Bodenseeforum: „Dieses nichtsnutzige Monstrum“
Seit rund sieben Jahren belastet der gläserne Bau am Seerhein den städtischen Haushalt. Die Hoffnungen, das Bodenseeforum entwickle sich in kürzester Zeit zum internationalen Treffpunkt für große Messen und Tagungen, sind längst geplatzt. Dennoch hält eine Mehrheit des Konstanzer Gemeinderates am größten Geldverbrenner vor Ort fest. Von Anfang hatte sich die Linke Liste Konstanz deutlich gegen das Projekt ausgesprochen. Nun schließen sich andere an., wie folgender Kommentar verdeutlicht.
Die Stadt darbt. Corona schlägt sich auch auf die städtischen Finanzen nieder. Überall fehlt es an Geld. Überall wird geschaut, wie man noch ein bisschen mehr sparen kann. Selbst relativ unpopuläre Schritte wurden im Dezember im Gemeinderat in der Haushaltsdebatte für 2022 diskutiert: das Anheben der Sätze für einige Steuerarten. So schlug die Stadtverwaltung vor, sowohl die Grundsteuer als auch die Gewerbesteuer zu erhöhen. Beide Steuererhöhungen wurden in einer seltenen Einheit aus CDU, SPD und anderen abgelehnt. Und auch das Regierungspräsidium Freiburg sieht die Konstanzer Finanzlage kritisch und mahnt, an die Strukturen des städtischen Defizits zu gehen. Letzteres beläuft sich für das kommende Haushaltsjahr auf 23 Millionen Euro. Das ist eine Hausnummer.
Umso unverständlicher ist es unter diesen wirklich alarmierenden Umständen, dass ein ganz großer Kostentreiber, das Bodenseeforum, scheinbar unangetastet und unhinterfragt bleibt. Kaum jemand im Gemeinderat nahm bei der langen Haushaltsdebatte, bei der es wie gesagt ganz viel ums Sparen ging, das Wort Bodenseeforum in den Mund. Die meisten Mitglieder des Gemeinderats schienen und scheinen gewillt, dieses nichtsnutzige Monstrum weiter mitzuschleppen. Ein Unding!
Allein jedes Jahr kostet das Bodenseeforum die Konstanzer SteuerzahlerInnen 2,5 Millionen Euro. Insgesamt beläuft sich die Summe, die das Bodenseeforum bis heute gekostet hat, auf insgesamt etwa 25 Millionen Euro. Um die zehn Mitglieder des Gemeinderats sehen das Bodenseeforum mittlerweile so kritisch, dass sie offen über den Verkauf, das Schließen oder andere Optionen nachdenken. Denn wenn wir diesen Klotz vom Bein hätten, dann hätten wir richtig viel Geld gespart. Der große Rest aber des Gemeinderats – der Gemeinderat hat insgesamt 40 Mitglieder – will offenbar an dieser Situation nichts ändern.
Ich bin der Meinung, dass man das Bodenseeforum schon längst hätte schließen, verkaufen oder sonst was müssen. Ja, man hätte es erst gar nicht anschaffen dürfen. Als unter anderem ich, als das Bodenseeforum gekauft wurde, kritische Fragen gestellt habe und man Akteneinsicht in die Verkaufsunterlagen forderte, wurde man fast diffamiert und in die Ecke desjenigen gestellt, der scheinbar nicht erkennt, was für ein tolles Schnäppchen und einmalige Chance das Bodenseeforum für die Stadt darstelle. Euphorie war angesagt, genaues Hinschauen war weniger gefragt.
Das Kongressgeschäft, das sich die Stadt davon erhofft hat, war aber schon vor knapp zehn Jahren, als das Bodenseeforum erworben wurde, ein äußerst fragiles. Mehrere Geschäftsführer des Bodenseeforums haben es dann auch nicht geschafft, die Zahlen zu erwirtschaften, die man sich erhofft hatte. Und natürlich macht die Coronapandemie das Tagungs- und Kongressgeschäft nicht besser. Im Gegenteil. Alle haben gemerkt, dass Videokonferenzen sehr praktisch sind und dass man dadurch sehr viele Wege, ergo viel CO2 und Geld, einsparen kann. Man muss nicht mehr zu einer Tagung um den halben Globus fliegen und man muss auch nicht mehr einen Kongress im Bodenseeforum abhalten.
Man sollte ernsthaft darüber nachdenken, das Bodenseeforum loszuwerden. Es wird meiner Einschätzung nach nicht mehr auf die Beine kommen. Sollte der Gemeinderat sich nicht dazu durchringen, könnte man auch über einen Bürgerentscheid nachdenken. Die BürgerInnen könnten dann darüber abstimmen, ob die Stadt das Bodenseeforum behalten soll oder nicht. Ich wage die Prognose, dass der Großteil der BürgerInnenschaft auch nicht wirklich einen Sinn im Bodenseeforum sieht. Denn das, was ihr versprochen wurde, dass es ein Haus für alle Konstanzer und Konstanzerinnen sei, hat sich bislang nicht eingestellt. Für Vereine ist das Bodenseeforum viel zu teuer. Sie können dort keine Vereinsfeiern oder sonstige Festivitäten abhalten. Und viele andere KonstanzerInnen werden das Haus auch noch nie von innen gesehen haben. Das Versprechen, es sei ein Haus für alle, hat sich aus meiner Sicht bislang nicht bewahrheitet.
Text: Anne Mühlhäußer, Stadträtin FGL, die hier ihre persönliche Meinung wiedergibt
Bild: Archiv FGL
Das Bodenseeforum hat auf ganzer Linie versagt, nicht nur versagt es ist jämmerlich gescheitert, wieso eigentlich? Ganz einfach es wollte niemand, es war lediglich der feuchte Traum eines OBs. Schon Jahre zuvor wurden von den Konstanzer*innen dem Bau eines Konzerthauses welches ein ähnliches Konzept wie es beim BoFo herbeifantasiert wurde bieten sollte, ein klares Nein ausgesprochen.
Die verzweifelten Versuche einiger hier dem noch irgendetwas Gutes abzugewinnen, finde ich äußerst ignorant, ignorant gegenüber den Konstanzer Bürgern*innen die wie von Herr Nix schon betonte sich immer mehr von der Konstanzer Stadtpolitik abwenden, warum? Weil die Konstanzer Stadtpolitik sich von dem Bürger*innen abgewendet hat. Ich fühle mich als junger Mensch der hier in Konstanz geboren und aufgewachsen ist immer mehr wie ein Fremder, durch eine Stadtentwicklung die durch immer mehr Kommerz und Kulturabbau die Anbindung zur eigenen Bevölkerung verliert.
Und ja mehr Scham würde einigen hier in der Stadt wirklich gut stehen. Etwas anderes kann man auch kaum fühlen, wenn man dieses Luftschloss am Rhein betrachtet.
@Thomas:
Ja, mit deinen oft wiederholten Positionen zum BoFo nervst du tatsächlich. Hab ich dir aber auch schon persönlich gesagt. Aber offensichtlich behalten die Kritiker recht. Und als FDP`ler gebe ich Herrn Reile eigentlich sehr ungerne recht. Insofern muss ich auch meine Position revidieren. Ich sah ich das BoFo tatsächlich als coole Chance etwas mehr Entertainment hier am See zu erleben.
Leider muss ich feststellen, dass die Voraussetzungen denkbar ungünstig sind. Die Pandemie wirkt offensichtlich als Beschleuniger für eine Entwicklung, bei dem immer mehr Kongressorte um weniger Präsenzveranstaltungen ringen. Herr Tasdelen hat das mit der Stadthalle Singen treffend beschrieben.
Lieber ein Schrecken mit Ende als Ende ohne Schrecken. Noch mehr Geld im Seerhein zu versenken, und gleichzeitig Investitionen in die Zukunftsfähigkeit meiner Heimat zu gefährden, kann ich als Liberaler nicht gutheissen.
Mit Verlaub, Herr Nix, aber Sie benehmen sich hier wie ein abgehobener Künstler, der über jede Kritik erhaben zu sein scheint..
Da Sie ja sehr gerne pointiert austeilen, würde Ihnen ein wenig mehr ehrliche Selbstkritik gut zu Gesicht stehen.
So sehr ich Ihre inhaltliche Analyse teile (und ja, Ihnen mag übel mitgespielt worden sein, was ich sehr bedaure) so sehr enttäuscht mich der „argumentum ad hominem“ Stil, den sie hier pflegen.
Lieber Herr Nix,
es ehrt mich zutiefst, dass sie persönlich antworten, auch wenn ich leider ihre zentralen Annahmen widerlegen muss. Meine Haltung zum BoFo: Seit Jahren sehr kritisch und inhaltlich sogar auf ihrer Linie. Auch wenn sich das Team wirklich redlich Mühe gibt und unter den gegebenen Umständen einen super Job macht (Wertschätzung darf und muss ein), glaube ich, dass die Erfolgsaussichten eher mager sind. Auch wenn es sie schockieren mag; Kann sogar sein, dass ich mit dieser Haltung meinen Freien Wähler Kolleg:innen damit ganz schön auf die Nerven gehe manchmal .
Zu meinem Arbeitgeber: Seit knapp 2 Jahren ein anderer – deutlich geringerer ökologischer Fussabdruck. Kann den Kranich nichtsdestotrotz weiterempfehlen, damit wäre auch der „Werbeblock“ abgehakt.
Um zu meiner zentralen Frage an sie zurückzukommen: Sie erheben in einem öffentlichen Forum den Vorwurf der Geldwäsche. (Definition laut BKA: illegal erlangte Vermögenswerte dem Zugriff der Strafverfolgungsbehörden entziehen.) Da würde es mich als Bürger und Steuerzahler schon interessieren: Welche Illegal erworbenen Vermögenswerte?
Wenn Wölfe Kreide fressen, fressen sie natürlich keine Kreide, denn Wölfe fressen keine Kreide, wenn Herr Böhning, den ich schätze, dem Forum in der Krise etwas abgewinnen will, dann folgt er dem Ideologen Carl Schmitt, der dem Ausnahmezustand etwas abgewinnt, aber was,? Dass der Zustand das Demokratische suspendiert.? Hier ist ein Gemeinderat naiv einem Konzept gefolgt, das scheitern musste, aber irren ist menschlich, nur an der Irrung festzuhalten und zu verschweigen was es wem kostet, das ist Demagogie.
Wenn Herr Albicker von der FWG meint mir Leviten lesen zu müssen und damit wirbt im Personalmangement der Lufthansa zu sein, dann ist es kläglich, denn eine Metapher ist eine Metapher und das Volk ist das Volk. Die Konstanzer haben das kapiert, sie glauben dieser Politik nicht mehr und wenden sich ab. Das ist der Schaden: größer als das Geld.
Verschleierung ist mit Differenzierung nicht zu verwechseln und wenn Politik Format hätte, dann bestünde sie darin den Fehler zuzugeben. Beide Kommentatoren (SPD UND FWG) verteidigen die Politik ihrer Gemeinderäte und darin liegt der Hintergrund. Der Sachverhalt ist einfach, der König ist nackt. Er hat euch dummes Zeug erzählt.
Das Geld ist weg. Futsch. Ein Forum füllen zu wollen mit Männer-Strips, dazu schweigen die Herren, beide. Nix gegen Männer- Strips, aber in einem hochsubventionierten Haus: da lachen die Hühner und der Fuchs schämt sich. Kapiert ?- macht nix. alles nur Kunst.Denn wenn so einer von Differenzierung spricht, ist Verschleierung gemeint. Und der Rufer in der Wüste ruft, unentwegt, denn die Wüste ist still, still wie die Abende im Bodenseeforum: keiner kommt, keiner geht.
Nur im Münster brennt ein Licht: Scham ist ein gutes Gefühl, täte allen gut, seit damals: 1415. Schämt euch! Wir haben allen Grund dazu.
@ André Böhning:
Danke für das das lesenswerte Für & Wider. Hat mich zum Nachdenken angeregt, meine sehr kritische Position gegenüber dem BoFo als Kongresszentrum teilweise zu hinterfragen.
Und, da schliesse ich mich an: Gerade weil es extrem schwierige Vorraussetzungen sind, macht das Team um Frau Bader einen sensationellen Job.
@ Christoph Nix:
Wo ist ihre Fähigkeit zur Differenzierung geblieben, wenn sie hier den Bürger:innen der Stadt pauschal ihr Schamgefühl absprechen? Glauben sie, dass der Stil des Beitrags zielführend ist? Den Vorwurf der Geldwäsche können sie als Anwalt sicher auch entsprechend belegen, danke dafür.
@André Böhning
Können Sie sich erinnern?
„und rege an, dass Frau Mühlhäusser oder Herr Reile, wenn nicht schon geschehen, doch einen Antrag auf Durchführungen aller Gemeinderatssitzungen im BoFo beantragen. Damit würde schon viel Geld gespart.“
Auch meine letzte Antwort. Weil es Sinnvolleres zu tun gibt.
@Peter Stribl:
Eine letzte Antwort in diesem Forum, denn entweder ich drücke mich so missinterpretierbar aus oder es werden Dinge völlig verkürzt gelesen, die ich schlicht nicht schrieb.
1. Für den Umgang zur Erreichung von Klimazielen gibt es verschiedene Modelle. Ein typisches Für und Wider in der Abwägung. Ich bevorzuge halt andere Modelle als ein viertes Dezernat, nicht primär aus finanziellen Gründen, sondern aufgrund des Prozessmanagements innerhalb von komplexen Organisationsstrukturen. Wenn Sie das oberflächlich finden, von mir aus! Auf das Ahrtal gibt es nicht nur eine sinnvolle Antwort, sondern viele.
2. Ich habe die Rolle des BoFos in der Pandemie hervorgehoben und gewürdigt. Diese finde ich in der Tat hilfreich. Zu einer sachlichen Debatte gehören für mich Plus und Minus.
3. Für die Haushaltsfragen habe ich die gesamte KNer Politik in Verantwortung genommen. Nicht überlesen!
4. Ein Plädoyer, alle GR-Sitzungen künftig im BoFo abzuhalten, habe ich nicht formuliert. Das BoFo war u.a. Ausweichquartier für den GR, weil der Ratssaal zu klein ist für den gesamten GR. Und für diese Zwischenlösung habe ich einen Preisvergleich zugunsten des BoFo einbezogen, was hier offenbar schon Lobbyismus ist. Puh! Scheint alles beim Lesen per se nicht logisch zu sein. Natürlich geht es wieder zurück in den Ratssaal.
Kleine fachliche Rechercheanregung: Was ist ein konstruktiver Dissens. Dies hier nicht.
@André Böhning
Ihre Kritik an der Planung, einen „Klimabürgermeister/ resp. *in“ ist auf den ersten, oberflächlichen Blick aus Kostengründen verständlich. Tatsächlich aber ist es wohl sinnvoller, die überaus aktuellen Probleme auf diese Weise anzugehen. Das Ahrtal läßt grüßen.
Oder haben Sie mehr Sympathie für die Zustände, die Prof. Dr. Christoph Nix schildert? Für diese Posten-Zuschusterei können Sie weder Reile noch Mühlhäußer verantwortlich machen. Ihre lobenswerte Absicht Richtung sozialen Engagements ist gegenstandslos – siehe die Preisgestaltung, die Frau Mühlhäußer anführt
Die Idee, alle GR-Sitzungen im BoFo abzuhalten, hat mir den Tag gerettet. Das Rathaus ist der Ort dafür! Unglaublich, daß in dem Zusammenhang auch noch mit Kosten hier oder dort jongliert wird.
– Dann doch lieber impfen, bis der Konkursverwalter kommt.
@peter stribl
zu Frage 1: nochmal lesen.
zu Frage 2: In Pandemizeiten tagte der GR und Ausschüsse oft im BoFo. Sonst im Ratssaal und künftig wieder. Weiss ich auch.
zu Frage 3: nicht unverschämt, aber auch nicht wahnsinnig originell! Antwort: Keine. Frage hätte sich beim Lesen erübrigt.
@André Böhning
Sie sind gewiss in der Lage, einige Beispiele aufzuführen, in denen Mühlhäußer & Reile gepraßt haben auf Teufel komm raus.
Um einen Punkt zu klären, die Gemeinderatssitzungen fanden seit jeher im Ratssaal statt. Es war wohl eine Marketing-Idee, im BoFo zu tagen.
Ist es unverschämt zu fragen, welche (geschäftliche?) Beziehung Sie zum BoFo haben? Mir scheint ein „sponsored by“ an Ihrem Beitrag zu fehlen.
Die Haushaltslage in Konstanz ist inzwischen prekär. Dass dem so ist, wer ist dafür eigentlich verantwortlich? Nur die Pandemie? M.E. zuallererst die Politik und die Gemeinderäte incl. Frau Mühlhäusser und Herrn Reile, die das Geld in den letzten fetten Jahren grosszügig mit ausgaben, ohne an die mageren Jahre zu denken, die es auch ohne Pandemie gegeben hätte. Zumindest erinnere ich mich an kein vernehmbares Votum in diese Richtung. Der Verantwortung sind da viele auch von FGL und Linke nicht gerecht geworden, wobei man bei Linken nicht von vielen reden kann. Menschlicher Reflex, um von sich wegzuweisen: Es braucht Sündenböcke. Was bietet sich an? Das BoFo!
Das Bodenseeforum (BoFo) ist ein Haus, das ich ebenfalls nie gekauft hätte, wenn es um das Gebäude geht. Für Sinn, Ziel und Zweck ist es einfach nur bedingt geeignet, bspw. Konzerte der SWP, für Tagungen etc. aber allemal. Der politische Weg und die Kommunikation dorthin lief so miserabel und verzerrend wie in anderen Kommunen auch. Habe dies das dritte Mal erlebt, davor lebte ich in Freiburg. Die Schizophrenie ist, dass der Gemeinderat aber inzwischen die Verbesserungen gerade im Bereich des Catering abgelehnt hat, quer durch alle Parteien, dem Haus nicht zum Erfolg verhilft! So wird hier ein Defizit kritisiert, das man selbst mit verursacht hat und erhält.
Nun ist es in einem demokratischen Akt aber so entschieden worden und Demokratie bringt Ergebnisse hervor, die auch ich nicht immer schätze. Es gibt keine Mehrheit dafür im aktuellen Gemeinderat! Das ist Fakt! Man kann versuchen, es in einem demokratischen Akt rückgängig zu machen. Und dann? Mir gefällt hier zwar an der Debatte, dass öffentlich diskutiert wird, wofür die Stadt Geld ausgibt, wo die Prioritäten gesetzt werden und wo es zum Fenster rausgeschmissen wird. Aber schon hier im seemoz- Forum sind ja die Vorschläge ganz anders akzentuiert, geschweige denn, dass die Breite der Bevölkerung sich hier widerspiegelt.
Fangen wir aber dazu bei den Vorschlägen der FGL an: Braucht es ein eigenes Klimadezernat, einen eigenen Klimabürgermeister/ resp. *in, was ein Heidengeld verschlingt? Oder kann man es strukturell nicht anders einbinden? Die einen sagen „Ja“, die anderen „Nein“. Braucht es jetzt schon die Umgestaltung des Stephansplatzes? MUSS das JETZT sein? Wofür sollten wir das Geld besser einsetzen: Wohnungen, Theater, Schulsanierung, Digitales, Sportanlagen oder Bolzplätze… Ich finde hier alle Alternativvorschläge gut. Meckern wird aber am Ende immer jemand, der eine apodiktischer, polemischer als die andere. Abgestimmt wird am Wahltag. Und dann kann man es ja ins Wahlprogramm schreiben, dass man das BoFo abschaffen will.
Und manchmal wird man eines Besseren belehrt. Die Belegungs- und Buchungszahlen, das sollte eine Gemeinderätin eigentlich wissen oder vielleicht wird es auch ein wenig eingeräumt , sind im BoFo weitaus besser als hier behauptet wird. Die Prognose, es käme nicht mehr auf die Beine, ist eine sachlich unfundierte Eigenprognose. Dass es ein Zuschussbetrieb bleibt, ist klar, die Höhe des Zuschusses nicht. Die Wechsel der miserablen Geschäftsführer und das Missmanagement im BoFo haben längst ein Ende gefunden. Inzwischen machen die Leute dort einen Superjob. Genauso ist die Prognose, weil man viele Online-Veranstaltungen schätzen gelernt habe, es weniger Präsenzveranstaltungen gibt, gelinde gesagt, gewagt. Die Pandemie brachte ebenso hervor, dass man Präsenz doch sehr schätzt und sich endlich wieder sehen kann.
Dass das BoFo für die Pandemie nichts kann, wird geschrieben. Anne Mühlhäusser (meine Tastatur hier hat kein sz) nahm zudem an vielen Gemeinderatssitzungen im BoFo teil. In Zeiten der Pandemie war das BoFo für den demokratischen Betrieb der Stadt sehr hilfreich, in Zeiten der Impfungen und Impfkampagnen ebenfalls. Selten sah ich bisher den Anspruch, dass das Haus ein Haus für alle ist, so eingelöst wie zur Zeit.
Der Anspruch es soll ein Haus für alle werden, macht es für die Stadtkasse noch teurer? Ja was denn nun, Frau Mühlhäusser? Für diesen Anspruch würde ich den Zuschuss noch erhöhen und viel Platz für Vereine machen, als Beitrag für den Zusammenhalt der Gesellschaft und das soziale Engagement. Dafür können wir die Hütte gut gebrauchen.
Wer meint, man könne dafür ja ins Konzil ausweichen, dem es hier aber ums Geld geht, kennt die neuen Preise im Konzil nicht. Die sind mit neuem Pächter deutlich höher als im BoFo. (Bin gespannt, was die SWP machen wird.) Dass im Konzil Sitzungen des Gemeinderats stattfanden, finde ich problematisch und rege an, dass Frau Mühlhäusser oder Herr Reile, wenn nicht schon geschehen, doch einen Antrag auf Durchführungen aller Gemeinderatssitzungen im BoFo beantragen. Damit würde schon viel Geld gespart. (Aber vielleicht findet im Konzil auch keine mehr statt, habe das nicht geprüft, wie es sein wird.)
Auch möchte ich kurz im Blick auf die Kommentare daran erinnern, dass die FGL mindestens mehrheitlich ebenfalls für den Verkauf des Vincentius-Areals zur Finanzierung der Klinikneubauten stimmte und die bei vielen Projekten propagierte Selbstentwicklung von Arealen die WOBAK auch überfordert.
Und leider gibt es nicht wenige Menschen in Konstanz und Region, die auf solche Veranstaltungen mit strippenden Männern stehen. Auch wenn das meinem Kulturverständnis ebenfalls widerspricht, haben eben andere ein anderes Kulturverständnis. Und zur Kulturpolitik gehört eben ein breites Kulturverständnis, auch wenn das einem selbst nicht gefällt. Es finden ja nicht nur solche Veranstaltungen im BoFo statt, sondern auch andere… Und wenn die „Fischerin vom Bodensee“ dort auch sein wird, ist das auch nicht mein Ding, aber es gibt nun mal viele Bürger*innen, die die Fastnacht lieben. Und natürlich muss das Theater saniert werden und braucht die SWP endlich eine geeignete Spielstätte…
Genug der Worte!
Dass ich dieses Haus mal verteidige, ist schon genug der Ironie, aber manche Argumentationen hier verleiten dann doch zum Tippen. Schönes Wochenende!
Die Frage ist allerdings, was soll aus dem ehemaligen Industriebau werden? Wir erinnern uns, eigentlich hätte hier ja eine Solarfirma produzieren wollen. Dafür wurde es gebaut – und nicht als Veranstaltungs- und Kongresshaus. Die Stadt hatte damals – trotz einiger kritischer Stimmen und Warner – die Chance ergriffen, dem Haus neues Leben einzuhauchen, ist aber kläglich gescheitert. Klar sollte sie jetzt den Stecker ziehen, aber um leer zu sehen ist der eigentlich schöne Bau viel zu schade. Gibt es Ideen zur alternativen Nutzung?
@Christoph Nix
natürlich schweigen nicht alle. Im Gegenteil: Immer mehr, auch im Stadtparlament, merken langsam, dass die Geldverbrennung am Seerhein ein Ende haben muss. Sogar aus strukturkonservativen Kreisen gibt es Zuspruch für die Forderung, sich von diesem Elend zu trennen. Interessant in diesem Fall: Der städtische Kämmerer, dessen Aufgabe es ist, jeden ausgegebenen Euro auf den Prüfstand zu hieven, schweigt beharrlich. Klar ist: Das Projekt BoFo war von Anfang an ein Desaster. Mit den rund 25 Millionen Euro, wohlgemerkt Steuergelder, hätte man beispielsweise das Vincentius-Areal oder das Siemensgelände kaufen können, um es eigenständig zu entwickeln und nicht profitorientierten Spekulanten zu überlassen – um nur zwei Beispiele zu nennen.
Stadt ohne Schamgefühl
Konstanz ist einer der bedeutendsten Städte ohne Schamgefühl.
Alle anderen Orte sind dagegen Potemkinsche Dörfer. Ein Veranstaltungszentrum wirbt mit Sixx Paxx, einer Show für Männer mit dicken Eiern und die Stadt subventioniert das, während sein Stadttheater immer maroder wird. Und alle schweigen. Der Oberbürgermeister versorgt all die Frauen, die ihm lieb sind und lieb waren, die Ex Ehefrau bekommt einen Beratervertrag, die Geschäftsführerin eine Assistenz, ein Controlling und ich frage mich: schämen die sich tatsächlich nicht, wenn sie jeden Tag Steuergelder nehmen ohne was zu arbeiten. Der Laden ist nicht nur auf den Hund gekommen, er ist eine Geldwäsche mitten in Deutschland und alle schweigen.
Die Leitung ist weiblich, Kunst wird in Konstanz jetzt weiblicher und die männliche Stadtregierung kann machen was sie will. Sex Shows für einsame Frauen: Sixx Paxx öffentlich subventioniert: Konstanz Kongress Stadt: der Kaiser ist nackt schon lange: es leben die Hochstapler und wir finanzieren euch: von unseren Steuergeldern. Schweigen …Schizophrenie …Burchardt/Osner … Bravo. Gut, nicht mehr dazu zugehören: Erleichterung.
Liebe Anne,
ohne mich jetzt inhaltlich auf diese komplexe BoFo-Debatte stürzen zu wollen: Auf mich wirkte es so, als ob gerade die Corona-Zeit ganz unerwartete positive Seiten gezeigt hat: Sowohl technisch hochwertige Hybridveranstaltungen als auch die Impfung von vielen Tausend BürgerInnen ging da am Seerhein in den letzten 2 Jahren super über die Bühne, und damit haben das Bodenseeforum vielleicht doch viel mehr Konstanzer positiv erlebt als man zuerst meinen könnte. In die kritische Debatte gehören diese Punkte fairerweise auch, finde ich.
Konstanz ist pleite. 50 Bebauungspläne fordern ihren Tribut. Personal musste an alle Ecken und Enden aufgestockt werden, um den Bauboom zu bewältigen, um zusätzliche Betreuungskapazitäten zu schaffen, und nicht zuletzt musste ein Ordnungsdienst her. Denn mehr Menschen bedeuten auch mehr Konflikte. Am Beispiel Konstanz zeigt sich, jedes Baugebiet kostet mehr als es fiskalisch einbringt. Nun muss gespart werden. Unter anderem wird den TBK der Etat zur Baumpflege gekürzt und freiwillige Leistungen der Stadt. Oder es muss eine Einnahmequelle her. Diskutiert wird eine Grundsteuererhöhung, die allerdings wieder die Wohnkosten erhöhen würde. Alternativ will der Kämmerer den laufenden Haushalt auf Pump finanzieren, was gleichbedeutend ist, dass unsere Kinder die Kosten zahlen sollen.
Mit diesem Hintergrund erscheint der Betrieb des BoFo fragwürdiger denn je. Hätte die Stadt statt dessen das Siemens Areal gekauft, wären viele teure Bauplanungen nicht notwendig gewesen.
Liebe Anne,
vielen Dank für diesen Beitrag. Ich stimme Dir vollkommen zu.
Das BoFo war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Das Gebäude passt nicht zum Zweck eines Kongresszentrums. Weshalb weite Teile des Gemeinderats immer noch an diesem Millionengrab festhalten, kann ich nicht nachvollziehen.
Gerade in Zeiten eines angespannten Haushalts muss man sich eben von solchen gescheiterten Prestige Bauten trennen. Es darf nicht sein, dass man an allen Ecken und Ende im Haushalt spart und dann Millionen pro Jahr für ein gescheitertes Projekt raushaut.
Will man sich das Scheitern nicht eingesehen, oder weshalb geht man so fahrlässig mit dem Geld der Bürger*innen um?
Gerhard Polt, Altmeister des politischen Kabaretts, trat unlängst in der ausverkauften Stadthalle in Singen auf. Das Veranstaltungshaus im Hegau benötigte im Jahr 2019 trotz über 200 Veranstaltungen einen städtischen Zuschuss von 2,5 Millionen Euro. Das müsste sich auch bis zu den Konstanzer Entscheidungsträgern herumgesprochen haben, zumal das Bodenseeforum von diesen Belegungszahlen von Anfang an meilenweit entfernt war und gerade in diesen Zeiten auch bleiben wird. Den Gemeinderatsmitgliedern, die gemeinsam mit OB Burchardt noch immer hinter diesem mit Steuergeldern finanzierten städtischen Subventionsbetrieb stehen, ist nur Gerhard Polts Parodie „Der Gemeinderat“ zur Ansicht zu empfehlen.