Beat Fehlmann geht – ein logischer Schritt

Wie gestern bekannt wurde, wird Beat Fehlmann, der Intendant der Südwest­deutschen Philharmonie, seinen im nächsten Jahr auslaufenden Vertrag nicht verlängern und in der Sommerpause nach Ludwigshafen gehen, um dort die Intendanz der wesentlich größeren Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz zu übernehmen. Ein logischer Schritt.

Im Klassikbetrieb ist es ein wenig wie im Fußball: Wenn ein Trainer (Dirigent) oder Manager (Intendant) einige Zeit lang bei einem kleineren oder mittleren Verein mit Erfolg gearbeitet hat, lenkt das den begehrlichen Blick größerer Vereine auf ihn. Als Beat Fehlmann im September 2013 nach Konstanz kam, lief es hier ziemlich unrund, und er hatte vor allem eine Aufgabe: Das Orchester, das unter Fehlmanns Vorgänger erhebliche Defizite eingefahren hatte, wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen – oder um beim Fußball zu bleiben: Er sollte mit allen Mitteln den Klassenerhalt sichern.

Mit Fehlmann kam der Realismus

Fehlmann wurde damals nicht als Heilsbringer mit internationalem Glamour, nicht als Freund der Stars und Sternchen der Klassikszene, sondern als grundsolider Intendant angestellt, der nur eine Aufgabe hatte: Eine verlässliche ökonomische Basis zu schaffen. Das ist ihm gelungen, auch mit Hilfe eines Gemeinderates, der sich langfristig zum Orchester bekannte und bereit ist, Jahr für Jahr etwas mehr für die rund 60 MusikerInnen und ihre rund 100 Konzerte auszugeben, statt darauf zu setzen, dass eine erhöhte Auslastung schon irgendwie die jährlich steigenden Kosten ausgleichen werde. Schließlich machen die per Tarifvertrag steigenden Personalkosten den Löwenanteil des Orchesteretats aus, so dass Kostensteigerungen unvermeidlich sind. Hier kehrte mit der Intendanz Fehlmanns Realismus ein, nachdem man vorher noch davon geträumt hatte, das Orchester müsse seine gesamten Verluste der Vorjahre selbst wieder erwirtschaften.

Vorbei waren mit dem Amtsantritt Fehlmanns die Zeiten, in denen der Jahrhundertgeiger Gidon Kremer mehrere Abende in Konstanz für ein – hier nicht refinanzierbares Honorar – gastierte. Fehlmann ging einen anderen Weg, der vielleicht auch den Finanzen geschuldet sein mag. Er schaffte es, dem Orchester ein frisches Image zu verleihen, er arbeitete mit der Theatergruppe der HTWG ebenso wie mit dem Campus Festival zusammen und brachte auch persönlich die richtige Mischung zwischen schweizerischer Seriosität und jugendlichem Elan mit. Kurzum, er bewies schnell ein gutes Händchen für Publikum wie Politik. Dass er darüber hinaus auch als Sparkommissar erfolgreich war und das Konto des Orchesters nicht überzog, war natürlich Voraussetzung für die nachhaltige Huld der Stadtoberen.

Ihm standen viele Türen offen

Spätestens als die Südwestdeutsche Philharmonie vom Bund als eines der exzellenten Orchester ausgezeichnet wurde, war absehbar, dass Beat Fehlmann wohl nicht mehr allzu lange in Konstanz bleiben würde. Seine Arbeit war derart erfolgreich, dass ihm viele Türen offenstanden. „Die gute Situation in Konstanz ist keine Selbstverständlichkeit, sondern hart erarbeitet. Leichtfertig gebe ich Konstanz also nicht auf,“ kommentierte er seine Entscheidung für einen Ortswechsel gegenüber seemoz.

Fehlmann geht im nächsten Herbst zur Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, einem Orchester, das mit rund 90 MusikerInnen deutlich größer ist als die Südwestdeutsche Philharmonie und größere künstlerische Möglichkeiten bietet. Ein solcher Intendantenwechsel ist nicht ungewöhnlicher als ein Dirigentenwechsel, und man darf vermuten, dass Fehlmann, wenn er sich in Ludwigshafen bewährt, in spätestens zehn Jahren in die Dienste eines der ganz großen Orchester treten wird, sei es in Deutschland, der Schweiz oder anderswo auf dieser Welt.

Ein ganz klein wenig schließt sich damit übrigens auch ein Kreis: Der Chefdirigent der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz von 2002 bis 2009 war – Ari Rasilainen, der heute das Konstanzer Orchester dirigiert.

Harald Borges (Foto: Südwestdeutsche Philharmonie)