Bodensee-Rüstungsindustrie: Noch eine Absage
Jetzt ist es amtlich, die Mitteilung der Stadtverwaltung Radolfzell bleibt dennoch dürftig: „Die Tagungs- und Vortragsveranstaltung „Wehrtechnik am Bodenseedreieck“, die am 9. und 10. Juli 2013 im Radolfzeller Milchwerk stattfinden sollte, wurde vom Veranstalter abgesagt. Die Studiengesellschaft der deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik mbH nannte organisatorische Gründe für diese Entscheidung“. Wie immer bei solch‘ dürren Meldungen: Viele Fragen bleiben offen
Nach der Absage des EADS-Besuches durch Konstanzer Unternehmer (seemoz berichtete) nun also der zweite Flop für die Bodensee-Rüstungsindustrie. Die mit viel PR-Aufwand angekündigte, im Vorfeld aber auch heftig kritisierte Wehrkunde-Tagung im Radolfzeller Milchwerk fällt ins Wasser. Nach seemoz-Recherchen nicht „aus organisatorischen Gründen“, sondern schlicht, wie schon bei der Konstanzer Ausflugsidee, aus fehlendem Interesse der umworbenen Teilnehmer. Mittlerweile ist die Ankündigung der Tagung auf der SGW-Homepage gelöscht worden.
Militärs und Manager der Rüstungsindustrie aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sollten für zwei Tage in Radolfzell zusammen kommen, um zu diskutieren, „ob bei der Ausrüstung der jeweiligen nationalen Armeen Synergieeffekte erzielt werden können“, wie Wolfgang Döring, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik, schon im Januar einer Mitarbeiterin des Radolfzeller Südküriers in den Notizblock diktierte. Allerdings schwante Döring schon damals, dass es Schwierigkeiten geben könnte, schließlich wisse er um die „besondere Stimmung“ in der Region zum Thema Wehrtechnik.
Tatsächlich hatten sich Friedensfreunde um Heinrich Schuster in Radolfzell bereits zusammen gefunden, um gegen die SGW-Tagung zu protestieren: Eine Demonstration, Infostände und eine Podiumsdiskussion mit bekannten Rüstungsgegenern waren in Planung, weitere Aktionen wurden rund um den See vorbereitet.
Denn von der Stadt Radolfzell und vom Milchwerk als Ausrichtungsort war kein Widerstand gegen diese Tagung zu erwarten. Wie hatte sich doch Oberbürgermeister Jörg Schmidt schon Anfang des Jahres vernehmen lassen? Eine Sexmesse im Milchwerk hätte er wohl verhindert, aber eine Wehrkundetagung sei nun doch etwas ganz anderes.
Autor: hpk
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