gefängnis angedroht.
Bereits als nicht asylberechtigt abgeschobene Roma erhalten dann in ihre serbischen Pässe zwei Striche von den serbischen Beamten eingetragen. Selbstbewußte Roma, die bei den Behörden auf faire Behandlung pochen, werden auf Polizeistationen geschlagen.
Angesichts so viel Elends fragte Christof Mainberger die Referentin, welche Forderungen denn angebracht seien. Karin Waringo gab ganz bescheiden den Tipp, dass jedes einzelne Schicksal ernst zu nehmen sei.
Kranke Menschen bräuchten anhaltende ärztliche Versorgung und nicht nur auf eine kurze Zeit beschränkte Hilfe. Manche Familien bleibe nur der Umweg, eine NGO zu gründen, um die barmherzigen Almosen der Wohlfahrtsvertreter in Anspruch nehmen zu können.
Zum Nachlesen verweise ich auf einen Reader, der wohl über den U-Asta der Uni KN zu erhalten ist:
„kritisches in sachen Antiziganismuis – zusammengestellt durch den bella stern theorie kreis“, KN 2012
und die Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament:
APuZ – Aus Politik und Zeitgeschichte 22-23/2011 – 30. Mai 2011 : Sinti und Roma
sowie
die Rede von Jürgen Weber am 18.12.2012 vorm Münster KN auf seinem Blog:
http://www.juergenweber.eu/pages/posts/rede-auf-demonstration-fuer-abschiebestopp-174.php
Schön, dass ihr das bringt; danke!
Hier noch das Event auf FaceBook zum Einladen+Weiterverbreiten:
http://www.facebook.com/events/258287127633421/
… sowie der Demoflyer:
http://www.fluechtlingsrat-bw.de/files/Dateien/Dokumente/Veranstaltungen/2012/2012-12-18%20Flyer_Demo_Konstanz.pdf
In Konstanz gab es früher einmal einen „runden Tisch“. An dem wurde durch ein breites Bündnis von Bürgern, verschiedenen Organisationen und den großen Kirchen über viele Flüchtlinge und Integrationswillige beraten und falls erforderlich sogar Kirchenasyl gewährt. Lang – sehr lang – ist´s her. Die reiche Bundesrepublik ist nicht human, wenn sie es jemals war. In einem anderen Land sind auch wir Bundesbürger Ausländer. Ohne Ausnahme und können des Landes verwiesen werden. Fraglich, ob die Rückkehr in unser eigenes Land dann nicht mit verschiedenen Risiken verbunden ist??! Darüber sollte unsere Gesellschaft nachdenken.