Ärzte-Exodus bei den Herzkliniken
Den Herzkliniken in Konstanz und Kreuzlingen laufen die Ärzte davon, will man den Meldungen in Schweizer Blättern und der ‚Stuttgarter Zeitung‘ glauben: Sechs Kardiologen haben demnach Ende vergangenen Jahres ihre Kündigung eingereicht, darunter zwei Oberärzte. Damit sei – so wird geunkt – die Funktionsfähigkeit des Herzzentrums ab März infrage gestellt. Die Doktores wollen offensichtlich nicht in den Strudel der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen hinein gezogen werden, die Ende Januar zu einem vorläufigen Ende kommen dürften
Die Klinikleitung hingegen bestreitet, dass es eine „Kündigungswelle“ gebe. Die „Fluktuationsrate“ habe 2013 vielmehr „im langjährigen Vorjahresdurchschnitt“ gelegen. Um die Abgänge auszugleichen, habe man in den vergangenen Wochen „mehrere erfahrene Ärzte für verschiedene Abteilungen rekrutieren“ können. Die Herzkliniken seien auch nach dem Weggang von zunächst sechs Kardiologen noch leistungsfähig, so das Herzzentrum.
Infarkt in der Klinik?
Auf seiner funkelnagelneuen website – ganz auf Patienten-fishing ausgerichtet und offensichtlich bemüht, verlorenes Image zurück zu gewinnen – allerdings sucht das Herzzentrum dringend Ärzte. Und rühmt sich: „Nur ausgewählte Teams ärztlicher Spezialisten arbeiten in den einzelnen Fachdisziplinen…“. Bloß – bei einem Aderlass von gleich sechs Spitzen-Medizinern dürfte es der Klinikleitung um Martin Costa und seiner Frau Antoinette Airoldi schwer fallen, den anerkanntermaßen hohen Standard auch nur kurzfristig zu halten. Denn sonst stünde die Kardiologie am Ende des 1. Quartals mit nur noch einem Chefarzt, zwei Oberärzten und einem Assistenzarzt da und wäre wohl kaum arbeitsfähig.
Und ob dann der „Versorgungsauftrag“ noch gehalten werden kann, scheint fraglich. Durch den Versorgungsauftrag ist geregelt, welche Leistungen einzelne Krankenhäuser erbringen dürfen und müssen (Versorgungsverträge). Einen solchen Vertrag hat die AOK Baden-Württemberg zusammen mit anderen Kassen mit der Konstanzer Klinik geschlossen; und nur dadurch ist auch in der Luisenstraße die Versorgung von Kassenpatienten möglich. Eine Kündigung dieses Vertrages könnte die Existenz der Konstanzer Klinik ernsthaft gefährden.
Was sind die wahren Gründe?
Ob nun der Exodus der Ärzte in solcher Existenzangst begründet ist oder ob sie schlicht befürchten, in den Strudel der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen hinein gezogen zu werden, bleibt offen. Immerhin berichtet Seemoz seit sechs Monaten über zahlreiche Vorwürfe gegen die beiden Herzkliniken: Da geht es um die Beschäftigung von Ärzten ohne Approbation, die Verwendung nicht zugelassener Herzklappen, es geht um Leichenschmuggel und um mutmaßliche Missstände in der Notfallversorgung. Auch um die Abrechnung von Sozialversicherungsbeiträgen gab es zuletzt Untersuchungen der Ermittlungsbehörden beiderseits der Grenze. Die Klinikchefs dementieren alle diese Vorwürfe.
Der letzte Stand der Dinge: Die Staatsanwaltschaft Konstanz hat die Untersuchungen „einzelner Ermittlungsstränge“ vorläufig abgeschlossen, so der amtierende Pressesprecher Otto Röding gegenüber seemoz. Die Untersuchungsakten seien zur Stellungnahme den Anwälten der Gegenseite zugegangen – deren Frist läuft Ende Januar ab.
Autor: hpk
Weitere Links:
Ermittlungen gegen Herzklinik vor dem Abschluss?
Herzklinik: Das fragwürdige Zögern der Behörden
@Eddy
Ein perfides System wird immer zu einem großen Stück von Mitläufern, Wegguckern und Abnickern mitgetragen und am Leben gehalten. Das eigene Gewissen dazu zu befragen – ein guter Anfang.
Ohne hier jemandem etwas unterstellen zu wollen aber was steckt wohl dahinter, wenn ein grenzüberschreitendes Privatunternehmen eine Tochtergesellschaft gründet, mit dieser interne Geschäfte abwickelt und diese dazu noch in einem steuerlich deutlich vorteilhafteren Kanton ansiedelt? Man kann ja vieles vermuten, aber was sicher nicht zutrifft sammelt sich unter dem Begriff Transparenz.
Wir wissen vermutlich beide nur zu gut, sollten noch mehr Ärzte und med. Personal die Klinik verlassen wird es genügend „Egoshooter“ auf dem Arbeitsmarkt geben, welche genau diese Lücke schließen um persönlich davon profitieren zu können – wenn auch nur kurzfristig.
Moral und Wertevorstellung ist mittlerweile im gesamten Gesundheitssystem abhanden gekommen.
Wahrscheinlich hilft es mehr, zu bleiben und die staatsanwaltlichen Ermittlungen abzuwarten.
Schon jetzt ist die kardiologische Versorgung streckenweise nicht mehr gesichert,es gab bereits Tage, in denen über Stunden kein Kardiologe mehr in der Kreuzlinger Klinik anwesend war. Das wird sicher nicht besser, wenn die ärztlichen Mitarbeiter im Februar bzw. März weg sind!
Ärzte mehrerer Fachrichtungen haben ihre fertige Kündigung bereits in der Tasche,werden diese auch einreichen, wenn man diese Geschäftsführung nicht endlich in ihre Schranken verweist und dafür sorgt, dass die Klinik von integeren und fähigen Personen geführt wird!
Auch manche Chefärzte müssen sich fragen lassen, wo ihre Verantwortung gegenüber Mitarbeitern und Patienten bleibt: Führungsqualität,Verantwortungsbewusstsein,Mut und Entschlossenheit sieht anders aus! Hat die Geschäftsführung etwas gegen sie in der Hand oder was ist der Grund für dieses klägliche Bild, das sie bieten?
Die Clique Costa-Maas-Airoldi macht so weiter wie bisher,es wird beschönigt,beruhigt und vertuscht, wo doch Aufarbeitung und Selbstkritik gefragt wäre – und das Ziehen persönlicher Konsequenzen. Diese Geschäftsführung müsste schon längst angesichts der Fülle an Ermittlungen und Vorwürfen (die ja nicht aus der Luft gegriffen sind) ihre Ämter ruhen lassen,bis alles von den Juristen lückenlos aufgeklärt ist.
Wenn es dabei wieder durch den Filz zwischen Politik und Klinikleitung
zur Vertuschung kommen sollte, dann wird dies von den Mitarbeitern nicht toleriert werden.
Die Klinik wird in den nächsten Wochen/Monaten zunehmend von innen her durch Weggang (von fähigen!) Mitarbeitern arbeitsunfähig werden – was dann?
Die Politik muss sich beeilen und Konsequenzen ziehen, bevor es zu spät ist!
Die ärztliche Versorgung ist bereits jetzt schon nicht mehr gegeben.
Die rekrutierten Ärzte in der Anästhesie und Herzchirurgie helfen in der Kardiologie wohl kaum und wenn ärztliche Kollegen Hilfe im Herzkatheter brauchen und der Chefarzt vor Überlastung nicht helfen kommen kann bzw. weil er in der anderen Klinik festhängt ist das ja wohl mehr als ein Zeichen, das bereits jetzt schon die ärztliche Versorgung nicht gewährleistet ist…
Aber da die Chefärzte der Kardiologie genau so im Boot sitzen wie Costa und Maass werden sie wohl kaum zum Wohle der Patienten entscheiden, sondern zum Wohle der Klinik bzw. ihrer selbst…
Ärzte sind wir alle geworden um Patienten zu helfen und nicht um -wie früher in D die Wehrmachtsoffizierer blind einem Österreicher aufgrund der Befehlskette folgend- der administrativen Leitung zu folgen. Jeder Arzt sollte mal sein Gewissen zumindest teilweise mal einschalten…