Allweiler: Protest gegen „Sterben auf Raten“

Rund 350 Beschäftigte des Radolfzeller Pumpenherstellers versammelten sich am Mittwoch zur Mittagszeit vor dem Betriebsgelände in der Schützenstraße zu einer Kundgebung, um ein Zeichen gegen den im Werk geplanten Stellenabbau zu setzen. Mit der von der IG Metall Singen angemeldeten Protestaktion wollten sie den großen Unmut bei Allweiler auch nach außen sichtbar machen.

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Alarmiert hatte die Belegschaft im November eine Mitteilung der Geschäftsführung, am Standort in Radolfzell müsse mit einem Abbau von Stellen und betriebsbedingten Kündigungen gerechnet werden. Hintergrund: Das US-Unternehmen Circor, seit 2017 Eigentümer des traditionsreichen Pumpenherstellers, hat jüngst im chinesischen Weihai eine neue Produktionsstätte eröffnet, von der aus künftig der asiatische Markt bedient werden soll. Die Zeche dafür zahlen sollen offenbar nun die Arbeiter und Angestellten im Radolfzeller Werk.

Befürchtet wird eine Verlegung des Angebotswesens und des Ersatzteilbereichs nach Weihai, überdies ist die Rede von fünf Arbeitsplätzen in der Informationstechnik, die nach Indien verlagert werden sollen. Es wäre nicht das erste Mal: In der Vergangenheit hatte es bei Allweiler, wo gegenwärtig noch um die 600 Menschen beschäftigt sind, immer wieder Entlassungen gegeben. „Für uns ist klar, diesem Sterben auf Raten bei Allweiler können wir nicht tatenlos zusehen. Wir werden den Druck weiter erhöhen um weitere Auslagerungen zu verhindern“, kommentierte am Mittwoch Helene Sommer, erste Bevollmächtigte der IG Metall Singen, die Circor-Pläne.

Letztes Wort noch nicht gesprochen

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Über den Verlauf der Protestaktion berichtet die Gewerkschaft in einer Pressemitteilung: „Mit zahlreichen Regenschirmen, Schildern und Bannern ausgestattet setzte sich um 11:30 ein langer Zug aller zu diesem Zeitpunkt im Betrieb Anwesenden in Bewegung, um zur aufgebauten Bühne vor dem Werkstor in der Schützenstraße zu laufen. Begleitet von Trommeln zogen die Mitarbeiter still und entschlossen zur Kundgebung, wo sie bereits von vielen Solidaritätsgästen anderer Metall- und Elektrobetriebe aus dem Bodenseeraum erwartet wurden. Neben einer bewegenden Rede von Stefan Gajer, Betriebsratsvorsitzender bei Allweiler, ergriff auch der langjährige Betriebsbetreuer und Kassierer der IG Metall Singen, Raoul Ulbrich, das Wort: ‚Kurzfristig mag es günstiger erscheinen nun auch noch die IT ins Ausland zu verlagern und so Personalkosten einzusparen, aber langfristig wird diese Entscheidung das Unternehmen teuer zu stehen kommen. Das zeigen die Erfahrung aus vielen anderen Betrieben, in denen solch kurzsichtige Entscheidungen bereits in der Vergangenheit getroffen wurden. Wir werden um jeden einzelnen Arbeitsplatz und Beschäftigten in Radolfzell kämpfen. Das letzte Wort ist hier noch lange nicht gesprochen.‘“

MM/jüg (Foto: IG Metall Singen)