Betreff: NPD-Werbung auf Südkurier-Online

Der gestrige Beitrag zum Thema erregt die Gemüter. Stundenlang prangte unter dem Beitrag auf Skol über die Landtagskandidatur von Zahide Sarikas (SPD) Werbung für die rechtsradikale NPD. Nach Protesten aus der Leserschaft wurde der NPD-Button entfernt. Wie konnte es dazu kommen? Ein seemoz-Leser klärt auf.

„Hallo seemoz – ich bin regelmäßiger Leser Eures Onlinemagazins, aber zum neuesten Artikel habe ich doch große Kritik. Vorneweg: Ich halte vom Südkurier wahrscheinlich genau so viel wie Ihr auch. Aber der genannte Artikel („Südkurier-online ließ NPD-Werbung zu“) ist schlichtweg schlecht recherchiert. Als langjähriger Webmaster möchte ich kurz und knapp erläutern, wie so etwas passieren kann.

Bei den Google-Anzeigen handelt es sich um sogenannte „Contentgesteuerte Werbung“. Das bedeutet, dass Werbung geschaltet wird, die möglichst zum Inhalt der Seite passt. Das geschieht anhand von Schlagwörtern, die der Werbetreibende (also in diesem Falle die NPD), selbst festlegt.
Beispiel: Ich will übers Internet Obst verkaufen. Ich schalte bei Google eine Anzeige mit den Keywords „Apfel, Banane, Birne“. Wenn nun eines der genannten Schlagworte im Inhalt einer Seite auftaucht (z.B. eben beim Südkurier), wird meine Anzeige geschaltet. Im Falle der NPD-Werbung würde ich darauf wetten, dass das entscheidende Stichwort „Migrationshintergrund“ war.

Daher hat man KEINEN direkten Einfluss auf die Werbung, die auf der eigenen Seite geschaltet wird. Man kann zwar einzelne Seiten aussperren (das dauert aber ein paar Stunden, nämlich bis Google seinen Datenbestand aktualisiert hat), aber man muss keine Anzeigen „zulassen“, wie es Euer Artikel behauptet. Ganz ehrlich: Aus diesen Gründen musste ich beim Satz „ (…)Unbedarfte, (….) die schlichtweg keine Ahnung haben (….) „ schmunzeln 🙂

Trotz allem- danke für das Projekt seemoz. Macht weiter so!

Solidarische Grüße“

Andreas R.

Anmerkung (hr): Herzlichen Dank für die Aufklärung im technischen Bereich. Aber Rechtfertigung kann das ja keine dafür sein, dass ein Verlag rechtsradikale Inhalte auf seiner Seite verbreitet. Auf nichts anderes wollte der seemoz-Beitrag hinweisen. Sorry, aber die NPD ist kein normaler und harmloser „Werbetreibender“, der Obst anbietet, sondern eine leider immer noch nicht verbotene Partei, die in der Tradition des massenmörderischen Naziregimes steht. Das sollte auch in die Südkurier-Redaktion durchgedrungen sein. Dass Google offensichtlich keine Probleme hat, Inhalte von Neonazis bundesweit übers Netz zu jagen – auch der Konstanzer Lokalblog „dornroeschen“ hatte heute die NPD-Werbung auf seiner Seite – ist ein handfester Skandal. Hier besteht meines Erachtens sofortiger Handlungsbedarf.

Autor/In: