Brückenplatz Nord – Verkehrswende geht anders
Am nördlichen Ende der Schänzlebrücke über den Rhein wird jetzt mit dem Bau eines provisorischen Parkplatzes für 130 Fahrzeuge begonnen, später ist dort unter anderem ein Parkhaus mit 700 Stellplätzen geplant. Damit sollen die Blechlawinen aus der Innenstadt rausgehalten werden. Ein Schritt hin zu einem Tourismus ohne Auto ist das wahrlich nicht.
Auf den ersten Blick sieht das alles ganz schön aus: Viele Autos sollen die Konstanzer Innenstadt erst gar nicht erreichen und dort Straßen wie Parkhäuser verstopfen, sondern vor der Stadt auf einer bisherigen Brachfläche abgestellt werden, auf der ein Mobilpunkt entsteht, an dem sich Autos, die Konstanzer Busse sowie die Fernbusse, etwa jene von Flixbus, treffen. Hier sollen Menschen also in alle Richtungen zwischen öffentlichen und privaten Verkehrsmitteln wechseln können. In den nächsten Tagen soll dort mit den Bauarbeiten begonnen werden.
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Hier die Mitteilung der Stadt zu diesem Vorhaben:
„Baubeginn für Parkplatz mit Stellflächen für 130 Fahrzeuge nördlich der Schänzlebrücke
Provisorium für den Bau des Mobilpunktes am neuen Brückenquartier
Der Stadteingang im Westen von Konstanz wird in den kommenden Monaten sein Gesicht stark verändern. Für die zurzeit ungenutzte Fläche nördlich der Schänzlebrücke plant die Stadt ein Brückenquartier mit umfangreichen Gewerbe- und Wohnflächen sowie zusätzlich einen Mobilpunkt, der die Konstanzer Innenstadt zunehmend vom Parkdruck entlasten wird.
Dieses städtebauliche Großprojekt startet Ende Oktober in einem ersten Schritt mit dem Bau eines provisorischen Parkplatzes an der rechtsrheinischen Brückenabfahrt. Neben dem bereits bestehenden Park & Ride-Parkplatz werden Stellflächen für 110 Pkw und zwölf Wohnmobile entstehen. Die Bauzeit ist für 24. Oktober bis Ende November dieses Jahres vorgesehen. Teile des bestehenden Parkplatzes werden als Material für die Bodenverfestigung der neu entstehenden Stellflächen abgebrochen.
Zum neuen Mobilpunkt werden künftig verschiedene Bausteine gehören: ein Parkhaus mit rund 700 Pkw-Stellplätzen, Carsharing-Plätze, E-Mobility-Ladestationen, ein Bike+Ride-Parkhaus einschließlich Ladestationen für E-Bikes sowie ein Fahrradverleih unter anderem für Lastenräder. Hinzu kommen sanitäre Anlagen, ein Mobilitätszentrum mit Infopoint und Ticketschaltern und eine Servicestation für Radreisende.
Zusammen mit dem Fernbusbahnhof und den Reisebusstellplätzen, die vom Döbele an das neu entstehende Brückenquartier verlagert werden, sollen die über die Bundesstraße 33 ankommenden Verkehrsteilnehmer vom Fernverkehr auf die Angebote des Nahverkehrs umsteigen.
Der jetzt entstehende provisorische Parkplatz wird entfernt, wenn das neue Parkhaus seinen Betrieb aufnimmt. Mit dem Bau soll 2024 begonnen werden.“
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Angesichts des drohenden Zusammenbruchs des uns vertrauten Erdklimas stellt sich allerdings die Frage, ob der Bau eines Parkhauses mit 700 Stellplätzen tatsächlich das richtige Signal ist, denn die Emissionen des Verkehrs tragen ihren Teil zur Erderwärmung bei. Das Ziel muss es vielmehr sein, die Autos nicht nur aus den Innenstädten herauszuhalten, sondern nach Möglichkeit gar nicht erst anrollen zu lassen. Es ist für das Klima wenig damit erreicht, wenn sich ein Mensch in Radolfzell ins Auto setzt, um in Konstanz einzukaufen, und dann statt im Parkhaus an der Laube im Parkhaus am Brückenkopf Nord parkiert und nur den letzten Kilometer mit dem ÖPNV zurücklegt.
Unter dem Blickwinkel des Klimanotstands wirkt diese Lösung also bestenfalls halbherzig. Das Ziel muss es sein, jegliche nicht zwingend erforderlichen Autofahrten nach Kräften zu erschweren. (Dass etwa mobilitätseingeschränkte Menschen ihr Auto auch weiterhin in der Innenstadt abstellen müssen, bleibt davon unberührt.) Fahrten wie Shopping- und Sightseeing-Spritztouren mit dem Auto statt beispielsweise mit der Bahn werden durch ein derartiges Parkhaus eher ermuntert. Und wenn dann noch eines Tages direkt nebenan das lang angekündigte Asisi-Panorama eröffnen sollte, ist im Parkhaus am Brückenkopf Nord wohl eine stets volle Hütte garantiert. Die Autoschlangen dürften sich dann allerdings wirklich nicht mehr in der Innenstadt bilden – sondern bereits ab Hegne und auf der Reichenaustraße.
Text: Luise Kehr, Bild: Stadt Konstanz
Sehr geehrter Herr Koebke,
ja, ich stimme Ihnen vollkommen zu. Das Dauerparken einer steigenden Zahl an Wohnmobilen (u.ä. Fahrzeugen) im Wohn- und Stadtgebiet müsste verboten werden. Diese lichtraubenden Monster sind eine unerträgliche Zumutung für die Anwohner in einer sowieso schon beengten und verdichteten Bausituation, gerade in den traditionellen Stadt- bzw. Wohngebieten. Auch für diese Fahrzeuge sollte ein Teil des Geländes im Bereich unter der Schänzlebrücke zum Parken genutzt werden.
Sehr geehrter Herr Martin
Ich persönlich bin voll und ganz bei Ihnen.
Es gibt nach meiner Meinung aber noch eine weitere Betrachtungsweise zu Beachten. Wenn die Innenstadt komplett Autofrei werden soll (das ist ja das erklärte Ziel) dann werden die angrenzenden Stadtteile wie Petershausen West und Petershausen Ost die Probleme auffangen müssen. Das ist im übrigen bereits jetzt schon zu Beobachten.
Die Anwohnerberechtigung zum Abstellen eines PKW sollte auf die ganze Stadt einschliesslich Ortsteile ausgedehnt werden.
Dies hätte auch einen guten Geldfluss für das Stadtsäckel zur Folge.
Gleichzeitig obliegt es der Stadt Konstanz z. B. Wohnmobilen
(= mind. 1,5 Stellplätze) generell das Parken auf öffentlichen Stellplätzen (einschliesslich Industriegebiet und Schwaketenstrasse) zu verbieten.
Es kann jeder für Sich einmal durch die Stadt (nicht nur Innenstadt) fahren und die dauerhaft abgestellten Anhänger, Wohnanhänger, Wohnmobile oder Sportboote zählen welche reguläre öffentliche Stellplätze über Wochen und Monate „besetzen“
aber hier fehlt das betreibwirtschaftlich abgestimmte Personal um die Verstösse zu ahnden.
Sehr geehrte Frau Kehr,
Ihr Artikel beleuchtet leider nur einen Teilaspekt der Gesamtproblematik Auto – Stellplätze. Nehmen Sie beispielsweise das Parkszenario im unteren, ehemals idyllischen Paradies, rund um die Paradieskapelle herum. Seit Jahren Blechlawinen von häufig studentischen Mitbürgern/-innen (auswärtige Kennzeichen), die aus purer Faulheit nicht die kostengünstige Parkmöglichkeiten unter der Schänzlebrücke auf beiden Rheinseiten nutzen. Statt dessen werden Fahrzeuge dauerhaft zum Teil auch widerrechtlich an Stellen abgestellt, die z.B. Rettungsfahrzeuge nur erschwert vorbei lassen. Wie gesagt, das sind keine Tagestouristen, sondern Bewohner/Mieter und deren Gäste/Besucher. Aufgrund persönlicher Gespräche kann ich hier berichten, dass zumindest ein Teil dieser uneinsichtigen und bequemlichen „Parkterroristen“ sehr vehement für Klimaschutz votiert, jedoch sehr versteckt verhalten agiert, wenn es an den eigenen Geldbeutel geht. Bitte mir nicht einreden, die heutige Studentengeneration habe kein Geld, wäre arm. Ein flüchtiger Blick auf deren meist neuwertigen Fahrzeuge verrät, dass es finanziell so schlecht nicht bestellt ist und sehr wohl ein fairer Betrag für ein vernünftiger Parkplatz im Bereich der Schänzlebrücke ausgegeben werden könnte (es lohnt in dieser Hinsicht auch ein Blick auf die überfüllten Parkplätze an der Uni – die abgegammelte Studentenkutsche ist dort praktisch nicht mehr zu sehen). In sofern ist es eine der besseren Ideen der Stadtverantwortlichen, die rechtsrheinischen Parkmöglichkeiten zu erhöhen und gleichzeitig dann aber im Paradies Sperrflächen einzurichten, damit dadurch der Faulheit der Anderen dauerhaft einen Riegel vorgeschoben wird.