„Bitte zeigen Sie für die Kultur klare Perspektiven auf“
Post für die Bundeskanzlerin und den Ministerpräsidenten aus Konstanz: Neun StadträtInnen haben einen Brief an Angela Merkel und Winfried Kretschmann geschrieben, in dem sie sich für die Belange von kulturellen Einrichtungen und KünstlerInnen einsetzen. Die Mitglieder im städtischen Kulturausschuss appellieren, bei den Beratungen über die weiteren Corona-Maßnahmen den Kulturbetrieb neu zu bewerten und den Betroffenen klare Perspektiven aufzuzeigen.
Der Brief der Konstanzer RätInnen, unterzeichnet auch von der Intendantin der Südwestdeutschen Philharmonie, im Wortlaut.
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Sehr geehrte Frau Merkel,
Sehr geehrter Herr Kretschmann,
wir appellieren an Sie, bei den weiteren Überlegungen zur den Coronamaßnahmen ab Dezember unsere kulturellen Einrichtungen neu zu bewerten. Wir wenden uns direkt an Sie, da Sie und Ihre Kolleg*innen über die Regelungen für die kommenden Monate beraten und entscheiden.
Der komplette Lockdown kam für alle Beteiligten im Kulturbetrieb überraschend und hat große Enttäuschung ausgelöst – vom Stadttheater und der Philharmonie über Museen bis zu den sozio-kulturellen Zentrum und dem kommunalen Kino haben alle sich über den Sommer ins Zeug gelegt, um mit guten Hygienekonzepten einen Spielbetrieb wieder aufzunehmen. Bei deutlich verringerten Besucherzahlen war es endlich wieder möglich, zu spielen, zu musizieren, Ausstellungen zu präsentieren und damit einen gewissen Schritt zurück zur Normalität zu tun. Die Unsicherheit, wie es nun weitergehen soll, lastet schwer auf allen Beteiligten, und besonders die kleineren Einrichtungen sowie viele Solokünstler sind akut in ihrer Existenz bedroht.
Gerade in einer so schwierigen Zeit wie jetzt ist es wichtig, den Menschen Anregung, Auseinandersetzung und auch Ablenkung anzubieten – und das kann nicht nur über Videoclips und Podcasts gehen. Unter den kontrollierten Bedingungen, die in den kulturellen Einrichtungen umgesetzt sind, ist eine Verbreitung des Virus weitaus unwahrscheinlicher als zum Beispiel bei privaten Kontakten zuhause. Es ist schwer nachzuvollziehen, warum diese bisher umgesetzten Regelungen plötzlich nicht mehr ausreichend sein sollen.
Bitte zeigen Sie für die Kultur klare Perspektiven auf, denn im Moment weiß niemand, ob geprobt werden soll, ob Verträge abgeschlossen werden können und wie es finanziell weitergeht. Wir werden auch weiterhin vor Ort unser Bestes tun, um die Kultur zu unterstützen, im Dialog zu bleiben und den Künstler*innen unsere Wertschätzung zu zeigen.
Mit besten Grüßen,
Vertreter*innen des Kulturausschusses der Stadt Konstanz: Gisela Kusche, Dr. Mohamed Badawi, Peter Müller-Neff, Christel Thorbecke (alle FGL), Dr. Ewald Weisschede (Freie Wähler), Susanne Heiß (Freie Wähler), Zahide Sarikas (SPD), Dr. Matthias Schäfer (JFK), Holger Reile (LLK).
Insa Pjanka, Intendantin Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz
Anmerkung der Redaktion: Bei den Unterzeichnenden nicht mit dabei sind folgende Mitglieder des Kulturausschusses: Heinrich Everke (FDP), Daniel Groß (CDU), Wolfgang Müller-Fehrenbach (CDU) und Tanja Rebmann (SPD). Warum sie sich dem Aufruf nicht anschließen wollten, ist derzeit noch nicht bekannt.
MM/red (Foto: Bundesregierung/Bergmann)