Bei Maggi kocht die Suppe über

Es geht um die Würze bei der heutigen Tarifverhandlung im Maggi-Werk Singen. Sollte der Arbeitgeber wieder kein Angebot vorlegen, schließt Markus Sonnenschein, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in Singen, auch andere Kampfmaßnahmen der Beschäftigten nicht aus: „80 Prozent der Maggi-Belegschaft ist in der Gewerkschaft – und die stehen hinter unseren Forderungen“. Und wenn es zum Streik kommt: Gehen uns Verbrauchern dann die Raviolis aus?

Bislang verteilten die Gewerkschafter nur Flugblätter zur Frühschicht vor dem Werkstor (s. Foto). Bald aber könnte es zu heftigeren Kampfmaßnahmen kommen, wenn auch heute die Geschäftsleitung kein Angebot vorlegt – die Forderung der Gewerkschaft ist klar: Die NGG fordert eine Tariferhöhung von 6 Prozent und die Übernahme aller Auszubildenden nach bestandener Abschlussprüfung für mindestens 12 Monate.

Für die rund 900 Beschäftigten am Standort Singen geht es nach der ersten, ergebnislosen Tarifverhandlung vom 18. Juli am heutigen Freitag darum, die Verweigerungshaltung von Wilfried Trah, dem Maggi-Chef in Singen, zu durchbrechen. Die Verhandlungskommission um den NGG-Landesgeschäftsführer Uwe Hildebrandt und die Betriebsratsvorsitzende Beatrix Sonnenschein ist dann auch optimistisch: „Obwohl in vielen anderen Werken der Nestlé Deutschland AG in diesem Jahr bereits Tarifverträge abgeschlossen wurden, geraten die Haustarif-Verhandlungen für das Maggi-Werk Singen ins Stocken. Dabei ist der Standort in Singen einer der produktivsten in ganz Europa. Da darf das letzte Wort noch nicht gesprochen sein“.

„Die starre Haltung der Maggi-Geschäftsleitung passt weder zur aktuellen wirtschaftlichen Lage in Deutschland noch zur ausgezeichneten wirtschaftlichen Situation der Nestlé Deutschland AG“, kritisiert  Markus Sonnenschein. „Sollte es in der nächsten Tarifverhandlung zu keinem akzeptablen Angebot kommen“ so fürchtet Sonnenschein, „steuern wir auf eine größere Tarifauseinandersetzung zu.“

Völlig unverständlich sei auch die ablehnende Haltung der Arbeitgeber zur Forderung nach einer generellen Übernahme der Auszubildenden für mindestens 12 Monate. „Wer ständig über Facharbeitermangel klagt, sollte den Auszubildenden bereits frühzeitig eine berufliche Perspektive bieten“, so Sonnenschein.

Ob wir Verbraucher auf Ravioli, Dosensuppen und Maggi-Würze alsbald verzichten müssen, entscheidet sich spätestens in der nächsten Woche, wenn die Tarifkommission das Verhandlungsergebnis bewertet. Die Alternative ist eindeutig: Zustimmung zu einem fairen Arbeitgeber-Angebot oder zusätzliche Kampfmaßnahmen.

Autor: PM/hpk

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