Bodenseeforum: Infos nicht für die Öffentlichkeit
Dass im Betriebsausschuss Bodenseeforum (BoFo) wieder einmal nichts Konkretes über die Wirtschaftlichkeit des maroden Veranstaltungstempels zu erfahren war, hatte vor allem zwei Gründe: Zahlen und Daten wurden nur „nicht öffentlich“ hinter verschlossener Tür präsentiert. Und für die in öffentlicher Sitzung verhandelten Infos gab es keine schriftlichen Vorlagen, die mündlichen Aussagen waren mehr als unbefriedigend.
Für einen der schärfsten Kritiker des BoFo, den LLK-Stadtrat Holger Reile, Anlass genug, die Diskussion mit einem Protest zu eröffnen. Er forderte schriftliche Angaben zum Drei-Monatsrückblick und zum Ausblick auf das 4. Quartal: „Denn die Öffentlichkeit hat einen Anspruch auf solche konkreten Informationen, ohne die diese Diskussion nutzlos bleibt.“ Sein Ansinnen wurde abgeschmettert.
Stattdessen holte Jochen Andrew Lohmar – der BoFo-Geschäftsführer ist seit exakt 110 Tagen im Amt – weitschweifig und denkbar unkonkret zu seinem mündlichen Sachstandsbericht aus, wobei er auch im späteren Frage-und-Antwort-Spiel mit den Gemeinderäten meist unpräzise blieb. Das zeigte sich schon an seiner Floskel „Ihre Frage beantworte ich gerne …“, worauf dann selten brauchbare Informationen folgten.
Im August war tote Hose
19 Veranstaltungen und Tagungen vermeldete Lohmar für die letzten drei Monate, zudem acht kulturelle Treffen, womit Abi-Bälle und Hochzeitsfeiern gemeint sind. Damit läge man nur um 1,3 Prozent hinter dem Plan, was ein Minus von „nur“ 16 000 Euro bedeutete. Sowieso sei ein „weit niedrigerer Minusbetrag als eingeschätzt“ zum Jahresende zu erwarten. Gelobt werden wollte der Geschäftsführer für den „positiven Auftritt in den sozialen Medien“, so registriere das BoFo bereits 1600 Follower auf Facebook, und für seine Teilnahme auf Messen in Österreich und der Schweiz, „wo wir unsere Zielgruppe direkt ansprechen konnten“. Überraschen konnte der Geschäftsführer mit der Information, dass der Veranstaltungstempel im August geschlossen worden war – das hatte bisher niemand mitgekriegt. Aber in diesem Monat sei sowieso tote Hose im Veranstaltungsgeschäft und „die Mitarbeiter mussten ja mal ihre Überstunden abbauen.“
Wirtschaftsplan ist auf dem Weg
Just an diesem Tag sei der Wirtschaftsplan für das kommende Jahr an die städtische Kämmerei gegangen, berichtete Lohmar weiter. Man werde, so OB Burchardt, dieses Zahlenwerk am 14. November in den Gremien des Gemeinderats diskutieren. Das war’s dann an konkreten Zahlen und Informationen.
„Neue Hotels braucht die Stadt“
Den bisher so folgsamen Mitgliedern des Betriebsausschusses Bodenseeforums war der Frust ob dieser dürren Informationen deutlich anzumerken, jeder Stadtrat monierte die fehlenden schriftlichen Zahlenangaben. Günter Beyer-Köhler (FGL) wollte zudem wissen, ob die IHK, immerhin Mit-Investor des Forums, mit ihren 39 000 Mitgliedsfirmen denn hilfreich bei der Akquise sei – Antwort: Mit dem IHK-Geschäftsführer Marx sei man im Gespräch. Wolfgang Müller-Fehrenbach (CDU) fragte nach der Kommunikation mit den Hoteliers der Stadt, schließlich müssten die massenhaften Gäste ja untergebracht werden – Antwort: „Nächste Woche findet ein Gespräch mit den Hoteliers statt“. Trotzdem ist Lohmar jetzt schon überzeugt, die Stadt brauche noch zwei, drei zusätzliche Hotels.
Jan Welsch (SPD) verrlangte Auskunft, warum es nicht früher schon Marktanalysen für ein Veranstaltungshaus in Konstanz gegeben habe – Antwort: Man arbeite an einem elektronischen Fragebogen, auf dem die Tagungsteilnehmer ihre Wünsche und Kritikpunkte prompt formulieren könnten. Till Seiler (FGL) wunderte sich, dass das Versprechen, das BoFo sollte „ein Haus der Kultur für Konstanzer“ sein, nicht eingehalten wird – Antwort: Man arbeite an einem Konzept.
Eine „strategische Entscheidung“
Letztlich ging es noch um die Neuvergabe der Gebäudereinigung im Bodenseeforum. Holger Reile (LLK) zeigte sich erstaunt über die Formulierung in der ausnahmsweise schriftlichen Vorlage, bei dem Vorgang handele es sich um eine „strategische Entscheidung“. Er mochte nicht einsehen, was am Einsatz einer „sicherlich hochmotivierten Putzkolonne“ denn „strategisch“ sei – Antwort: Also, ein Reinigungsunternehmen zu finden, sei schon schwierig.
Bei zwei Enthaltungen (Beyer-Köhler und Reile) stimmte man dem Ansinnen zu. Dann wurden die Medienvertreter, und damit die Öffentlichkeit, entlassen – es ging später um konkrete Zahlen und den Auftrag an das Rechnungsprüfungsamt, diese Zahlen zu bewerten.
hpk
Am 14. November ist in Konstanz so dicker Nebel, dass niemand die genauen, roten Zahlen des BoFos erkennen kann.
Da braucht es keine Transparenz!
Allerdings finden dann die sehnlichst erwarteten auswärtigen Gäste die vorhandenen Hotels nicht.
Hoffentlich hilft die IHK bei der Akquise, damit endlich zahlreiche Kongresse das Bofo (und unsere Stadt) mit Geld fluten und der Herr Marx den Murx beenden hilft.
Die Rheintöchter weissagen singend bislang etwas anderes…
Leider sind die meisten in den Entscheidungsgremien taub, blind oder so eingewickelt, dass sie sich nicht nur auf den Rheinwellen verschaukeln lassen.
Wer eine leistungsfähige Firma für die Gebäudereinigung benötigt, muss nicht lange suchen: Der Präsident der IHK, Thomas Conrady, ist Geschäftsführer der COWA Gebäudeservice, ein Unternehmen, das genau das anbietet und im Übrigen seine Mitarbeiter anständig bezahlt.
Ein Haus der Kultur für alle wird das Bodensee-Forum sicherlich nicht werden, schließlich hat man es dafür nicht umgebaut. Und die Aussagen von Kultur-Veranstaltern, warum sie andere Locations buchen, sprechen für sich.
„Zahlen und Daten wurden nur „nicht öffentlich“ hinter verschlossener Tür präsentiert.“
Irre ich mich oder hat unser (im Wortsinn) teurer Bürgermeister in seinem seinerzeitigen Wahlkampf nicht immer wieder mit dem Wort „Transparenz“ gewedelt?
Sieht so aus, als ob der Mitinvestor IHK nichts weiter mit dem BOFO am Hut hat, als an den Gewinnen zu participieren.
Auch die Aussage, im August sei tote Hose (?!) und die Mitarbeiter müssten ja ihre Überstunden abbauen (welche Überstunden? Der August bietet sich ja förmlich dafür an, aber das ist bestimmt nur ein Zufall …)
„Ein Reinigungsunternehmen zu finden, sei schon schwierig.“ Früher hat man eben eigene Leute angestellt, aber heute ist das Outsourcing üblich, was nichts anderes bedeutet, dass in den meisten Fällen Reinigungskräfte zum Mindestlohn arbeiten müssen, der dann durch unbezahlte Überstunden unterlaufen wird. Wohin das führt, hat man z.B. am Humboldt-Gymnasium gesehen. Man muß eben an den Streichhölzern sparen, wenn das Geld ansonsten großzügig verbraten wird.
Es wird deutlich, dass nur Verwaltungsleute am Werk sind, wo es Pioniergeist bräuchte.
Schon komisch, daß die Freisprechungsfeier der IHK am 21. 7. 2017 für 108 Fachkräfte im Konzil und nicht im Bodenseeforum stattfand,
wo doch die IHK Teileigentümer des BOFO ist. War wohl zu teuer.