BoFo: SPD geht vorsichtig auf Distanz

Die Luft für das Bodenseeforum wird dünner. Nun meldet sich auch die SPD-Gemeinderatsfraktion mit einem Brief an den OB kritisch zu Wort, die Burchardt bislang bei seinem Pleiteprojekt immer willig die Stange gehalten hat. Den Unmut der SozialdemokratInnen hat die Absicht des Stadtoberhaupts erregt, das weitere Vorgehen beim Verlustbringer Nummer von einer sogenannten Lenkungsgruppe beraten zu lassen.

Fraktionsvorsitzender Jürgen Ruff und Jan Welsch monieren in dem Schreiben das Zustandekommen dieses neuen Gremiums, in dem am heutigen Freitag zum ersten Mal die Zukunft des defizitären Veranstaltungshauses am Seerhein Thema sein soll – parallel zum bestehenden Betriebsausschuss Bodenseeforum. „Basis für dieses Projekt (Lenkungsgruppe, d. Red.) sind die Beschlüsse des Betriebsausschusses Bodenseeforum und des Gemeinderats aufgrund der Sitzungsvorlage ‚Zukunftsperspektiven des Bodenseeforums‘. Der Verwaltung wurden für eine externe Beratungsagentur 150.000 Euro – gegen unsere Stimmen – bewilligt. Über die Vorgehensweise hat die Sitzungsvorlage nur angedeutet, dass in einer Klausurtagung des Gemeinderats im März 2019 eine Zwischeninformation gegeben und über die weitere Vorgehensweise beraten werden solle.“

Bei der am 20.12. von der Verwaltung eigens einberufenen Sondersitzung habe der Gemeinderat indes „weder die Einrichtung einer Lenkungsgruppe beschlossen noch irgendeinem neuen Gremium Kompetenzen übertragen“. Die Briefschreiber pochen deshalb darauf, bei der Sitzung des neuen Gremiums handele es sich um eine reine Informationsveranstaltung: „Somit können … weder Stimmungsbilder eingeholt noch irgendwelche Entscheidungen oder Beschlüsse getroffen werden.“ Erstaunt sei man auch, dass dazu die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses geladen seien, nicht etwa „des sachlich zuständigen Betriebsausschusses Bodenseeforum“.

Die SPD-Räte weiter: „Im vierten Jahr seines Bestehens gibt es erhebliche Zweifel an der Zukunftsfähigkeit des Eigenbetriebs Bodenseeforum. Nach der erneuten Trennung von einem Geschäftsführer muss sehr schnell Klarheit geschaffen werden, mit welchem Geschäftsmodell und welcher strategischen Ausrichtung der Betrieb künftig geführt werden soll. Diese Entscheidungen werden maßgeblich die Auswahl einer neuen Betriebsleitung beeinflussen.“

Angesichts langer Planungszeiträume im Tagungs- und Veranstaltungsgeschäft sei es deshalb „wesentlich, den Zeitplan des Projekts zu straffen und deutlich vor Juli 2019 zu Entscheidungen zu kommen. Außerdem ist es notwendig, das Projekt mit einem Gremium zu begleiten, dem die Gemeindeordnung und das Eigenbetriebsgesetz auch tatsächliche Entscheidungsbefugnisse in die Hand geben. Die bisherige Geschichte des Bodenseeforums sollte genug Warnung sein, was passiert, wenn Wunschdenken die Planung und Umsetzung eines Projekts leitet.“

Kein Wort verliert der Brief indes über die Verantwortung der eigenen Fraktion, die bisher brav alle Verwaltungsentscheidungen mitgetragen hat, für die verfahrene Situation, die SteuerzahlerInnen Millionen kostet. Immerhin: Auch den SPD-Leuten scheint angesichts der herannahenden Gemeinderatswahl zu dämmern, dass man sich mit einem Festhalten an der bislang unverdrossen demonstrierten Nibelungentreue zum OB in Sachen BoFo politisch selbst ein Bein stellen würde.

Aktuelle Anmerkung: Aus bislang unerfindlichen Gründen wurde das für heute anberaumte Treffen der Lenkungsgruppe von Oberbürgermeister Uli Burchardt abgesagt. Wobei eh die Frage im Raum stand: Wie soll man ein Projekt, das mit der Nase tief im Seegrund steckt, überhaupt noch lenken? Aufklärung erbeten.

MM/jüg