Bürger-Beteiligung beim Bodan-Bau

Kressbronns Bürger protestieren – am Wochenende auf dem Gelände der einstigen Bodanweft, am kommenden Dienstag im Gemeinderat: Sie wollen mitbestimmen, sie wollen sich beteiligen, wenn es um die Bebauung des Bodanwerft-Areals geht. Damit wird eine neue Runde im Kampf um die einstige Bodanwerft und um die Nutzung des Geländes – ein 40 000qm-Sahnestück am Bodenseeufer – eingeläutet. Zu danken ist das Ulrike Wunn und Sigrid Merz, Fachfrauen aus Kressbronn.

„Wir sind schlicht enttäuscht über die Politik der Stadtverwaltung und des Gemeinderats. Vor allem über die Informationspolitik – es fehlen konkrete Daten“, empört sich Ulrike Wunn, Honorar-Beraterin in Finanzfragen mit eigener Kanzlei in Kressbronn. Darum hat sie zusammen mit der Betriebswirtin Sigrid Merz aus der bereits seit einem Jahr bestehenden Bürgerinitiative (seemoz berichtete mehrfach) die „Bürger-Beteiligung“ initiiert, die eigenhändig das Bodan-Gelände nutzen will.

Kein Zweit-Wohnungs-Ghetto

„Das Grundstück der Bodan-Werft muss nicht von nur einem Bauträger (Willi Schmeh aus Geißlingen; Anm. d. Red.) gekauft und bebaut werden. Bei der aktuellen Bauträger-Planung wird das Grundstück in private Kleinstanteile zersplittert, so dass nur eine minimale öffentliche Nutzung möglich ist – alles andere wäre wenig rentabel für einen Bauträger“, sagte Ulrike Wunn bei der ersten öffentlichen Vorstellung des Projekts „Bürger-Beteiligung“. Sie befürchtet ein Zweit-Wohnungs-Ghetto. Stattdessen schwebt den Initiatorinnen eine Mischung von Wohnen, Kultur, Geschäften und Natur, vor allem aber ein öffentlicher Seezugang, vor.

Dazu soll eine GmbH & Co. KG gegründet werden. Die Bürger würden mit ihren Anteilen als Kommanditisten beteiligt. „Wir haben bereits Zusagen für erhebliche Beiträge von Kressbronner Bürgern“, bestätigt Ulrike Wunn. Die neue Gesellschaft soll dann Gesellschaftsanteile, keine Grundstücksanteile, verkaufen und das Gelände bebauen. Die neue Gesellschaft würde ihren Anteilseignern eine Rendite von rund drei Prozent garantieren. Außerdem würde sie Wohnungen und Gewerbeprojekte vermieten und verwalten: Geplant sind Gastronomie, Praxen, Büros und Geschäfte.

Wir haben die Bürger hinter uns

Doch noch steckt das Projekt in den Kinderschuhen. Und das liegt eben auch an der, bereits der Staatsanwaltschaft verdächtigen Geschäftspolitik des vormaligen Besitzers Dittmann und der vielen Kressbronner Bürgern verdächtigen Informationspolitik der kommunalpolitisch Verantwortlichen: „So wissen wir bis heute nicht“; klagt Finanzfachfrau Wunn, „wer derzeit eigentlich Eigentümer des Geländes ist. An wen sollen wir unsere Kaufofferte richten?“. Die Kressbronner seien es leid, dass in einer so wichtigen Angelegenheit wie dem Bodanwerft-Areal über ihren Kopf hinweg entschieden wird.

Deshalb organisieren Ulrike Wunn und Sigrid Merz die nächsten Demonstrationen. Am kommenden Wochenende sollen Heliumballons in die Höhe steigen, die anzeigen, um Wievieles die geplante vierstöckige Bauweise die bislang nur zweistöckigen Gebäude überragen würde – von freiem Seeblick für alle könne dann keine Rede mehr sein. Und am Dienstag soll dem Gemeinderat, der mit überwältigender Mehrheit und unter sanfter Regie von Bürgermeister Edwin Weiß die bisherigen Planungen fromm durchgewinkt hatte, deutlich gemacht werden: Was die Kressbronner nicht wollen, ist ein Gelände für Luxus- und Ferienwohnungen.

Was macht Ulrike Wunn so sicher, dass ihr Plan gelingt? „Wir haben die Bürger hinter uns“. So die einfache wie selbstbewusste Antwort.

Autor: hpk

 

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