Appell an den Gemeinderat: Shuttle statt Stau
Die Konstanzer Aktionsgemeinschaft „Das bessere Verkehrskonzept“ legt nach. Sie fordert einen Parkplatz am Nordende der Schänzlebrücke, kombiniert mit einem Express-Busdienst für Besucher und Kunden der Innenstadt. Nur so könne der Verkehrskollaps in der Bodanstraße vermieden werden. Rechtzeitig vor der entscheidenden Gemeinderats-Sitzung am kommenden Donnerstag liefert sie damit Argumente gegen die geplante Aufstockung des Lago-Parkhauses. Gerade noch rechtzeitig?
‚Das bessere Verkehrskonzept‘ fordert einen Planungsstopp für die Parkhauserweiterung am Lago und einen Runden Tisch mit allen Betroffenen, um ähnliche Fehlplanungen wie beim Konzerthaus zu vermeiden. „Erst Alternativen prüfen, dann entscheiden und Konfrontationen wie bei Stuttgart 21 vermeiden“ so die Losung der Aktionsgemeinschaft. Und sie zitiert aus der stadteigenen ‚Verkehrsuntersuchung Bodanstraße‘: „Dadurch, dass die [Bus-]Verspätungen zum überwiegenden Anteil nur aufgrund der Verkehrssituation an der Bodanstraße entstanden sind, ist der Nachweis erbracht, dass eine punktuelle Pkw-Überlastung zum Zusammenbruch des ÖPNV führt.“
Mit diesem Zitat sei der Nachweis erbracht, dass die Stadtverwaltung es besser wissen müsste als dem Gemeinderat die Zustimmung zur Erweiterung des Parkhaus Lago zu empfehlen.“Die Stadtverwaltung – und wahrscheinlich alle Gemeinderäte – wissen, dass sie, wenn sie mehr Verkehr in der Bodanstraße zulassen, das Konstanzer Bussystem zum Zusammenbruch bringen. An jedem Stautag.“ Die Alternative der Aktionsgemeinschaft deshalb, kurz und bündig formuliert: „Express-Shuttle mit Park&Ride am nördlichen Schänzlebrückenkopf statt Steigerung der Verkehrslawine in der Bodanstraße mit absehbarem Zusammenbruch des ÖPNV im Stadtgebiet.“
Und weiter heißt es in der Pressemitteilung: „Stautage wird es, wenn die Parkplätze gebaut sind, wesentlich mehr geben. Dauerhafte Parkplätze werden im Gegensatz zu Überlaufparkplätzen beworben und belegt – sonst wäre der Bauherr nicht scharf darauf, Geld auszugeben, sondern würde alles so lassen, wie es ist. Die Voraussetzung, dass der Altstadtring den Mehrverkehr überhaupt aufnehmen kann, ist, dass die Maßnahmen „Begegnungszone Bahnhofsplatz“ und Tempo 30 auf der Laube umgesetzt werden. Sowohl Gutachter als auch Stadtverwaltung streichen dies heraus. Tempo 30 auf der Laube ist mit Verbotsschildern nicht durchsetzbar und die Einrichtung einer echten Begegnungszone am Bahnhofsplatz ist angesichts der mittelfristigen Finanzlage nicht umsetzbar. Der Mehrverkehr bleibt also auf der Bodanstraße“.
Die Befürworter der Parkhaus-Erweiterung argumentieren, dass durch die besseren Einfahrten in die Parkhäuser der Andrang zwischen 10 und 12 Uhr schneller von der Straße geholt werden könne. ‚Das bessere Verkehrskonzept‘ hält dagegen: „Die größten Busverspätungen treten nicht zwischen 10 und 12 Uhr auf, sondern bei der Parkhausleerung. Gemessen wurden 113 Verspätungsminuten zwischen 10 und 12 Uhr, aber 375 Verspätungsminuten zwischen 14 und 16 Uhr. (Amt für Stadtplanung, 2007).“
Erstes Fazit: Mehr ausfahrende Autos am Nachmittag verstopfen die Bodanstraße
Die Maßnahmen zur Verlagerung des Verkehrs werden nicht umgesetzt. Durch die Überlastung der Straßen mit Pkw bricht der Busverkehr zusammen. „Im Gegensatz zu Autofahrern, die nur unmittelbar im Stau betroffen sind, haben Busverspätungen systemische Auswirkung: Im ganzen Stadtgebiet – vom Paradies bis Wollmatingen, von Allmannsdorf bis Dettingen – stehen an 240 Bushaltestellen Bürgerinnen und Bürger und warten auf Busse, die in der Bodanstraße stecken. ÖPNV zeichnet sich zudem durch Vertaktung aus. Die Busse der Stadtwerke sind abgestimmt auf Seehas, Regionalexpress, Katamaran, Fähre und VHB-Busse. Wer wieder und wieder seinen Anschluss verpasst, weil die Busse unberechenbar werden, wird dieses Verkehrsmittel nicht mehr nutzen.“
Zweites Fazit: Die Parkhauserweiterung geht zu Lasten des ÖPNV
„Und zu Lasten von Radfahrern und Fußgängern. Und damit zu Lasten der Mehrheit und zu Lasten derjenigen, die sich rücksichtsvoll und umweltschonend verhalten, nämlich den ÖPNV nutzen wollen oder auf diesen angewiesen sind.“
Und die Kritiker lassen auch das Problem der Luftschadstoffe nicht aus. „Was nicht passt, wird passend gemacht.“ – selten war ein Gutachten so offensichtlich nach diesem Motto gestrickt wie das aktuelle vom Investor beigebrachte Luftschadstoffgutachten (TÜV Süd Industrie Services). Das letzte passend gemachte Gutachten war bezeichnenderweise bei der ersten Lago-Parkhausdebatte im Spiel. Da hatten die Gutachter behauptet, es gäbe durch die zusätzlichen Parkplätze keinen Mehrverkehr. Dieser Witz ist vom Tisch. Ebenso ist die neue Behauptung, dass der Feinstaub-Grenzwert an der Straße an maximal 15 Tagen überschritten wird, eine Lachnummer. Schon die Hintergrundbelastung ist in den meisten Jahren höher – dieses Jahr hatten wir abseits des Verkehrs an der Messstation Wallgutschule schon 17 Tage.“
So sieht die umweltverträgliche Lösung der Konstanzer Aktionsgemeinschaft ‚Das bessere Verkehrskonzept‘ aus: „Park & Ride Platz am nördlichen Schänzlebrückenkopf mit Express-Shuttle in die Innenstadt. Parken auf dem Park & Ride-Platz sowie Express-Shuttle kostenlos, finanziert durch eine Sonderabgabe auf innerstädtische Parkplätze. Mit einem solch drastischen Preisunterschied zwischen teurem Parken in der Innenstadt und kostenlosem Parken und schnellem Transfer von der Schänzlebrücke aus wird der Anreiz zum Umsteigen groß genug sein. In einem Gelenkbus brauchen 144 Personen 18 Meter Straße. Dieselbe Anzahl Personen zu zweit in Autos dürfte in etwa die ganze Bodanstraße einnehmen.“
Was sich jedoch bei den Befürwortern des Lago-Parkhauses zeigt, ist die gleiche fatale Mentalität, die auch schon die Konzerthaus-Befürworter an den Tag gelegt haben: Sachverstand und Gutachten, die den Verkehrskollaps prognostizieren, werden ignoriert zugunsten eines „Wir wollen es aber trotzdem, und es wird schon irgendwie gut gehen“. Eine weitere Parallele zum Konzerthaus ist, dass die Befürworter selbst zugeben, dass der Standort nicht gut ist, sie ihm jedoch zustimmen, weil es der einzige ist, der zur Diskussion steht.
Daher appelliert die Aktionsgemeinschaft an den Gemeinderat: „Ermöglichen Sie den Fortbestand eines attraktiven Busverkehrs im Takt auch an Tagen mit starkem Besucherandrang. Stimmen Sie keinem vermeintlich kleinen Übel zu, weil die Stadtverwaltung keine Alternativen vorschlägt. Prüfen Sie eine intelligente und effiziente Express-Shuttle-Lösung, bevor Sie eine für die Stadt und damit für die Allgemeinheit teure Fehlentscheidung treffen. Nutzen Sie das Fachwissen der Konstanzer Verkehrs- und Stadtplaner und fragen Sie, welche Lösung effizient und umweltgerecht ist – der grüne OB wird doch nicht erneut die Experten von der öffentlichen Diskussion fernhalten.“
Autor: PM
Nix für ungut – wenn ich Bus fahren muß, dann nervt der Stau.
Aber als Fußgänger und auch Fahrradfahrer kann ich mich an den Konstanzer Staus im Allgemeinen erfreuen, da brechen meine niederen Instinkte wie Häme und Schadenfreude an die Oberfläche 😉
Im Ernst: Politik ist in den letzten Jahren ziemlich „abtörnend“, da sich die Politiker mehr und mehr durch heiße Luft und ignorantes, un“nachhaltiges“ Handeln auszeichnen. Logik steckt nicht mehr dahinter. Einfach nur Macht, und die rücksichtslosesten scheinen die besten Chancen zu haben. Wissenschaftlich ist nachgewiesen, daß Intelligenz und die Fähigkeit für Selbstkritik proportional zusammenhängen, und Selbstkritik und Fachwissen nehmen immer mehr ab in der Politik. QED. 😉
An einem ganz normalen sommerlich warmen Samstagabend haben wir mit dem PkW vom Parkhaus Lago bis nach Steißlingen exakt 110 Minuten gebraucht (von 18 Uhr bis fast 20 Uhr!). Es wäre uns eine besondere Freude gewesen, den „grünen“ Konstanzer OB mit im Auto zu haben, damit er unsere abendfüllende Stauerfahrung live hätte miterleben können!
Wir jedenfalls werden Konstanz an Samstagen weiträumig umfahren und unser Geld woanders ausgeben!