Adventsmarkt: Willkommen zum kreisweiten Corona-Tango
Kommenden Donnerstag öffnet der diesjährige Weihnachtsmarkt, nun Adventsmarkt genannt, im Konstanzer Stadtgarten. Die örtliche Marketingabteilung schwurbelt vorab schwülstig von Weihnachtszauber, dem Duft von ranzigen Mandeln, verwässertem Glühwein, leuchtenden Kinderaugen und verschmorten Bratwürsten. Dauern soll dieser riskante Feldversuch an beratungsresistenten BesucherInnen rund fünf Wochen. Na dann viel Spaß, meint unser Bedenkenträger.
Die Hütten sind fast schon alle aufgebaut und geschäftiges Treiben herrscht im Konstanzer Stadtgarten. Nur noch wenige Tage, dann beginnt der Run Richtung Weihnachtsmeile. Wer aber dieser Tage seinen Blick nach oben richtet, kann beobachten, wie sich fette Corona-Viren bereits hechelnd in den Baumkronen einrichten, erwartend der Beute, die alsbald anrücken wird.
Der Veranstalter ist dennoch guter Hoffnung. Allen BesucherInnen wird die 2G-Regel – geimpft oder genesen – auferlegt. Damit glaubt man sich auf der sicheren Seite, und derart geschützt müssen die weihnachtlich gestimmten Nasen weder Mundschutz tragen noch Abstand einhalten. Das nenne ich einfach mal mutig.
Dabei überstürzen sich die Corona-Meldungen fast stündlich. Kaum mehr als drei Wochen ist es her, da verkündete der noch amtierende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), die Epidemie sei Ende November Geschichte. Dumm gelaufen, das Gegenteil ist der Fall. Nun plädiert er fröhlich, bei größeren Veranstaltungen nicht nur 2G einzuhalten, sondern fordert bundesweit 2Gplus. Will heißen: Einlass lediglich für 2G, plus Test, denn man weiß ja nie…..
Die Konstanzer Marketing-Abteilung um den pfiffigen Eric Thiel hat nun umgehend reagiert, will er doch das gewinnträchtige Weihnachtsgedöns unbedingt durchziehen, und zwar kreisweit. Sein neuestes Angebot: Die Vorfreude auf die Weihnachtsmärkte in Radolfzell, Singen und Konstanz sei so groß, dass man nun eine „pragmatische Lösung“ erarbeitet habe.
„Über Armbändchen können BesucherInnen sowohl die jeweiligen Weihnachtsmärkte als auch den örtlichen Einzelhandel besuchen“. Sei der 2G-Status am Eingang der Märkte erstmal geprüft, bekämen alle ein kostenfreies „Adventsbändchen Bodensee/Hegau“, und der Besuch der anderen Weihnachtsmärkte in Singen und Radolfzell sei somit problemlos möglich. Ist das nicht eine geile Idee? Übrigens: Wer bis dahin noch Puls hat und nicht auf der Intensivstation liegt – die Bändchen gelten bis zum 24.12.2021.
Text (Stand 12.11., 16 Uhr) und Bild: Franz Holz
Erst lesen, dann denken, dann bestenfalls verstehen. Muss man nicht, kann man aber. Wie schon gesagt.
Minotti
Wenn es eine Dyspothie wäre muss sie anders geschrieben werden da sie eine Zukunftsvision ist.
Sie schreiben aber das es immer so gewesen ist!!!!
Es handelt sich bei meinem Kommentar um eine Dystopie. Müssen Sie nicht verstehen. Ich habe mich heute über den Kommentar meines Enkels zu meinem Kommentar gefreut.
@ Minotti, leide einfach weiter.
Habe mich heute und gesten gefreut, dass Kinder einen Laternenumzug gemacht haben.
Freue mich mal wieder über den Weihnachsmarkt zu laufen.
Ich habe das unvergleichliche Flair von Weihnachtsmärkten schon immer geliebt. Allüberall der köstliche Duft fettigen Grillfleischs, angebrannter Rostbratwürste, überzuckerten wie lauwarmen Qualitätsweins. Dazu sympathisches Publikum, das nach einem kleinen Rempler und anschließend längeren freundlichen Gesprächen doch davon absieht, mir die Fresse zu polieren. Spätabends auf dem Heimweg dann noch das zwar zwanghafte, aber rituelle Zählen von Kotzfladen auf den Straßen und diesmal noch das gute Gefühl, sich endlich vielleicht doch mit Covid infiziert zu haben. Gehört einfach zum Advent wie Pickel am Arsch.