Akut, akribisch, aktuell: Rüstungsatlas Bodensee
Mine Wolf Systems in Stockach, Astrium in Immenstaad, ATM in Konstanz, Diehl in Überlingen, Zeppelin Mobile Systeme in Meckenbeuren, RST in Salem – das Bodenseeufer ist gepflastert mit Rüstungsschmieden. Nicht nur EADS, in letzter Zeit in heftiger Kritik, taucht im aktuellen ‚Rüstungsatlas Bodensee‘ auf – auch viele kleine, bislang kaum registrierte Firmen werden enttarnt. Welche Unternehmen der Bodenseeregion mit der Produktion und dem Export von Rüstungsgütern ihr Geld verdienen – im ‚Rüstungsatlas‘ werden sie genannt.
Wer es wissen wollte, wusste es längst: Die paradiesische Touristen-Region Bodensee-Oberschwaben hat auch eine hässliche Seite. Denn „ihr Wohlstand basiert zu nicht unerheblichen Teilen auf der Rüstungsindustrie“, wie der damalige DGB-Regionalvorsitzende Gottfried Christmann schon 2007 erklärte. Und Ältere erinnern sich noch heute der Folgen, als zu Ende des 2. Weltkriegs britische Kampfflugzeuge gezielt die schon damals zahlreichen Rüstungsbetriebe angriffen und nicht nur Friedrichshafen in Schutt und Asche bombten.
Die Bombenschäden sind beseitigt, die Rüstungsindustrie aber ist geblieben. Akribisch listet jetzt der ‚Rüstungsatlas Bodensee‘ , aktuell im Oktober 2010 erschienen, herausgegeben von der unverdächtigen ‚Kampagne gegen Rüstungsexport bei Ohne Rüstung leben‘, unterstützt vom Evangelischen Entwicklungsdienst (EED), auf, wer welche Waffen für wen produziert und wohin exportiert. Die Analysten aus Stuttgart dokumentieren Umsatz- und Beschäftigtenzahlen, nennen Abnehmerstaaten und konkrete Rüstungsprojekte. Die Auflistung ist traurig-beeindruckend, wenn auch nicht vollständig – so fehlt z.B. der Panzer-Hersteller Mowag aus Kreuzlingen.
Vom Eurofighter, dem modernsten NATO-Kampfflugzeug, wird da ebenso berichtet wie von Panzerhaubitzen und Raketenwerfern, von Kampfhubschraubern und Marschflugkörpern, von Drohnen, Panzern, Unterseebooten und Aufklärungssatelliten – das ganze Arsenal moderner Waffen ist am Bodensee im Programm. Und die Liste der wahren Schurkenstaaten auch, an die geliefert wird: China und Georgien, Oman und Pakistan, Saudi-Arabien und Thailand, und das sind nur die am häufigsten genannten. Allesamt Staaten, an die ihrer Menschenrechtsverletzungen wegen nur mit Sondergenehmigung der Bundesregierung geliefert werden darf – die aber wird mit schöner Regelmäßigkeit bedenkenlos erteilt.
Auf 21 Seiten gibt die Broschüre kostenlos Auskunft. Sie kann als PDF-Datei oder gedruckt und gebunden über die Geschäftsstelle von ‚Ohne Rüstung Leben‘ bezogen werden: Arndtstraße 31, 70197 Stuttgart, Tel., 0711608396, Fax 0711 608357, orl-info@gaia.de
Autor: hpk
Inzwischen habe ich auf der Ohne-Rüstung-Leben-Homepage nachgeschaut. Da finde ich den Rüstungsatlas noch nicht. Aber auf http://waffenvombodensee.webnode.com/neuer-rustungsatlas-bodensee-vorabdruck2/ steht ein Vorabdruck (als pdf-Download). Und zum Thema Mowag: http://de.wikipedia.org/wiki/Mowag
Ähnlich auch http://waffenvombodensee.webnode.com/mowag-kreuzlingen/
Freundliche Grüße!
RK
Lieber guter Weihnachtsmann! Ich wünsche mir – bei aller Empörung – ein wenig mehr Sachlichkeit. Tatsache ist doch, dass die Mowag Militärfahrzeuge herstellt. Bestreitest du das etwa? Tatsache ist weiterhin, dass diese Militärfahrzeuge in alle Welt verkauft werden, und in Drittländer weiterverkauft werden. Bestreitest Du das etwa? Tatsache ist weiterhin, dass Waffen auch manchmal eingesetzt werden. Sind sie bis hier her einverstanden? Dann darf man doch – konsequenterweise – die Frage stellen: Wie viele Tote kommen auf 800 hochqualifizierte Arbeitsplätze bei Mowag?
Mowag hat übrigensmehr als 800 qualifizierte Mitarbeiter in Kreuzlingen beschäftigt. Mich würde mal interessieren, was der Autor für einen qualifizierten Job hat. Ach so: „Journalist“ mit der Lizenz zum Moralisieren und Belehren, wie es in linken Kreisen üblich ist. Der Empörismus der linen Bessermenschen kommt ja mittlerweile geradezu inflationär daher, so daß man dieses Zeigefingergeschwätz wirklich nicht mehr ernst nehmen kann.