Auf die Räder, fertig, los

Am 22. Juni beginnt das diesjährige Stadtradeln – auch in der jüngst als fahrradfreundlich ausgezeichneten Kommune Konstanz. Bis 12. Juli zählt jeder Meter, also registriert Euch und gebt alles!

Die Veranstalter beschreiben Ihr Anliegen folgendermaßen:

„Klimaschutz und die Förderung des Radverkehrs: Das sind die Ziele der Kampagne Stadtradeln. Organisiert wird das Stadtradeln vom Klima-Bündnis – mit über 1.700 Mitgliedern in 26 Ländern das größte kommunale Netzwerk Europas, das sich für den Schutz des Weltklimas einsetzt. Die Stadt Konstanz radelt auch in diesem Jahr mit und tritt für ein gutes Klima in die Pedale. Ziel ist es, mehr Menschen für das Radfahren zu begeistern.

Gesund für Mensch und Umwelt

Beim Umstieg vom Auto aufs Fahrrad werden klimaschädliche Emissionen reduziert und die Umwelt entlastet. Zudem hat Fahrradfahren eine positive Wirkung auf die Gesundheit und stärkt das Immunsystem – so können Umwelt und Gesundheit gleichzeitig erhalten werden.

Ob RadfahrerIn aus Überzeugung, FahranfängerIn auf dem Rad, Pedelec-Fan, SportradlerIn, Fahrradmietsystem-NutzerIn oder Lastenrad-EinkäuferIn: Jeder Kilometer, der auf dem Fahrrad zurückgelegt wird, zählt. Für alle, die gemeinsam für Konstanz Kilometer sammeln, neue Wege erkunden, das Klima schonen sowie fit und gesund bleiben wollen, heißt es also vom 22. Juni bis 12. Juli: Rauf auf die Räder!

Alle können mitmachen, allein oder im Team. Radelnde können sich über die Stadtradeln-Seite unter www.stadtradeln.de/konstanz registrieren, einem Team beitreten oder selbst eines gründen und dann während des Aktionszeitraums ihre zurückgelegten Kilometer eintragen.“

Konstanz ist fahrradfreundliche Kommune

„Konstanz erhielt als erste Kommune für die herausragende Radverkehrsförderung die 2020 eingeführte Landesauszeichnung in Silber. Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn und der städtische Radbeauftragte, Gregor Gaffga, haben die Anerkennung am 1. Juni 2022 beim Radkongress in Mannheim entgegengenommen. Überreicht wurde sie von Verkehrsminister Winfried Hermann und Staatssekretärin Elke Zimmer.

‚Wir freuen uns sehr über diese besondere Auszeichnung als beste Stadt der letzten zwei Jahre, die sich dem Verfahren gestellt hat. Wir machen mit unserem Handlungsprogramm Radverkehr ein starkes Stück der Mobilitätswende und treiben diese weiter voran. Die Infrastruktur mit dem Radwegenetz, der Radwegweisung und den Abstellanlagen, z.B. mit dem Fahrradparkhaus mit Servicestation am Bahnhof, muss dazu weiter ausgebaut werden. Der Erfolg ist Ansporn und Herausforderung. Er motiviert uns als Verwaltung und bestätigt wieder einmal die engagierte Arbeit in die mehrfach ausgezeichnete Radkultur von Konstanz. Die Ressourcen, wie Personal und Finanzmittel, sind vom Gemeinderat effizient eingesetzt. Das Land unterstützt uns zudem mit attraktiven Fördermitteln die wir weiter nutzen sollten, um unsere Projekte zu planen und umzusetzen‘, hält Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn fest.

Der Prüfbericht zur Auszeichnung bestätigt die Konstanzer Radkultur: ‚Es überzeugte nicht nur der hohe Radverkehrsanteil, der sich innerhalb von elf Jahren von 24 % (2007) auf 34 % (2018) gesteigert hat, sondern auch die Selbstverständlichkeit, mit der das Fahrrad offenkundig in allen Altersgruppen genutzt wird.‘ Konstanz hat in allen abgefragten sieben Handlungsfeldern sehr gut abgeschnitten.“

Es bleibt viel zu tun

Einige unter uns RadfahrerInnen, die sich immer wieder unter akuter Lebensgefahr auf den lächerlich schmalen Radwegen an Theater oder Musikschule vorbeiquetschen müssen oder an einem lauen Sommertag verzweifelt in der Innenstadt nach einem freien Fahrradbügel suchen, werden angesichts dieser Auszeichnung höhnisch auflachen: Wenn die Verwaltung vom Fahrradparkhaus mit Servicestation am Bahnhof spricht, lobt sie ein Projekt, das (wenn überhaupt jemals) frühestens in zehn Jahren fertig sein wird, und Lösungen für die meisten anderen Problemstellen, die ja schon längst bekannt sind, sind ebenfalls nicht in Sicht. Der Grund dafür ist einfach: Eine grundlegende Verbesserung der Infrastruktur für RadfahrerInnen und FußgängerInnen wäre nur dann möglich, wenn dafür dem motorisierten Verkehr inner- wie außerhalb der Städte und Gemeinden Flächen weggenommen und mit einigem Finanzaufwand umgewidmet würden.

Doch die Bereitschaft dazu ist trotz aller Lippenbekenntnisse gering, und oft finden sich wohl auch im föderalen Gerangel zwischen Bund, Ländern, Kommunen und gar der im Zusammenbruch befindlichen Bahn genug Schlupflöcher, sich vor der Verkehrswende zu drücken. Wer sich vor Augen hält, welche Anstrengungen und Gelder etwa in den Ausbau der Bundesstraße gesteckt werden, und dann sieht, dass die zeitnahe Einrichtung einer zusätzlichen Fahrradspur auf der alten Rheinbrücke Ewigkeiten debattiert werden muss, kann all diese Absichtserklärungen kaum ernst nehmen. Natürlich ist es lobenswert, einen Bordstein am Arbeitsamt abzusenken oder den Verkehrsfluss klärende Markierungen aufzutragen, aber das sind eher Schönheitsreparaturen und keine echte Wende.

Wer eine Fahrradstadt sein (oder zumindest werden) will, und leuchtende Beispiele dafür gibt es ja neben Kopenhagen gerade in den Niederlanden genug, muss erheblich mehr investieren, und zwar sowohl politischen Willen als auch Geld. Ganz abgesehen davon, dass die AnwohnerInnen selbst der grünsten Stadtviertel vorhersehbar ein markerschütterndes Kriegsgeheul anstimmen werden, wenn eines hoffentlich nahen Tages Auto- in Fahrradparkplätze umgewandelt werden sollen.

Texte: MM/red, Bild: Klima-Bündnis