Aus für das „Tweer Hotel Goldener Adler“

„Ab Januar nehmen wir keine Buchungen mehr an“ erklärt die freundliche Telefonstimme an der Rezeption vom „Tweer Hotel Goldener Adler“ in Konstanz-Wollmatingen. Damit bestätigen sich Gerüchte, die seit Tagen durch die Stadt schwirren: Das Hotel wird geschlossen, umgebaut und im Frühsommer 2011 „irgendwie“ wieder eröffnet. Als Appartement-Hotel? Als Senioren-Residenz? Thomas Tweer, über die FVT Finanzholding GmbH noch Besitzer des Hotels, wollte seemoz gegenüber keine Auskunft geben.

Das hat womöglich mit der „Konstanzer Maultasche“ zu tun. Dieser Preis, gestiftet von einer Gruppe kritischer Gewerkschafter, Lokalpolitiker und Journalisten, wurde im Juli 2010 erstmals für besonders Arbeitnehmer-unfreundliches Arbeitgeberverhalten verliehen. Ganz in der Tradition des ersten Maultaschen-Skandals, der bundesweit für Aufsehen sorgte und Konstanz den zweifelhaften Ruf einer „Stadt der sozialen Kälte“ bescherte.

Erster Preisträger war Thomas Tweer. In der Folge gab es juristische Auseinandersetzungen zwischen Tweer einerseits und der Gewerkschaft sowie einigen Presseorganen – darunter auch seemoz – andererseits, die damit endeten, dass die Gewerkschaft ver.di einen von vielen Vorwürfen korrigierte. Immerhin aber noch heute für Thomas Tweer Grund genug, seemoz jegliche Information zu verweigern.

Doch soviel scheint sicher: In einer Mitarbeiter-Versammlung vor wenigen Tagen wurde den

Beschäftigten eröffnet, dass es den „Goldene Adler“ ab der Jahreswende 2010/2011nicht mehr geben wird. Gut ein Dutzend Beschäftigter verliert den Arbeitsplatz, von den drei Auszubildenden suchen einige, so die Auskunft der IHK, bereits neue Lehrplätze. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) war übrigens ebenso wie die DEHOGA, der deutsche Hotel- und Gaststättenverband, in Konstanz von der Geschäftsaufgabe Tweers völlig überrascht.

Seit drei Generationen war der Name „Tweer“ in der Konstanzer Hotellerie ein Begriff. 1971 übernahm die Familie W. und Ch. Tweer den elterlichen Gasthof „Adler“, einen traditionellen Hotelbetrieb mit Restaurant, und baute ihn zu einem Vier-Sterne-Hotel aus. Ob das Restaurant verpachtet oder in Eigenregie weitergeführt wird, ist ebenso unklar wie die Zukunft des Hotels. Beschäftigte sprechen von der Idee, dass daraus eine Senioren-Residenz oder ein Appartement-Hotel werden soll. Was für Thomas Tweer immerhin den Vorteil hätte, in Zukunft mit deutlich weniger Personal auszukommen.

Autor: hpk