Alles auf Anfang in der Schullandschaft

Finte oder Panne? Das fragten sich die Mitglieder des Schulausschusses, die sich am vergangenen Mittwoch für zwei Werkrealschulen in Konstanz ausgesprochen hatten, um diesen Beschluss tags darauf im Gemeinderat wieder zu kassieren. Kulturbürgermeister Andreas Osner und die oberste Schulaufsichtsbehörde setzten sich durch.

Zu Beginn des neuen Schuljahrs am 11. September ist also immer noch unklar, wie in Konstanz die Landschaft der Werkrealschulen aussehen wird – behält die Geschwister-Scholl-Schule (GSS) ihre Werkrealschule, wofür sich der Ausschuss für Schulen, Bildung, Wissenschaft und Sport noch am 19. Juli mit 17 zu zwei Stimmen und gegen den Willen von Bürgermeister Andreas Osner ebenso ausgesprochen hatte wie gegen den Ausbau einer zweizügigen Werkrealschule an der Berchenschule? In der Gemeinderatssitzung am letzten Donnerstag, 20. Juli, wurde nämlich alles wieder zurückgefahren.

Denn Andreas Osner überraschte mit der Information über einen wohl hitzigen Mail- und Telefonatwechsel mit dem Leiter des Staatlichen Schulamts Konstanz, Karlheinz Deußen. Der nahm dabei die Rechtsauskunft einer Schulrätin vom Vortag im Ausschuss zurück, wonach die Stadt über den Weiterbetrieb eines kaum nachgefragten Schulzweiges bestimmen könne. Das sei allein Sache der obersten Schulaufsichtsbehörde, teilte Osner mit, der sich dadurch bestätigt sah, denn es haben sich weniger als 16 Schüler in der Klassenstufe fünf der GSS angemeldet.

Grollen im Gemeinderat

Der Unmut quer durch alle GR-Fraktionen war unüberhörbar: Anne Mühlhäußer (FGL) beklagte die „verfahrene Situation, durch die eine dreistündige, tiefgreifende Diskussion zunichte gemacht wird“, Wolfgang Müller-Fehrenbach (CDU), als ehemaliger Schulleiter besonders tangiert, kritisierte den „schlechten Stil“, Jan Welsch (SPD) vermisste eine „aussagekräftige Vorlage, die längst auf unseren Tischen sein müsste“, Christine Finke (JFK) ärgerte sich über die falsche Auskunft und plädierte für eine Rückverweisung in den Schulausschuss, dem sich Anke Schwede (LLK) „mit Bedauern“ anschloss. Und so votierte bei immerhin zehn Enthaltungen auch der Gemeinderat.

Der Geschwister Scholl Schule also stehen noch harte Zeiten bevor. Denn außer den Problemen um den Zweig der Werkrealschule, die jetzt frühstens im Herbst gelöst werden, steht auch eine millionenschwere Sanierung ins Haus. Zu der Frage „Sanierung oder Neubau“ positionierte sich jetzt auch die Schülerschaft: Zwei Vertreter der Schülermitverwaltung übergaben dem OB eine Liste mit 600 Unterschriften von GSS-Schülerinnen und Schülern, die sich für eine Sanierung und gegen einen Neubau ihrer Schule aussprechen.

Kulturbürgermeister Andreas Osner aber, anfangs noch zerknirscht, sieht sich vorerst bestätigt. Er tritt wohl weiterhin für ein Auslaufen der Werkrealschule an der GSS und für den Ausbau der Werkrealschule Berchen zu einem zweizügigen Werkrealschulstandort ein. Und die Panne vom Vortag schien ihm dann letztlich doch in sein Konzept zu passen.

hpk