„Allez!“ zum Alleefest ins Tägermoos

(hr) Der hartnäckige Druck der „Bürger­initiative zur Rettung der Pappelallee im Tägermoos“ hat schluß­endlich zu einem halbwegs verträglichen Ende geführt. Eine ausführliche Dokumentation der Geschehnisse liegt nun vor. Darin ist unter anderem zu lesen: Sogar Behörden lernen dazu, wenn auch notgedrungen. Anlass genug also, zu einem Alleefest einzuladen. Christel Thorbecke, Sprecherin der Initiative, blickt für seemoz noch einmal zurück auf eine Auseinandersetzung, die einen großen Teil der Bürgerschaft diesseits und jenseits der Grenze auf die Barrikaden getrieben hat.


Wir feiern auf unserem Pappelallee-Fest am kommenden Freitag, 22.Juli, um 18 Uhr das erfolgreiche Ende unserer Aktivitäten als Bürgerinitiative. In der Kommission zum Pflegekonzept bleiben Mitglieder von uns vertreten, so lange löst sich die BI nicht ganz auf. Aber es wird ein Schluss-Strich unter die Aktivitäten des vergangenen Jahres gesetzt. Natürlich feiern wir auch den Druck der Dokumentation, die man schon im Konstanzer Stadtarchiv ansehen kann. Denn die Akteure in dieser Dokumentation sind nun Teil der Tägermooser Geschichte geworden. Sie sehen dem Werk schon an, dass es sehr viele Facetten der Anstrengungen einer FREIEN BÜRGERINITIATIVE zeigt, die – hätte man sie nicht dokumentarisch festgehalten – leicht in Vergessenheit geraten können.

Worauf es uns jetzt noch ankommt:

1. Am meisten hat uns die Frage nach dem WARUM dieser völlig sinnlosen und dramatischen Maßnahme, beinahe eine Hälfte der sehr gesunden und außerordentlich beliebten, einzigartigen Pappel-Allee im Tägermoos zu vernichten, vom ersten Tag an bis heute verfolgt! Vielleicht könnte uns eines Tages diese Dokumentation helfen, darauf eine Antwort zu finden. Jeder Mensch, der zum ersten Mal den kahl geschlagenen Teil der Pappelallee betrat, hat sich und uns diese Frage gestellt.

Die Antwort darauf wissen wir immer noch nicht. Das ist eines unserer nicht erreichten Ziele. Eine Antwort auf diese Frage könnten nur die Konstanzer Stadträte an ihre Stadtverwaltung stellen. In einem letzten Brief, der auch in der Dokumentation zu finden ist, baten wir sie darum. Bis heute haben sie diese Rechenschaft nicht eingefordert.

2. Das zweite noch nicht erreichte Ziel ist das Verbot von „Gruppenfällungen“. Hier geht es nicht um ein Verbot erneuter Fällwut ohne Anlass, sondern um das Konzept der von der Stadt Konstanz beauftragten Freiburger Baumpfleger. Das sieht vor, beim Ausfall einer Pappel gleich bis zu zehn Pappeln rechts und links mit zu fällen und neu anzupflanzen. Der Thurgauer Kreisforstingenieur Erich Tiefenbacher drückte seine Meinung dazu so aus: Er wünsche sich „ einen Erhalt der Allee mit schonender Pflege und streng selektiver Fällung einzelner überlasteter Bäume“. (Dokumentation S. 11, Gedächtnisprotokoll eines „Behördengesprächs“.) Das ist auch unser größter Wunsch. Die „Gruppenfällungen“ sind für uns nicht hinnehmbar. Das wirkt auf uns so, als ginge man mit neuem Kahlschlag in die gesunde, gerettete Allee. Wir hoffen, dass die Thurgauer Schutzanordnung diese letzte Änderung, die auch vom WWF Schweiz unterstützt und gefordert wird, noch in ihre sonst so glücksbringende Schutzanordnung übernimmt. Bis jetzt soll laut dem Leiter des Umweltamtes, Herrn Wichmann, diese Variante noch offen sein und in der zu bildenden Kommission für das zukünftige Pflegekonzept kontrovers diskutiert werden.Wir sehen das aber als einen Teil des Alleeschutzes an, unabhängig von Pflegekonzepten!

3. Als Fernziel schwebt uns dann noch unbedingt die Verlängerung dieser schönen, wertvollen Allee von der Galgenbrücke bis zum Ziegelhof vor! Dieser Wunsch hat historische Wurzeln.

Sie sehen, so einfach und friedvoll, wie es den Eindruck macht, geht eine solche dramatische Geschichte nicht zu Ende.

Aber wir haben schon im letzten Jahr mit der überraschenden einstimmigen Zustimmung des Konstanzer Gemeinderates und in diesem Sommer jetzt mit Hilfe der Schweizer Schutzanordnung und der völligen Kehrtwende der Konstanzer Stadtverwaltung sehr viel erreicht: Im Ganzen wurden 14 Pappeln – ein großes Stück Weg bis zum Kuhhorn – gerettet. (Sie tragen den roten Punkt immer noch.) Die zu Unrecht gefällten Pappeln wurden als neue Pappel-Allee nachgepflanzt. Die Hybridpappeln im ganzen Gebiet werden geschützt und keine mehr ohne dringenden Grund und ohne deutsch-schweizerische Absprache gefällt. Eine Hybridpappel, die aus dringendem Grund gefällt werden muss, wird im Bereich des Pappel-Alleen-Schutzes jeweils durch eine Schwarzpappeln ersetzt. Dass es keine Hybridpappeln sein dürfen, die gerade so wunderbar hier gewachsen sind und die zu Unrecht fallen mussten, haben wir bis heute nicht verstanden.

Für die „Bürgerinitiative zur Rettung der Pappelallee im Tägermoos“
Christel Thorbecke (thor.becke@t-online.de) Telefon 07531-3614407


Termin: Alleefest mit kleinem Kulturprogramm am kommenden Freitag, 22. Juli, 18 Uhr am Kuhhorn.

Die professionell gemachte Broschüre „Was war los im Tägermoos? Eine deutsch-schweizerische Bürgerinitiative blickt zurück“, (48 Seiten und reich bebildert) kann bei Christel Thorbecke gegen eine Schutzgebühr von 5.- Euro bestellt werden.