Bohlinger Schlammteiche: Angst vor der Öffentlichkeit?
Erst kürzlich war auf seemoz zu lesen, dass die Sanierung der Bohlinger Schlammteiche wohl nicht mehr ist als ein Scheinerfolg. Die Verantwortlichen sehen das anders und wollen morgen mit allerlei Prominenz den „Sanierungserfolg“ feiern. Doch die Öffentlichkeit soll wohl besser außen vor bleiben
Morgen ab 17 Uhr werden an den Bohlinger Schlammteichen ranghohe Politiker erwartet. Baden-Württembergs Umweltministerin Tanja Gönner wird kommen, dazu der Konstanzer Landrat Frank Hämmerle, der CDU-Landtagsabgeordnete Andreas Hofmann und Lokalpolitiker aus der Region. Sie alle sind der Meinung, dass der Giftschlamm beseitigt und das Problem somit vom Tisch sei.
Doch viele Anwohner aus dem Aachtal zwischen Singen und Radolfzell sind da völlig anderer Meinung. Jahrzehntelang mussten sie unter den Absonderungen und Dämpfen hochgiftiger Abfälle – in einem Natur- und Vogelschutzgebiet – leiden. Die Zahl der erkrankten Einwohner stieg in dieser Zeit deutlich an und liegt bis heute über den üblichen Durchschnittswerten. Verantwortlich dafür fühlt sich keiner. Die Befürchtung, dass das Grundwasser vor Ort nachhaltig verseucht sein könnte, ist nicht von der Hand zu weisen. Aber umfassende Untersuchungen sind bis heute ausgeblieben.
Die Sanierung eines Teiches ist bestenfalls ein Teilerfolg, denn insgesamt sind es drei Teiche, in denen Giftbrühe lagert. Etwas voreilig hat der „Südkurier“ kürzlich berichtet, dass mit der Sanierung „eine enorme Last von den Bohlingern“ genommen worden sei. Die Titelzeile der Tageszeitung vor Ort: „Giftschlamm ist beseitigt“, quittierten die BürgerInnen überwiegend mit Kopfschütteln. Bis jetzt wurden rund 24 000 Tonnen des giftigen Materials entsorgt, doch was geschieht mit den hochgiftigen Altlasten in den anderen Teichen?
Morgen also soll über den Umweltskandal ein Deckel gestülpt werden. Vor wenigen Wochen noch plante man dazu ein öffentliches Fest für die Einwohner der angrenzenden Ortschaften. Das war bei der 8. Projektgruppensitzung „AA Bohlinger Schlammteiche“ am 28.4.2010 auch so vereinbart worden: „Zur Fortsetzung der Öffentlichkeitsarbeit ist vorgesehen, Ende Juni eine öffentliche Informationsveranstaltung in Form eines kleinen Festes für die Bürger der Nachbargemeinden auszurichten.“
Von einem Fest ist nun nicht mehr die Rede. Die Prominenz aus Land und Stadt wird sich gegenseitig auf die Schultern klopfen und darauf hoffen, dass die Jubelveranstaltung störungsfrei abläuft. Da die Damen und Herren aber allesamt bürgernah sind, haben sie sicher nichts dagegen, wenn man ihnen kritische Fragen stellt. Morgen gibt es diese Möglichkeit: Bohlinger Schlammteiche, 17 Uhr.
H.Reile
Nachtrag: Vermutlich wird die „Stuttgarter Zeitung“ in ihrer morgigen Ausgabe über das Thema ebenfalls berichten.
Naja jetzt mal ganz laangsam. Man sollte berücksichtigen, dass in dem sanierten Teich 2 96% aller Giftstoffe lagerten. Laut Expertenmeinung können die restlichen Stoffe dort belassen werden. Zur Sicherheit wird der Ort weitere 5 Jahre streng überwacht. Nabu und BUND haben die Sanierung begleitet und stehen hinter der durchgeführten Sanierung. Ich glaube nicht, dass diese Organisationen halbe Sachen machen und sich für Vertuschung von Pfusch hergeben.
Da ist es doch sinnvoller, wenn Steuergelder dann auch wieder für Projekte wie den Teich 2 ausgegeben werden. Sonst beklagen sich auch immer alle, dass Geld zum Fenster herausgeworfen wird.
Zu den Schlammteichen bei Bohlingen.
Was ist mit dem „entsorgten“ Giftgebräu geschehen ? Irgendwo muss es doch gelagert sein. Was geschieht mit der Soße aus den restlichen Weihern. Weniger giftig ? Kann man diese Brühe zu etwas verwenden?
Die zur Feier anwesende Prominenz sollte es nicht beim gegenseitigen Schulterklopfen belassen,sondern Antworten.
H.Z.