Büdingen-Areal: Charme-Offensive verfängt nicht
Charmant, gut aussehend, redegewandt – Hans Jürg Buff aus St. Moritz versteht es, Menschen für sich einzunehmen. Das versuchte der Büdingen-Investor auch gestern mit den gut 100 AnwohnerInnen und KritikerInnen, die seiner Einladung zum Ortstermin gefolgt waren. Doch die Überzeugungsarbeit misslang – erst nach zwei Diskussionen mit den GemeinderätInnen noch in dieser Woche wird es Klarheit über die Zukunft des Büdingen-Areals geben.
Mit einer Breitseite gegen den Verein Bürgerpark-Büdingen begann der Schweizer (58 Jahre alt, Vater von acht Kindern, Arbeitgeber von 100 Beschäftigten, Besitzer von sechs Hotels und etlichen Nachtbars) seine halbstündige Rede: Stimmungsmache warf er dem Verein vor, von gefälschten Fotos und manipulierten Zahlen war die Rede – das alles sei nicht korrekt, beschwerte sich der Möchtegern-Investor. Und selbstredend gäbe es, anders als in Konstanz gemunkelt, keine Nebenabsprachen mit Bürgermeistern oder Bauexperten.
„Wir haben unsere Eingaben reduziert“
Und überhaupt schaffe er über 100 qualifizierte Arbeitsplätze. Und sowieso habe er seine Planzahlen gesenkt – er schaffe nur noch 40 Zimmer für das Personal statt der vorgesehenen 60 und ließe nur 26 von 263 Bäumen fällen. Und schließlich würde der Bau trotz Aufstockung nur 20 Meter hoch und würde die 32 Meter hohen Bäume nicht überragen. Und natürlich soll das Publikum zukünftig Zutritt zum Park haben. Buff: „Wir haben unsere Eingaben verändert, reduziert und sind den Konstanzern entgegen gekommen“.
Kritiker wurden nicht überzeugt
Allein – die Kritiker konnte er in der Mehrzahl nicht überzeugen. So kritisierte der Anwohner und Architektur-Student Paul Jenni: „Buffs Pläne sind nicht regelgerecht, sein Bau wird drei Meter höher als erlaubt.“ Dietmar Messmer monierte, dass „die Zufahrt zum neuen Hotel nicht geregelt ist, der Sternenplatz wird dann noch mehr zum Nadelöhr – hier muss auch die Stadt liefern“.
Patrick Pfeiffer wies für den Verein Bürgerpark-Büdingen die Manipulations-Vorwürfe zurück: „Das beanstandete Foto stammt von der Homepage der Online-Petition, da sind wir nicht verantwortlich“. Nur Keith Harris zeigte sich von der Buff-Präsentation – in einem eigens aufgestellten Zelt wurden Bilder und Videos zum Bauplan gezeigt – überzeugt: „Wenn sich der Fake-Vorwurf bestätigt, wäre das schon schlimm“. Senn Bilfinger hingegen ist eigentlich nicht gegen eine Bebauung des Areals, „nur bestimmungskonform sollte das schon zugehen“. “
Wie teuer ist ein Stangengerüst?
Die häufig vorgebrachte Kritik am Baudezernat, das ein Stangengerüst zur Demonstration der Dimensionen des Neubaus aus Kostengründen verweigert hatte, konterte der Architekt Felix Müller. Er zog einen Kostenvoranschlag aus der Tasche – demnach würde ein abgespecktes Gerüst mit 580 Franken veranschlagt. Zu teuer für eine Bürger-Information?
Neue Diskussionen im Beirat und Gemeinderat
Heute noch tritt Hans Jürg Buff im Gestaltungsbeirat auf und zeigt sich vorab kompromissbereit. „Wir haben Alternativen parat und werden offen sein für Vorschläge“. Die dann womöglich veränderten Baupläne werden letztlich am Donnerstag im Gemeindeart verhandelt – ob es Veränderungen am Bebauungsplan oder an Buffs Plänen geben wird, ist völlig offen. Doch die Aktiven des Vereins Bürgerpark-Büdingen werden das aufmerksam verfolgen und mit Wortbeiträgen begleiten.
hpk
Zur Abrundung noch zwei mp3-audio Dateien von Ulrich Riebe: Einmal die Rede (30 min.) und dann noch im Gespräch mit diversen Teilnehmern, (14 min.). https://we.tl/vqeY3uKysJ
Welche und wieviel Bäume im Büdigen Park tatsächlich erhalten bleiben, hängt nicht nur von der Baumasse des geplanten Hotels ab. Nach Informationen des Baumpfleges, der den Park seit 15 Jahren betreut, muss bei einer Nutzung zunächst eine umfassende ›Verkehrssicherung‹ hergestellt werden mit der Folge, dass unabhängig von den für den Hotelbau zu fällenden Bäume etliche Weitere entfernt werden. Ferner spricht das Pflegekonzept von ›Blickachsen‹ zum See, die geschaffen werden sollen. In welchem Umfang der wertvolle Baumbestand im Büdingen-Park also tatsächlich erhalten bleibt wird sich erst zeigen, wenn die Gebäude errichtet sind und der Betrieb läuft.