AfD formiert sich im Landkreis

seemoz-AfD-Stand-KonstanzDie „Alternative für Deutschland“ (AfD) macht sich seit geraumer Zeit im Landkreis Konstanz bemerkbar. Die rechtspopulistische Gesinnungs­gemeinschaft mit tiefbraunen Rändern wird zur Landtagswahl im März antreten. Anfang Oktober wählte die AfD ihre Direktkandidaten für die Wahlkreise Singen und Konstanz. Mit dabei im erweiterten AfD-Vorstand auch eine alte Bekannte, die früher für die rechte Psychosekte VPM trommelte.

Wolfgang Gedeon (68) heißt der erste Sprecher des AfD-Kreisverbands Konstanz. Der Allgemeinmediziner kandidiert für die AfD im Wahlkreis Singen, Ersatzkandidat dort ist Steffen Jahnke, Mitglied im Landesfinanzrat der AfD Baden-Württemberg. Gedeon ist in Bayern aufgewachsen, praktizierte im Ruhrgebiet und lebt seit 2006 am Bodensee. Lange suchte er nach einem Verlag, der bereit war, sein Buch „Der grüne Kommunismus und die Diktatur der Minderheiten“ zu finanzieren. Da das Interesse an seinen reichlich verquasten und latent rassistischen Erkenntnissen, garniert mit einer homophoben Grundeinstellung, eher gegen Null ging, bezahlte er den Druck aus eigener Tasche und das Machwerk kam dann doch auf den Markt. Der Konstanzer AfD-Chef warnt fast rund um die Uhr vor „Zuwanderungs­islamisierung“, denn Deutschland drohe ein „politisch-kultureller Verdrängungsprozess“.

Im Wahlkreis Konstanz tritt der Diplom-Ingenieur Cay Dietrich Amey (78) aus Öhningen an, Ersatzkandidat ist Rüdiger Rappen. Amey, gebürtiger Schleswig-Holsteiner, befindet sich schon auf Wahlkampf-Tour. Kürzlich sei er in Egg gewesen, erzählt er, und habe bei Gesprächen mit Einheimischen feststellen müssen, dass dort wegen der geplanten Anschlussunterbringung von Flüchtlingen „der Wert der Häuser leidet“. Überzeugt ist er auch davon, „dass die Integration nicht klappen wird“. Und: Wenn man den Aufenthalt für Flüchtlinge nicht begrenze, „geht das deutsche Volk unter“. Da sei er sich mit seinen Parteifreunden Höcke, Petry oder Gauland völlig einig. Den Vorwurf der rechten Brandstifterei weist er fast schon empört zurück: „Die AfD steht in der Mitte der Gesellschaft“. Amey glaubt fest daran, dass die AfD im nächsten Landtag vertreten sein wird.

Zur Beisitzerin, die den AfD-Vorstand bei seinen Kampagnen unterstützen soll, wurde die Buchhändlerin Klaudia Kruck-Schaer aus Rielasingen-Worblingen gewählt. Sie hatte sich zusammen mit ihrem Mann Tankred Schaer vergangenes Jahr vehement, aber letztendlich erfolglos, gegen die geplante Gemeinschaftsschule vor Ort ausgesprochen. Die Schaers waren in früheren Jahren im Vorstand des hannoverschen VPM-Ablegers „GFPM“. Der VPM („Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis“) durfte nach einem Gerichtsurteil als „rechte Psychosekte“ bezeichnet werden. Jahrelang gingen die VPM-Mitglieder auch gegen „Neue Linke“ und „Medienfaschismus“ vor. Offiziell löste sich die Gruppe, die zu Hochzeiten über 4000 Mitglieder verzeichnen konnte, vor rund 13 Jahren auf. Dass Klaudia Kruck-Schaer bei der AfD nun eine politische Heimat gefunden hat, entbehrt nicht einer gewissen Logik.

In Konstanz treffen sich die AfD-ler in den Bürgerstuben am Bahnhofplatz 7. Der nächste Termin: Donnerstag, 26.11.2015, ab 19.30 Uhr. Die AfD freut sich nach eigenen Aussagen immer über interessante Gespräche und kontroverse Diskussionen zur Lage der Nation. Wer dann keine Zeit hat: Auch am 10.12.2015 bittet die AfD, ebenfalls in den Bürgerstuben, zum heiteren Gedankenaustausch.

Wer in Singen Kontakt aufnehmen will zu den strammen Deutschtümlern, der begebe sich am 1.12. oder am 15.12.2015 um 19 Uhr in die Hirschstuben in der Ekkehardstraße 57. Der Eintritt ist frei. Um Ariernachweis allerdings wird gebeten.

AfD-Infostände findet man in Konstanz in der Regel am Obermarkt (s. Foto) und in Singen in der August-Rufstraße vor der Deutschen Bank. Genaueres demnächst in diesem Theater.

H. Reile

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