Abschiebung von Alieu Ceesay stoppen!
Die geplante Abschiebung von Alieu Ceesay, der vor wenigen Tagen noch auf der Bühne der Spiegelhalle stand und seit vorgestern in Abschiebehaft sitzt, stößt auf breite Ablehnung. Am Montag findet um 18:00 Uhr eine Kundgebung auf der Marktstätte statt.
Hier ein erster Protest verschiedener Institutionen und Organisationen:
Wir vom Theater Konstanz, von Hope Human Rights e.V., Café Mondial, 83 integriert, save me, der Stabsstelle Konstanz International und der Stadt Konstanz sowie viele weitere Institutionen und Personen sind fassungslos bezüglich der Nachricht, dass sich der junge Schauspieler und Tänzer Alieu Ceesay seit dem gestrigen Morgen in Abschiebehaft befindet, nachdem er noch am Vorabend in der Spiegelhalle des jungen Theater Konstanz auf der Bühne stand.
Er ist ein unersetzbares Mitglied des Ensembles „Interkulturelles Tanztheater“, welches das Projekt „I want to believe …“ unter der Leitung von Tanja Jäckel realisiert hat (Premiere: 14. Juli 2023). Das Projekt wurde von mehreren der oben aufgeführten Institutionen initiiert. Im Bühnenstück „I want to believe …” steht Alieu Ceesay an der Bühnenrampe, blickt das Publikum direkt an und sagt den Satz: „If I‘m falling, will you catch me?“ Was gerade erst – zuletzt in der Vorstellung am 19. Juli in der Konstanzer Spiegelhalle – 180 Zuschauer*innen zutiefst berührt hat, kommt uns allen heute wie Hohn vor.
Alieu Ceesay ist nicht nur ein wichtiger Teilnehmer an dem Projekt, sondern auch ein Freund, ein Künstler, ein Auszubildender (Blechnerei Gogolin e.K. in Singen) und nicht zuletzt ein bereicherndes Mitglied für unsere Konstanzer Stadtgesellschaft. Wir sind schockiert! Daher versuchen wir alles uns Mögliche zu tun, damit Alieu Ceesay hier in Konstanz bleiben kann. Wir bitten sowohl die Ausländerbehörde des Landkreises Konstanz als auch das Regierungspräsidium um einen sofortigen Stopp der Abschiebung Alieu Ceesays.
Eine Kundgebung gegen die Abschiebung von Alieu Ceesay findet am Montag, dem 24. Juli 2023, um 18:00 Uhr auf der Marktstätte in Konstanz statt.
Text & Bild: Alieu Ceesay auf der Bühne, aufgenommen von Chris Danneffel
Danke Doris für deinen Beitrag.
Ich kann nicht verstehen, weshalb Geflüchteten der Weg in Berufstätigkeit so erschwert wird und dann integrierte Menschen trotzdem abgeschoben werden. Es werden ja viele auch ohne je ein Bagatelldelikt begangen zu haben, abgeschoben. Man will für viel Geld Menschen aus anderen Ländern anwerben, am Besten wenn die Ausbildungskosten von den dortigen armen Staaten bereits bezahlt wurden. Hier hingegen gehen 50 000 Jugendliche jedes Jahr ohne Abschluss von der Schule, was ein Armutszeugnis für unser Schulsystem und unsere Gesellschaft ist. Wir haben einen großen Fachkräftemangel, nicht nur im Handwerk, auch z.B. in der Altenpflege oder in der Gastronomie. Wir geben Unsummen für Abschiebungen aus, wir legen Geflüchteten jede Menge Steine in den Weg, Vernachlässigen unsere eigene Jugend, ich halte das für dumm und krank.
Danke Doris, du hast es genau auf den grausamen Punkt gebracht. Unsere Maßstäbe sind völlig jenseits irgendeiner Vernunft und Menschlichkeit.
Jawoll, das ist es uns wert!!!
Eine Abschiebung, wie die von Alieu Ceesay, kostet also 10.000 Euro!
Oder, für 3 Abschiebungen von schwerkranken Menschen in Ambulanzflugzeugen zahlen wir 90.000 Euro: https://www.welt.de/print/die_welt/hamburg/article191076821/Fluechtlinge-per-Ambulanzflug-abgeschoben.html
Die Hamburger Behörden haben 2017 und 2018 drei kranke Ausländer per Ambulanzflug in ihre Heimatländer Mazedonien und Ghana abgeschoben. Die Kosten dafür beliefen sich auf insgesamt 90.000 Euro.
Oder, sage und schreibe, 544.387 Euro für die Abschiebung von 51 Menschen 2020 nach Ghana.
https://taz.de/Abschiebung-nach-Ghana/!5815797/
Es geht um enorme Summen. 544.387 Euro gab die Bundesregierung im Jahr 2020 für drei Abschiebungen von insgesamt 51 Menschen nach Ghana aus.
Ich frage mich wie krank sind wir eigentlich und warum regen wir uns darüber nicht auf?
Anstatt diese Menschen, die inzwischen gut integriert sind und gut deutsch sprechen, hierzulassen, ihre Ausbildung beenden zu lassen oder, in den so dringend benötigten Berufssparten arbeiten zu lassen, verschwenden wir Unsummen an Steuergeldern um diese Menschen, oft auf brutale Art und Weise, abzuschieben. Unsere Minister fliegen für viel Geld in der Welt herum um neue Menschen, die erstmal die Sprache lernen müssen, anzuwerben.
Ich frage mich, wie könnten wir diese Unsummen an Geld verwenden um die Fluchtursachen, von denen heute niemand mehr spricht, Armut und Hunger und die Folgen des Klimawandels den wir, die reichen Länder verursachen, zu beseitigen? Ungerechte Handelsbeziehungen, die die EU z.B. den afrikanischen Ländern aufzwingt, das Leerfischen der Meeresgründe durch EU-Fischereiflotten vor den afrikanischen Küsten, etc., führen dazu, dass den Menschen dort nichts mehr bleibt. Die Unterstützung von Despoten in diesen Ländern, die keine Menschenrechte kennen, oder das Hofieren eines Herrn Erdogan durch die EU, der unliebsame Kritiker, Journalisten und Oppositionelle zu tausenden ins Gefängnis wirft, treibt die Menschen zur Flucht.
Aber nochmals zur Kenntnis, die meisten Menschen die abgeschoben werden haben keinerlei Straftaten begangen und zu den Abschiebkosten bundesweit, die kann sich jetzt jeder und jede selbst ausrechen.
Leute, wo bleibt da die Verhältnismäßigkeit?
Wenn ich als weißer Deutscher mit 48 gr. Gras erwischt werde, nicht vorbelastet bin und mir der erwerbsmäßige Handel nicht nachgewiesen wird, klopft der deutsche Staat mir leicht auf die Finger. Mit etwas Glück wird das Verfahren eingestellt und mit etwas Pech bin ich meinen Führerschein los.
Und Alieu wird abgeschoben. Wird aus seinem neuen Leben gerissen – alles für die Katz!
Und das soll gerecht sein? Und ihr entschuldigt sowas auch noch?
Nach dem Motto: Selber schuld, wäre er halt päpstlicher als der Papst gewesen.
Na, Prost Mahlzeit!
48 Gramm sind halt leider echt viel und somit hat er eine Straftat begangen und somit ist die Abschiebung auch rechtens. Wenn ich in eine fremde Umgebung gehe, muss ich mich informieren, wie ich mich zu verhalten habe. Unwissenheit schützt nunmal nicht.
Herr Neuper,
was Sie schreiben glaube ich Ihnen. Gut möglich, dass Gerichte zahlenmäßig überfordert wären, müssten sie sich um jede einzelne Abschiebungsabklärung kümmern. Dennoch: Ende 2019 spielte sich im Raum Villingen-Schwenningen ein Fall ab, ich bekam den Sachverhalt von einem befreundeten Rechtsanwalt erzählt, der etwa ähnlich gelagert war. Ein junger Mann aus Liberia war einige Zeit in einer Gaststätte angestellt und machte dort einen einwandfreien Job. Der Besitzer der Gaststätte wollte den jungen Mann unbedingt weiter beschäftigen, doch plötzlich stand die Abschiebung im Raum, die Sache zog sich hin und mit Hilfe eines engagierten Anwalts konnte tatsächlich vor Gericht (soweit kam es tatsächlich) einen Aufschub erreicht werden (es war hier keine Strafsache im Spiel). Ich weiß nicht was dann weiter geschah, aber zumindest gibt es einzelne Fälle, die tatsächlich gerichtlich geklärt werden.
Und weil Sie Bagatelle nennen: Vor einigen Jahren hat in unserer tollen Stadt eine Verkäuferin einer Bäckerei ihren Job verloren, weil sie Backware, die nicht mehr verkauft werden konnte, ohne zu fragen gegessen hatte. Es wurde nach einigem Hin und Her gerichtlich bestätigt, dass die Entlassung rechtens war. Ich kenne diesen Fall nur aus der Zeitung, weiß also nicht die Details, vielleicht nicht die ganze Story. Aber ich glaube trotzdem an unser Rechtssystem und würde nicht einfach laienhaft fordern, dass bestimmte Gesetze geändert werden müssen.
Herr Martin, Ihre Ausführungen dazu, was ein Geruch zuvor einer Abschiebung prüft, sind einfach falsch.
Ich kenne den Sachverhalt (Artikel) nur aus dem Artikel. Eine Strafe wegen btm ihv 60 Tagessätzen ist ein reines massengeschäft, vermutlich von Schreibtisch aus per Strafbefehl.
Diese Strafe hindert nun die Ausbildungsduldung (steht halt so in dem von mir kritisierten Gesetz).
Mit den Mensch um den es geht, oder gar seiner Psyche oder seiner Geschichte beschäftigt sich in so einen Fall nun wirklich niemand. Es folgt ein Automatismus aufgrund einer Bagatelle (die möglicherweise bald nicht mehr strafbar ist). Wenn man jetzt überlegt, was zB in den 70ern noch strafbar war, wird der Irrsinn dieser Regelung in Aufenthaltsgesetz noch klarer.
Herr Braun,
schon alleine wegen meines Berufs bin ich gegen den Konsum von Drogen aller Art zur Berauschung/Sedierung von gesunden Menschen eingestellt (medizinische Anwendungen bei Patienten, kontrolliert durch Ärzte sind hierbei selbstverständlich ausgenommen). Bekannte negative Langzeiteffekte und bestimmte andere Nebenwirkungen, besonders auch für junge Menschen, sind die wesentlichen Triebfedern meiner Einstellung. Interessant festzustellen, dass Sie in dieser Sache für Andere antworten. Ich wollte diesbzgl. von Frau Schmied eine Antwort lesen, aber vielleicht lernen Sie das ja noch.
Es ist gut und richtig, dass Abschiebungen in unserem Land von Gerichten entschieden werden und nicht von Laien und Glücksrittern, denn den Gerichten liegt als Entscheidungsgrundlage die maximale Geschichte und Fakten eines Menschen vor und nötigenfalls auch psychologische Gutachten. In einer Demokratie wie in Deutschland gibt es bisher kein besseres System zur Regelung und Beurteilung rechtsrelevanter Aspekte und Vorgänge sowie auch zur Aburteilung von Straftaten, als unsere Gerichtsbarkeit, unser Rechtssystem. Als Bürger sollten wir das respektieren und somit auch Urteile, selbst wenn diese flüchtig betrachtet, nicht gerecht erscheinen sollten – wie gesagt, es muss die gesamte Story auf den Tisch und es braucht auch die Ausbildung derer, die die Urteile rechtskräftig fällen. Ich glaube nicht, Herr Braun, dass Sie dazu legitimiert sind.
Das Gesetz gehört einfach dringend überarbeitet. Natürlich ist es legitim und notwendig, Zuwanderung zu steuern. Aus meiner Sicht sollten aber jedenfalls geringfügige Straftaten für die Frage eines Aufenthaltsrechts keine Rolle spielen.
Lieber Herr Martin,
da Sie hier so generös mit Wünschen um sich werfen, richte ich Ihnen auch mal einen aus: Ich wünsche Ihnen gerne die Erfahrung einer einsamen jahrenlangen Flucht, unmenschlicher Behandlung in Flüchtlingslagern, dicht gedrängte Schifffahrten auf Schlepperbooten, nahe Kontakte zu Grenzbeamten usw. Gerne können Sie in das Beispiel auch Ihre Kinder einfügen, falls es Ihnen dann leichter fällt. Eventuell stünden Sie in der Folge der sedierenden Wirkung mancher Rauschmittel etwas offener gegenüber, bzw. den Menschen, die es mitunter schwieriger hatten als der klassische Baden-Württemberger. Aber wer weiß, vielleicht sind Sie der Eine unter Legionen, den das Trauma der Flucht nicht heimsuchen würde. Ob das wünschenswert wäre, ist eine andere Frage…
Grüße und Wünsche,
TB
Frau Schmied,
wenn Sie Eigenkonsum von Cannabis nicht tragisch finden, sollten Sie immer überlegen, ob diese Wertung auch für Ihre eigenen Kinder gilt, vor allem, wenn Sie lethargische Verhaltensweisen feststellen, wie z.B. morgens nicht aufstehen, kein Antrieb, gesetzte Ziele nicht mehr konsequent verfolgen etc. Vielleicht ändern Sie darin Ihre Meinung doch noch. Ich wünsche es Ihnen.
Wenn Straftaten begangen werden, müssen Täter mit Konsequenzen rechnen, die vorher schon klar sind. Das ist bei Flüchtlingen nicht anders. Im vorliegenden Fall scheint ist das Kriterium zumindest auch eine Straftat. Diese hätte der erwachsene Verursacher nicht begehen sollen – das wäre sicher verhältnismäßig einfach gewesen. Sehr schade.
@ Frau Künzel
“ Viele Geflüchtete erhalten Strafen nach dem Ausländerrecht, Strafen, die wir Deutsche gar nicht begehen können”
Der Besitz von 48 Gramm Marihuana bedeutet auch für Deutsche eine Strafe.
Das ist fast eine halbe Tafel Schokolade.
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich persönlich finde Eigenkonsum (nicht Dealerei) nicht tragisch und die drohende Abschiebung ist für mich nicht gerechtfertigt, aber wenn es nun mal keine Ausbildungsduldung gibt, wenn Straftaten über einem gewissen Strafmaß vorliegen, dann muss man als Asylsuchender mit dieser Konsequenz rechnen.
Zur allgemeinen Information:
Abgeschoben werden alle Geflüchteten, unabhängig ob sie eine Straftat begangen haben oder nicht, deren Anträge auf Asyl oder ein Bleiberecht von den Behörden und Gerichten abgelehnt wurden. Auch diese Ablehnungen sind völlig unabhängig davon, wie viele Jahre sie schon hier sind und ob sie sich integriert haben. Immer dann, wenn die deutschen Behörden meinen, dass der Betreffende kein Recht auf einen Aufenthalt hier hat, wird abgeschoben. Dies betrifft hauptsächlich Geflüchtete aus afrikanischen Ländern oder den Ländern die als „Sichere Herkunftsländer“ gelten. Abgelehnt werden aber auch Asylanträge, wenn nachweislich im Herkunftsland, gefoltert wird und Regierungskritiker, Oppositionelle und Journalisten im Gefängnis landen, z.B. Türkei. Derzeit prüft das Innenministerium unter Nancy Faeser (SPD) auch , ob wieder Abschiebungen nach Afghanistan vorgenommen werden können.
Abgeschoben wird auch nach einem Aufenthalt von mehr als 30 Jahren Leben in Deutschland, wie viele Beispiele zeigen. https://www.deutschlandfunkkultur.de/abschiebung-nach-35-jahren-100.html
https://www.nds-fluerat.org/45406/aktuelles/abschiebung-stoppen-familie-lebt-seit-30-jahren-in-niedersachsen/
https://www.tagesspiegel.de/politik/man-hat-uns-behandelt-wie-terroristen-5597722.html
Auch eine „Duldung“ bedeutet kein sicheres Aufenthaltsrecht, sondern bedeutet lediglich die „Aussetzung der Abschiebung“ (steht so auch im Dokument selbst) und kann jederzeit zurückgenommen werden. Dann wird abgeschoben.
Viele Geflüchtete erhalten Strafen nach dem Ausländerrecht, Strafen, die wir Deutsche gar nicht begehen können, z.B. wegen „unerlaubten Aufenthaltes“, z.B. wenn vergessen wurde die Duldung rechtszeitig zu verlängern, „illegaler Einreise“, „fehlender Mitwirkungspflicht“ bei der Passbeschaffung, etc. Die Betreffenden werden dann der Öffentlichkeit als „Straftäter“ präsentiert die unbedingt abgeschoben gehören.
Weitere Informationen bei
https://fluechtlingsrat-bw.de/
https://www.proasyl.de/thema/fakten-zahlen-argumente/statistiken/
Doris Künzel
@Julia Schmied: Laut Südkurier wegen Besitz von 48 Gramm Marhuana
Wegen welcher Straftat wurde er zu 60 Tagessätzen verurteilt? Ohne das hätte er eine Duldung bekommen…
Ich frage mich, warum der gute „Abgeschoben“ werden soll. Niemand schreibt etwas dazu, nur lese ich dauernd, dass es nicht gerecht ist.
Leider wieder einmal ein Fall einer nicht zu rechtfertigenden Abschiebung – wo bleibt der Mut der zuständigen Behörden, Ihre Ermessenspielräume zu nutzen, wo bleibt die Intervention unserer zuständigen Landtags- und Bundestagsabgeordneten?
Der Sprecherrat des Landkreises setzt sich entschieden für ein Bleiberecht von Alieu Ceesay ein!
Wenn man sieht, wer die Abschiebungen fordert, fördert und betreibt kann man zum Inländerhasser werden.