Anschlag auf die Atemwege der Anwohner

Die Konstanzer Aktionsgemeinschaft „Das bessere Verkehrskonzept“ fordert angesichts neuer Luft-Messergebnisse eine Umkehr in der Konstanzer Verkehrspolitik. Denn die Feinstaub-Werte in Konstanz sind die höchsten der Region, höher noch als die im Ballungsraum Zürich. Gerade noch rechtzeitig zur neuerlicher Verzögerungstaktik der Stadtverwaltung – ein Masterplan Mobilität soll erst in zwei Jahren präsentiert werden – sollte „die Verkehrsplanung dringend der aktuellen Lage angepasst werden“.

„Die Stadt Konstanz hat mit der Erweiterung des LAGO Parkhauses eine Verkehrsplanung bewilligt, die weder den massiven Zuwachs des Einkaufverkehrs noch die aktuellen Luftschadstoffmessungen berücksichtigt“, schreiben die Initiatoren der Konstanzer Aktionsgemeinschaft „Das bessere Verkehrskonzept“, Dr. Günther Schäfer, Dr. Sabine Seeliger und Marco Walter. Unterstützt werden sie in ihrem aktuellen Appell von den Vorsitzenden der Schweizer und Deutschen Verkehrsclubs, Bernhard Wittlinger und Wolfgang Schreier.

Und weiter: „Die verantwortlichen Politiker behaupten, dass die Luft sauberer geworden sei. Das ist nur die halbe Wahrheit, wie die aktuellen Messungen von „Ostluft“ im Jahr 2011 erneut bestätigt haben. „Ostluft“ misst seit einigen Jahren die Luftbelastungen im Auftrag der Ostschweizer Kantone. Die gesetzlichen Grenzwerte werden für NO2 und Feinstaub entlang aller Straßen mit über 10.000 Fahrzeugen pro Tag nach wie vor nicht eingehalten und sind vor allem innerhalb der Städte und am Bodensee teilweise massiv überschritten. Dort staut sich die Dreckluft bei windstillen Inversions-Wetterlagen an vielen Tagen im Jahr. Die Ergebnisse von „Ostluft“ bedeuten, dass in Konstanz im Bereich Laube und Bodanstraße sogar mit höherer Feinstaubbelastung als in Zürich zu rechnen ist.“

Wo stehen und was messen die Messstationen?

Das läge vor allem an der Position der Messstationen, kritisieren die Konstanzer Verkehrsexperten. „Während die Messstation in Konstanz am Schulhof der Wallgutschule die städtische Hintergrundbelastung erfasst, steht die einzige Messstation in der Ostschweiz, an der eine höhere Feinstaubbelastung als in Konstanz gemessen wurde, direkt an einer Hauptverkehrsachse von Zürich, in 3 m Abstand zum Fahrbahnrand! Würden in der aktuellen Verkehrssituation auch in Konstanz Messungen an Laube und Bodanstraße in unmittelbarer Nähe zum Fahrbahnrand durchgeführt, so würde der gesundheitsschädliche und rechtswidrige Zustand offensichtlich.

Abhilfe schaffen soll laut Verkehrsplanung der provisorisch verkehrsberuhigte Geschäftsbereich. Dieser Langsamfahrbereich soll abschrecken und Durchgangsverkehr auf die Laube verlagern. Damit soll Platz geschaffen werden für den abfließenden Verkehr aus dem Lago-Parkhaus, der dann von der Bodanstraße weg in den verkehrsberuhigten Bereich (!) geleitet werden soll. Aber: Gibt es eigentlich noch verlagerbaren Durchgangsverkehr auf dem Bahnhofsplatz? Schon jetzt bewegt sich der Durchgangsverkehr in Richtung Fähre nicht mehr auf der Bodanstraße und dem Bahnhofvorplatz, da alle Ortskundigen wissen, dass zur Hauptverkehrszeit dort kein Durchkommen ist. Und nur Ortskundige können von einem künftigen zusätzlichen Hindernis vor dem Bahnhof Kenntnis haben und dieses dann umfahren.“

„Der Verkehr muss vor der Altstadt abgefangen werden“

Eine so rücksichtslose Planung sei verkehrspolitisch und städtebaulich unverantwortlich und verschwende öffentliche Mittel. Eine solche Planung sei wegen der zusätzlichen Schadstoffbelastung ein Anschlag auf die Atemwege der Anwohner, kritisiert die Aktionsgemeinschaft und verlangt deshalb von der Stadt Konstanz, die Verkehrsplanung der veränderten Situation anzupassen. „Verkehrsmenge und Luftbelastung müssen durch wirksame Maßnahmen verringert werden. Anstatt vor dem Bahnhof ein untaugliches Provisorium zu errichten, das seine zugedachte Funktion gar nicht mehr erfüllen kann, muss dringend mehr Verkehr außerhalb der Altstadt abgefangen werden. Wichtige Vorschläge dazu sind im städtischen Konzept „ruhender Verkehr“ bereits beschlossen, wurden bislang jedoch nicht umgesetzt.“

Autor: PM/hpk