Antroposophen wollen schon wieder Geld

Heute wird im Konstanzer Jugendhilfeausschuss nicht nur über die Tagesbetreuung für Kinder und den Ausbau von Kindertageseinrichtungen diskutiert – vor allem der nichtöffentliche Punkt könnte für heftige Diskussionen sorgen. Der Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik hat sich offensichtlich völlig verkalkuliert und will erneut einen satten Zuschuss für die Erweiterung seines Kindergartens um eine Kleinkindgruppe

Ende 2011 stand das Thema erstmals auf der Tagesordnung – der Gemeinderat genehmigte mit großer Mehrheit einen Zuschuss von knapp 300 000 Euro für die Antroposophen. Vor allem der damalige OB Horst Frank setzte sich für die esoterische Sondergemeinschaft ein. Lediglich Anselm Venedey (FWG) und Holger Reile (LLK) votierten entschieden dagegen.

Vereinbart war, nach der erfolgten Erweiterung des Waldorfkindergartens die dann dazu kommenden Plätze für Kleinkinder zum 1.9.2012 zur Verfügung zu stellen. Doch nichts passierte, von einem Ausbau konnte keine Rede sein. Daraufhin gab es Gespräche zwischen der Stadtverwaltung und dem Verein. Die Waldorfianer sollen zugesichert haben, den Ausbau bis Ende 2012 fertig zu stellen.

Im Sommer 2012 wurde ein wenig am Fundament herum gewerkelt, dann aber war wieder Schluss und der Bauplatz entwickelte sich zu einer Schlafbaustelle. Ein neuer Termin wurde genannt: Mitte 2013. Schnell wurde klar, dass auch daraus nichts wird und dem Verein wohl die Kosten davon laufen. Bestätigt wurde diese Vermutung durch die Information eines Waldorf-Insiders, der der seemoz-Redaktion wichtige Hinweise gab, aber seinen Namen nicht preisgeben möchte.

Fakt ist: Der Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik hat sich mit seinem Architekten überworfen. Nun wurde ein zweiter Architekt ins Boot geholt, der das Projekt zum Abschluss bringen soll. „Der Verein hatte das von Anfang an nicht im Griff“, so der Informant gegenüber seemoz, „die sind völlig blauäugig“. Alleine der Architektenwechsel könnte Mehrkosten von bis zu 40 000 Euro verursachen. Angeblich soll nun die Stadt nochmal mehr als 100 000 Euro nachschießen, damit aus dem Projekt überhaupt noch etwas wird.

Ein klarer Fall von Misswirtschaft, hervorgerufen durch Ahnungslosigkeit und fahrlässige Naivität aller Beteiligten? Es sieht so aus. Eine wichtige Frage wird sein: Wie entscheidet heute der gemeinderätliche Ausschuss über dieses Fass, das immer bodenloser wird? Schiebt man den ideologischen Traumtänzern erneut viel Geld über den Tisch? Und: Warum wird darüber eigentlich in nichtöffentlicher Sitzung verhandelt? Schließlich geht es um Steuergelder in beträchtlicher Höhe.

Autor: Redaktion