Besseressen im nunmehr preisgekrönten Voglhaus

Das Konstanzer Voglhaus erfreut sich nicht nur bei Einheimischen und Touris größter Beliebtheit. Trotz pandemischer Beschränkungen kann das Restaurant-Café in der Konstanzer Provinz auf seine Lauf- und Mitnahmekundschaft zählen – und errang kürzlich den zweiten Platz beim WeltverbEsserer-Wettbewerb 2021. Fazit: Öko-Gastronomie lohnt sich, findet über die Grenzen der Provinz hinaus Anerkennung und bietet vor Ort eine willkommene Abwechslung zum kulinarischen Angebot in der Region.

Denn in der Touri- und Ferienregion am Bodensee ist die kulinarische Auswahl an Restaurants und Cafés – sagen wir mal vorsichtig – eher beschränkt. Zwischen all den Burgern, importierten Felchen und Fischknuschuberles bleiben nicht nur Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit, sondern auch echte regionale Küche mit wirklichen Zutaten von vor Ort weitgehend auf der Strecke. Initiativen wie der im Jahr 2018 als erster für nachhaltige Restaurants in Deutschland angestoßene Wettbewerb „WeltverbEsserer“ haben sich auf die Fahnen geschrieben, die deutsche zuweilen kulinarische Einöde aufzumischen und entsprechende VerfechterInnen nachhaltiger Essenskonzepte auszuzeichnen.

Die Kriterien für eine Teilnahme mäandern dabei zwischen Bio-Zutaten, möglichst pflanzlich, möglichst frisch und möglichst wenig verarbeitet, und der Etablierung nachhaltiger, fairer Wertschöpfungsketten.

Voglhaus – der neue Gastrostandard aus der Provinz?

Das Voglhaus Café und Kaufhaus in der Konstanzer Altstadt hat sich einem ganzheitlich nachhaltigem Konzept verpflichtet und bietet denen, die sich davon angezogen fühlen, eine wunderbare Mischung aus Selbstbedienungsgastro und Kruschtladen. Ein fast vollständig veganes Angebot, komplett bio, verbandelt mit der Konstanzer Solidarischen Landwirtschaft und auf Gemeinwohlökonomie ausgerichtet. Aber das Wichtigste ist: Kuchen, Kaffee, Tee und Mittagstisch sind der Hammer, vegan hin oder her. Dazu kommt die akribisch durchgerechnete und optimierte CO2-Bilanz der einzelnen Produkte. Doch auch wenn die Vermittlung und Aufklärung des nachhaltigen Konzeptes Teil des Voglhaus sind: Es geht hier immer noch um großartiges Essen. So stellt die WeltverbEsserer-Jury fest: „Die Art vom Voglhaus, Gastronomie zu betreiben, sollte in der Individualgastronomie für alle der Standard sein.“
www.das-voglhaus.de

Verkaterter Hafer und goldene Bucheckern – die weiteren Ausgezeichneten

Die ersten Plätze erreichten dieses Jahr Haferkater in der Kategorie „Restaurants“ und Buchengold bei den „Food-Produkten“. Haferkater hat es sich dabei in verschiedenen Großstädten zur Aufgabe gemacht, schnödem Haferschleim wieder ein wenig Leben einzuhauchen und diesen etwas zeitgenössischer zu machen. Aus einem Arme-Leute-Essen wird so ein trendbewusstes, urbanes Food-Konzept. Das klingt zwar irgendwie affig, ist dafür aber nachhaltig und fügt sich smooth in die Systemgastronomie an Bahnhöfen ein. Dort gilt nämlich immer noch: Schnell muss es gehen – und hier kommt das vegetarische Angebot von Haferkater wunderbar zum Zuge. Zumal das Unternehmen andere Systemgastronomen auf dem Weg in ein nachhaltigeres Wirtschaften und Angebot unterstützt und so eine gewisse Leuchtturmfunktion hat.
https://haferkater.com/

Buchengold hat es sich dagegen zur Aufgabe gemacht, mit den Eichhörnchenpopulationen vor Ort zu konkurrieren und die schon längst vergessenen Bucheckern wieder auf die Teller der Bevölkerung zu bringen. Denn obwohl es hier in Deutschland reichlich Buchen gibt, finden sie in der Regionalküche praktisch keinen Niederschlag. Buchengold bietet uns also alles von gerösteten Bucheckern über Mehl bis hin zu edlen Ölen und beweist damit, dass der lokale Wald mühelos mit den Pinienkernplantagen in China konkurrieren kann. Das Konzept unterstützt dabei eine Förderung der nachhaltigen und regionalen Waldwirtschaft ohne den Einsatz jeglicher Düngung und künstlicher Bewässerung. Und da sag noch eineR, Körnerfresser wären langweilig.
www.buchengold.com

Unter den Teilnehmenden tummelten sich dabei auch EAM (www.helloeam.com), die Fast Food und Systemgastronomie nachhaltiger machen wollen, Fairment (www.fairment.de), die Fermentieren als Essenszubereitung wieder etwas salonfähiger machen oder fairfood aus Freiburg (www.fairfood.bio), die Nüsse, Trockenfrüchte, Nussmus und dergleichen statt in umweltschädlicher Plastikverpackung einfach in Pfandgläser packen.

Viel tut sich in der nachhaltigen Essenslandschaft auch in Deutschland und einige VordenkerInnen streifen das zuweilen etwas muffige Gewand der Öko-Wollpullis ab und denken Nachhaltigkeit beim Essen zeitgemäß und ganzheitlich. Es bleibt spannend, was sich in nächster Zeit hier noch entwickelt. In wirtschaftlicher wie in kulinarischer Hinsicht.

MM/jh (Bild: Voglhaus)