Bodensee-Friedensweg 2022 im Zeichen des Ukraine-Krieges
Nach zwei coronabedingten Unterbrüchen fand vergangenen Ostermontag in Bregenz wieder der traditionelle länderübergreifende Bodensee-Friedensweg statt. Mehr als 600 Menschen versammelten sich auf dem Kornmarkt, wo der Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch, der auch einer der Mayors for Peace ist, einer weltweiten Vereinigung von BürgermeisterInnen gegen Atomwaffen, ein Grußwort an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer richtete.
Zwei Aktivistinnen der Fridays for Future (Sophia, Xenia Unseld) wandten sich anschließend an das Publikum und betonten die Dringlichkeit, alles zu unternehmen, um der Klimakrise zu begegnen. Diese war der ursprüngliche Hauptpunkt des Friedenswegs-Aufrufes («Es geht ums Ganze! Klima. Gerechtigkeit. Frieden»). Dann bewegte sich der Umzug zum Friedenspfahl am Bregenzer Festspielhaus, wo mit einer Schweigeminute den Opfern der gegen sämtliche Regeln des Völkerrechts verstoßenden russischen Aggression gegen die Ukraine gedacht wurde.
Nach einem Rückweg zum Kornmarkt durch die Stadt fand dann die Abschlusskundgebung statt mit drei Rednerinnen und Rednern, die sich zu gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und militärischen Aspekten heutiger Friedensarbeit äußerten: Aus der Schweiz Lea Suter, die für eine umfassende Friedenskultur plädierte, sich eine mutige Schweiz wünschte, die ihren Handlungsspielraum nutzt, um das Blutvergießen in der Ukraine zu beenden, sowie eine massive Verschiebung von Ressourcen von der militärischen Verteidigung in friedenserhaltende Massnahmen forderte. Aus Österreich Johannes Falch, der zur friedensfördernden Gemeinwohlökonomie sprach, die sich für die Transformation der Wirtschaft zu einer ethischen und nachhaltigen Marktwirtschaft einsetzt, sowie aus Deutschland Claus Kittsteiner, der eine friedensbewegte Tour d’Horizon als «Kind des Zweiten Weltkrieges» seit damals bis heute zeichnete und eindringlich für eine Verhandlungslösung im laufenden Ukrainekrieg warb.
Auf dem gesamten Friedensweg stand die aktuelle Situation nach dem Angriff Putins auf die Ukraine im Vordergrund. Der Widerstand gegen die atomaren Waffen bildete jahrzehntelang den Schwerpunkt der Ostermarschbewegung in den drei Ländern, in deren Tradition der Bodensee-Friedensweg steht. Nachdem sich die Menschheit lange Zeit mit der vorgeblichen Abschreckungswirkung der Atomwaffen mehr oder weniger abgefunden hatte, hat Putins offene Drohung mit dem Einsatz von sogenannten taktischen Atomwaffen im Krieg gegen die Ukraine unmissverständlich in Erinnerung gerufen, dass Atomwaffen nicht nur die gegenseitige Auslöschung begrenzen sollen, sondern als Erpressung in konventionellen Kriegen dienen. Die Forderung nach einer weltweiten atomaren Abrüstung ist deshalb dringlicher denn je, der bisher unterlassene Beitritt Deutschlands und der Schweiz zum UNO-Atomwaffenverbotsvertrag wurde in beiden Ländern schon lange kritisiert und am Friedensweg vehement wiederholt.
Europäische Ostermärsche
Der internationale Bodensee-Friedensweg sieht sich in der Tradition der europäischen Ostermärsche, die von der pazifistischen Anti-Atombewegung in England ausgingen. Den Bodensee-Friedensweg gibt es seit Mitte der 1980er-Jahre mit einigen Unterbrechungen bis heute. Er findet jedesmal in einer anderen Stadt am Bodenseeufer statt. Bregenz war schon mehrfach Gastgeberstadt. Zum nächsten Ostermarsch 2023 treffen sich die Friedensbewegten der Rüstungsregion Bodensee im appenzellerischen Heiden (Schweiz).
Text: Medienmitteilung
Bild: Wolf-Rainer Hentschel
Hier geht es zur bemerkenswerten Rede von Lea Suter.
Zusätzliche Infos unter: https://www.bodensee-friedensweg.org