Auflösung: Wer war’s (63)
Am vergangenen Freitag fragten wir nach der österreichischen Widerstandskämpferin Maria Stromberger (1898–1957). Aus dem Internierungslager schrieb sie 1946 an den polnischen Widerstandskämpfer und Ex-Häftling Edward Pys: „Wissen Sie, ich bin mitten unter Nazis, SS, Gestapo!! Ich als ihr größter Feind! Und muss ihre Redensarten tägl. anhören über die ‚Ungerechtigkeit‘ u. ihre Klagen, was die Menschen jetzt mit ihnen tun. Dann stehen vor meinem geistigen Auge die Erlebnisse von Auschwitz!! Ich sehe die Feuerscheine der Scheiterhaufen! Ich verspüre den Geruch verbrannten Fleisches in der Nase, (…) die würgende Angst, welche ich jeden Morgen um Euch gehabt habe (…), ich könnte diesen hier ins Gesicht schreien und blind auf sie losgehen. Das Tollste daran ist, dass ich noch still sein muss, sonst boykottieren sie mich noch.“
Stromberger hatte nicht nur im Umgang mit den KZ-Häftlingen Zivilcourage gezeigt, sondern auch in der direkten Auseinandersetzung mit der Lagerleitung: Als Mitte 1944 in der sogenannten Aktion Höss in Auschwitz die Ermordung von über 400.000 ungarischen JüdInnen vorbereitet wurde, verweigerte sie die Unterschrift unter ein Papier, welches das Sanitätspersonal dazu verpflichtete, „mit allen Kräften und Mitteln“ daran mitzuarbeiten. 1947 trat sie in Warschau als Zeugin der Anklage gegen den kurz darauf hingerichteten Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höss auf. Sein Adjutant Robert Mulka, der für die Beschaffung des Giftgases Zyklon B und den Transport der Gefangenen in die Gaskammern verantwortlich war, wurde 1965 zu vierzehn Jahren Zuchthaus verurteilt, 1966 jedoch wegen Haftunfähigkeit entlassen.
Es dauerte lange, bis Strombergers Widerstandsarbeit öffentlich gewürdigt wurde. In Bregenz erinnert heute ein Straßenname an sie sowie eine Station auf dem Gedenkweg Widerstand und Verfolgung 1938–1945 (seit 2002) und das 2015 eingeweihte Widerstands- und Deserteursmahnmal am Sparkassenplatz. brm