Ausstellung „Gurs 1940“ in Konstanz

Im Oktober 1940 wurden mehr als 6500 Jüdinnen und Juden aus Baden und der Saarpfalz – darunter auch 112 KonstanzerInnen – in das südfranzösische Internierungslager Gurs im unbesetzten Teil Frankreichs deportiert; die meisten von ihnen wurden später in Auschwitz-Birkenau und Sobibor ermordet. Die Gedenk- und Bildungsstätte „Haus der Wannsee-Konferenz“ hat zu diesen Verbechen und ihren Vor- und Nachgeschichten die Aussstellung „Gurs 1940“ erarbeitet, die ab 21. Oktober 2021 in Konstanz zu sehen ist.

Am 22. Oktober 2021 jährt sich zum 81. Mal der Beginn der Deportationen von Jüdinnen und Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland in das französische Lager Gurs am Rande der Pyrenäen. In Erinnerung an diesen Tag, an dem Konstanzer Polizeibeamte und Gestapomänner an den Türen jüdischer BürgerInnen klingelten, um sie zur Deportation abzuholen, zeigt die Initiative „Stolpersteine für Konstanz – Gegen Vergessen und Intoleranz“ im Rahmen des Begleitprogramms zur Verlegung von elf weiteren Stolpersteinen die Ausstellung „Gurs 1940“.

„Gurs 1940“ – eine deutsch-französische Wanderausstellung

Virtuell vorgestellt und eröffnet wurde die von der Gedenk- und Bildungsstätte „Haus der Wannsee-Konferenz“ in Kooperation mit vielen PartnerInnen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Frankreich sowie dem Auswärtigen Amt konzipierte Ausstellung, die unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier steht, am 7. April 2021 anlässlich des Gedenktages Yom HaShoa in der französischen Botschaft in Berlin. Seither ist diese Ausstellung in vielen Orten zu sehen – zuletzt in der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Weingarten, und nun auch in Konstanz.
Sie thematisiert auf 28 Tafeln in deutscher und französischer Sprache die Vertreibung der Jüdinnen und Juden und zeigt, wie die örtliche Bevölkerung sich dazu verhielt, was die Deportierten in Südfrankreich erwartete und wie die Verbrechen in der Nachkriegszeit aufgearbeitet wurden. Sie erzählt auch, wie dieser Verbrechen gedacht wurde und wird. Die Ausstellung soll, so deren KuratorInnen, „Brücken zwischen nationalen Narrativen schlagen und damit einen Beitrag zu einer integrierten und integrierenden europäischen Erzählung über Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung von Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus leisten“.
Entstanden ist eine sehenswerte Ausstellung, die mit vielen Hintergrundinformationen, dem Abdruck von Originaldokumenten und historischen Fotos sehr umfassend informiert: Im Vergleich zu späteren Deportationen in den Osten wurde die zum Abtransport aufgeforderte Bevölkerung im Oktober 1940 auf ihrem Weg zu Sammelstellen und Bahnhöfen relativ häufig von Polizisten und Umstehenden fotografiert.

Drei zusätzliche Tafeln veranschaulichen lokale Ereignisse

Trotz corona-bedingter Einschränkungen in der Projektarbeit ist es gelungen, die Ausstellung in Konstanz um drei zusätzliche Tafeln zu erweitern. Eine Tafel gestalteten SchülerInnen des Ellenrieder-Gymnasiums. Sie beschreiben darauf die Erinnerungs- und Gedenkarbeit in Gurs und Rivesaltes, wohin seit vielen Jahren Klassenfahrten der zehnten Klassen ihrer Schule führen. Auch, wie diese Klassenfahrten dazu motivierten, selbst einen Konstanzer Gedenkstein für das ökumenische Mahnmalprojekt in Neckarzimmern zu gestalten, der am 19. Oktober 2008 im Beisein der ganzen Klasse aufgestellt wurde.
Auf einer weiteren Tafel dokumentieren SchülerInnen des Hegau-Bodensee-Seminars exemplarische Biografien von nach Gurs deportierten Konstanzer Kindern und Jugendlichen. Die dritte Tafel widmet sich der Entstehungsgeschichte, Symbolik und Intention des von Jugendlichen geschaffenen neuen Mahnmals am Petershauser Bahnhof, das 81 Jahre nach den Oktoberdeportationen am 22. Oktober 2021 enthüllt wird.

„Gurs 1940“ ist vom 22. Oktober bis zum 18. November 2021 in einem Zelt auf dem Sportplatz des Heinrich-Suso-Gymnasiums zu sehen.
Sie ist werktags von 7.45 bis 17 Uhr für angemeldete Schulklassen geöffnet. Dem allgemeinen Publikumsverkehr steht sie am Samstag von 10 bis 13 und am Sonntag von 14 bis 17 Uhr offen,
unter der Woche zusätzlich an folgenden Tagen:
Montag, 1.11. von 10 – 13 und 14 – 17 Uhr
Dienstag, 2.11. von 14 – 17 Uhr
Mittwoch, 3.11. von 14 – 17 Uhr
Donnerstag, 4.11. von 14 – 17 Uhr
Dienstag, 9.11. von 17 – 19.30 Uhr.
Tagesaktuelle Informationen zu angebotenen Führungen finden sich hier.

Sabine Bade (Text und Fotos)