Bürgermeister Osner wehrt sich

seemoz-Osner3Der Konstanzer Schultes habe sich Ende Mai beim Treffen in der Partnerstadt Fontainebleau beschämend verhalten, sei in Freitzeitkleidung aufgetreten und habe bei der Hymne die gebührende Haltung vermissen lassen, schrieben Münsterchor-Präsidentin Ulrike Fecker und ihr Vorstandskollege Alexander Simon. Sie schickten ihre durchweg peinliche Beschwerde auch an Oberbürgermeister Burchardt. Nun hat Andreas Osner (s. Foto) eine Antwort verfasst, die wir schmunzelnd und im Wortlaut wiedergeben.

„Sehr geehrte Damen und Herren Gemeinderäte,
ich beziehe mich auf das Schreiben von Ulrike Fecker und Dr. Alexander Simon vom 1. Juni 2015 an Herrn Oberbürgermeister Burchardt und die Fraktionen im Konstanzer Gemeinderat. Da ich das Schreiben selbst nicht erhielt, habe ich erst durch Herrn Burchardt hiervon Kenntnis bekommen.

Das Schreiben wurde im Stil einer Anklage verfasst und enthält unwahre Behauptungen und unhaltbare Wertungen bezüglich angeblicher Verfehlungen meinerseits bei dem Städtepartnerschaftstreffen in Fontainebleau vom 22. – 24. Mai 2015. Auch ist es offensichtlich in unlauterer Absicht versendet worden, da es nicht an mich (auch nicht in Kopie), sondern an Herrn Oberbürgermeister, die Gemeinderäte und gegebenenfalls an Dritte gesendet wurde.

Die rechtliche Prüfung des Schreibens durch einen Fachanwalt für Strafrecht hat ergeben, dass es sich hierbei um den Straftatbestand der Üblen Nachrede nach § 186 StGB handelt und sogar die Qualifikation des § 188 StGB mit höherer Strafandrohung greifen könnte. Gegebenenfalls wäre noch zu prüfen, ob es sich zusätzlich um den Straftatbestand der Verleumdung handelt.

In ihrer Substanz sind die angeführten Vorwürfe aber nicht bedeutend genug, weiter beachtet oder gar beantwortet werden. Daher verzichte ich auf rechtliche Schritte. Auch widerspricht es meinem persönlichen Anspruch von konstruktiver und ernst gemeinter Konfliktlösung, den gleichen Stil durch weitere Eskalationsstufen auch noch aufzugreifen.

Sehr geehrte Gemeinderäte, unsere gute Zusammenarbeit und Ihr Vertrauen in mich, was im Übrigen auch umgekehrt gilt, sind mir absolut wichtig. Allein das hat mich dazu bewogen, mich direkt an Sie zu wenden. Die offensichtliche Absicht der Autoren, mir persönlich Schaden zuzufügen und meine Person herabzuwürdigen, zwingt mich, Ihnen gegenüber schriftlich Stellung zu beziehen.

Die breite Verteilung des Schreibens nicht nur an den Oberbürgermeister, sondern auch an Sie Gemeinderäte und gegebenenfalls weitere Personen – an mir vorbei – vermittelt den Eindruck, dass die Autoren weder um eine konstruktive Klärung noch um eine sachliche Debatte bemüht sind. Auch die vom höchstpersönlichen Geschmack geprägten, polemisch vorgetragenen Wertungen und das Zitieren ungeprüfter Behauptungen Dritter, die irgendetwas beobachtet haben wollen, dienen nicht dem respektvollen Miteinander. Dies entspricht weder meiner konstruktiven, stets an der Sache orientierten Arbeitshaltung noch meinem Umgangsstil.

Die Rückmeldungen von mittlerweile vielen Empfängern bestärken mich zudem in meiner Einschätzung, dass sich das Schreiben der beiden Autoren durch seine Rhetorik, hemmungslose Emotionalität und vor allem durch die breite Adressierung, außer an die Person, die geschädigt werden soll, selbst entlarvt. Ein Gespräch mit den Autoren wurde von Oberbürgermeister Burchardt bereits anberaumt, in dem sie direkt in die Diskussionen der Aufarbeitung gehen können – sofern sie dieses wirklich wollen.

Besonders ärgert uns, dass eine solche Aktion von eigentlich untergeordneter Relevanz die zeitlichen Ressourcen von gleich zwei Bürgermeistern bindet. Wir haben wirklich wichtigere Dinge zu tun. Aber im Sinne der Transparenz trage ich zur Klärung gerne konstruktiv bei.

Inhaltliche Klarstellung

1. Tragen von Freizeitkleidung
Wie man das Tragen eines schwarzen Anzuges mit einem roten Businesshemd und schwarzen Lackschuhen als „Freizeitkleidung“ werden kann, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Einziger Stilbruch könnte sein: Mein Jackett habe ich gegen 22:00 / 22:30 Uhr aufgrund der großen Hitze im Saal (ca. 350 Personen, 35 Grad Celsius, gefühlte 100 % Luftfeuchtigkeit und geschlossene Fenster) ausgezogen. Dies werde ich bei weiteren Anlässen, sollte es das Raumklima fordern, auch weiterhin so handhaben.

2. Haltung und Beweisfoto beim Abspielen der Hymnen
Der polemische Begriff „Schwänefüttern“ offenbart eine subjektive Interpretation, die keinerlei Substanz enthält. Wahrscheinlich wurden in den 20 Minuten, wo wir vier Bürgermeister in Reih und Glied standen, mehr als 100 Fotos geschossen, die alle unterschiedliche Augenblicke einfangen. Gerade jenes ausgewählte „Beweisfoto“ ist in keiner Weise zu beanstanden und es wäre nicht zielführend, jetzt noch in eine umfassende Foto-Beweisaufnahme einzusteigen.

3. Abwesenheit beim Gottesdienst am Sonntag
Wie alle Vertreter der Stadtverwaltung wussten, bin ich kurzfristig für den erkrankten Oberbürgermeister eingesprungen. Einen Tag vor Abfahrt fiel die Entscheidung, dass ich Herrn Burchardt vertrete. Ich musste kurzfristig alle Termine am Freitag, Samstag und Sonntag absagen. Auch Herr Burchardt hätte planmäßig am Sonntag die Rückreise angetreten. Für mich war der darauffolgende Montag ein wichtiger Arbeitstag. In der Summe hatte ich zwei Bürotage aufzuholen. Daher hatte ich meinen vier Bürgermeisterkollegen, den anwesenden Gemeinderäten, Hauptamtsvertretern und weiteren Personen wiederholt mitgeteilt, dass ich am Sonntag frühzeitig abfahren würde. Folglich bin ich für den besagten Gottesdienst, aber auch für alle anderen Veranstaltungen am Sonntag offiziell entschuldigt gewesen.

Auch wenn ich mich im Rahmen des besagten Partnerschaftstreffens für nichts zu rechtfertigen brauche, hoffe ich, Ihnen, liebe Gemeinderäte, gegenüber die drei prägnanteren Unterstellungen der Autoren hiermit ausgeräumt haben. Damit sollten sich weitere Diskussionen erübrigen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Andreas Osner
Bürgermeister“

Mehr zum Thema:
10.06.2015  Brachte Bürgermeister Osner Schande über die Stadt?