Besuch in einer Notunterkunft

Eine kleine Delegation der Linken Liste Konstanz besuchte gestern die Notunterkunft für Flüchtlinge in der Zeppelin-Sporthalle. 161 junge Männer aus aller Welt leben da seit Wochen auf engstem Raum. Trotzdem treten kaum Probleme auf, wie die LLK-Vertreter anerkennend feststellten.

„Wussten Sie, dass Menschen aus Eritrea keine Kartoffeln essen“, fragte Svenja Wrede, Sachgebietsleiterin im Landratsamt für Ausweichunterkünfte und damit auch für das Flüchtlingslager in der Zeppelin-Gewerbeschule zuständig, während der Essensausgabe. Sie und ihre vier Mitarbeiter – Heimleiter, Hausmeister, Sozialarbeiterinnen und eine Auszubildende, dazu kommen noch externe Security-Leute – lernen täglich dazu. Klar war für den Catering-Service, dass Schweinefleisch nicht auf den Speiseplan gehört, aber auch Kartoffeln und Knödel werden jetzt aussortiert.

Auch Ludwig Egenhofer, im Landratsamt für die Unterbringung der Geflüchteten verantwortlich, bekennt: „Täglich neue Erfahrungen, täglich neue Herausforderungen – wir alle haben diesen Job ja nicht gelernt.“ So wundert er sich über das größtenteils friedfertige Miteinander der 161 jungen Männer aus Afghanistan, Albanien, Syrien und Pakistan: „Berichte über Randale sind zumeist aufgebauscht. Dass es bei dieser Enge schon  mal zu Rangeleien kommt, ist geradezu natürlich. Das ist in jeder deutschen Jugendherberge so“. Auch Polizei-Einsätze sind eher die Seltenheit.

Neben der Enge – die Flüchtlinge leben in nur durch Tücher abgetrennten Sechs-Bett-Abteilungen – ist die Langeweile das größte Problem, denn die Asylsuchenden dürfen laut Gesetz keine Lohnarbeit annehmen. Also organisieren die Verantwortlichen in der Sporthalle kleine Hilfsarbeiten: Einige Männer sorgen für die Sauberkeit, andere übernehmen den Waschdienst an den zehn funkelnagelneuen Waschmaschinen. Das bringt ihnen 1,05 Euro pro Stunde und ein wenig Beschäftigung.

Die BetreuerInnen vor Ort sind sich einig: „Die Unterbringung in Sporthallen ist wahrlich nicht die beste Lösung“. Aber sie ist die am schnellsten realisierbare – Sanitäranlagen sind schon vorhanden, Strom- und Wasseranschlüsse ebenso. Doch auf Dauer wird das nicht funktionieren. Dann müssen andere Unterkünfte her, Containersiedlungen womöglich. Das hatte die LLK angesichts steigender Flüchtlingszahlen und des herannahenden Winters im Übrigen schon vor Wochen gefordert. Die Gäste brachten dann auch gleich das Terrain des Schwaketenbades ins Gespräch – allerdings war von der Stadtverwaltung schon vor Wochen behauptet worden, Wohncontainer seien nicht zu bekommen, was nachweislich nicht der Wahrheit entspricht.

Nach dem einstündigen Besuch zeigten sich die LLK-Vertreter durchaus beeindruckt von der Leistung der HelferInnen. Nicht wirklich überraschend war für sie hingegen die friedfertige Ruhe in der Massenunterkunft. „Das bestätigt nur, dass es sich bei den teilweise auch von den örtlichen Medien kolportierten Randalemeldungen meist um hochgekochte Gerüchte von interessierter Seite handelt“, sagte LLK-Mitarbeiter Jürgen Geiger. „So wird Stimmung für ‚Flüchtlinge-raus-Propaganda‘ à la Seehofer gemacht.“

Und wenn Sie sich als LeserIn fragen, warum es keine Fotos von dem Zusammentreffen gibt – darauf haben wir verzichtet, nicht in erster Linie, weil es der Wunsch des Landrats war, sondern zum Schutz der Betroffenen.

hpk