Brecht trifft auf Schlecker

Wie der Kapitalismus trotz Rezession immer wieder obenauf bleibt, verdeutlicht das Brecht-Stück der „Heiligen Johanna“, das momentan im Konstanzer Stadttheater läuft. Aus aktuellem Anlass lädt das Theater alle MitarbeiterInnen der Drogerie-Kette Schlecker gratis ein. Anschließend ist eine Diskussion geplant.

Der Fleischfabrikant Pierpont Mauler schließt die Packhöfe zu einem Ring zusammen, entlässt ein Drittel der Arbeiter und senkt den Lohn für den Rest der Belegschaft. Kommt Ihnen das bekannt vor? Vor 80 Jahren schrieb Brecht das Ende seiner HEILIGEN JOHANNA DER SCHLACHTHÖFE. Es hat immer noch traurige Aktualität:

Die Drogerie-Kette SCHLECKER, seit langem bekannt für ihre unsozialen Arbeitsbedingungen, zahlt den über eine Leiharbeitsfirma angestellten Mitarbeitern der neu geschaffenen  XL-Märkte nur Dumpinglöhne. Darüber hinaus droht ca. 500 kleinen Geschäften die Schließung. Auch wenn SCHLECKER jetzt angeblich von der Praxis der Leiharbeitsverträge Abstand nimmt – die Arbeitsbedingungen bleiben miserabel, und SCHLECKER ist leider nur ein Beispiel der ständig zunehmenden Härte am Arbeitsmarkt.

Die bürgerliche Gesellschaft schweigt, während Niedriglöhne auch in Konstanz gezahlt werden.

Das Theater Konstanz setzt ein Zeichen: Es lädt alle SCHLECKER-MitarbeiterInnen bei freiem Eintritt in die Vorstellung der HEILIGEN JOHANNA am 16.03.10 um 20.00 Uhr im Stadttheater ein, gegen Vorlage eines Mitarbeiter-Nachweises gibt es an der Kasse eine Freikarte. Im Anschluss an die Vorstellung folgt eine Diskussion mit Markus Klemt (ver.di) und Prof. Dr. Thomas Hinz (Uni Konstanz).

Letzte Gelegenheit zum Besuch von DIE HEILIGE JOHANNA DER SCHLACHTHÖFE ist am 18.03.10 um 20.00 Uhr.

AutorIn: PM