Bürgermeister Boldt erneut unter öffentlichem Druck
Nach der Entlassung von Reinhard Zahn herrscht Chaos bei der Volkshochschule Konstanz (vhs). DozentInnen beschweren sich in einem Offenen Brief über verheerende Zustände und fordern die Wiedereinsetzung des noch in der Probezeit entsorgten Konstanzer Hauptstellenleiters. Zunehmender Unmut auch bei vielen StadträtInnen. Sie verlangen eine grundlegende Debatte. Öffentlich oder hinter verschlossenen Türen? Die Auskünfte darüber sind verworren.
Die Personalentscheidung, soviel ist klar, war ein formidabler Schuss in den Ofen. Niemand versteht, warum man Reinhard Zahn, einen überregional geschätzten vhs-Mann, wieder los werden will. Der vhs-Vorstand, bestehend aus Nikola Ferling und der FGL-Stadträtin Dorothee Jacobs-Krahnen, weigerte sich bislang, eine halbwegs erhellende Erklärung für seine personalpolitische Entscheidung abzugeben. Man hoffte, das Thema geduldig aussitzen zu können. Doch daraus wird nichts werden.
Der Forderung der LLK, die Hintergründe aufzuklären, haben sich mittlerweile auch die Fraktionen von SPD, FWG und teilweise auch der FGL angeschlossen. Nun lautet die zentrale Frage: Wie und in welchem Rahmen findet Information statt? Wird die interessierte Öffentlichkeit erneut, wie schon im Fall Müller-Esch, ausgeschlossen, weil man Personaldebatten gerne in abhörsicheren Nebenzimmern führt? Die Auskünfte dazu sind widersprüchlich.
So wie es derzeit aussieht, wird das Thema in der heutigen Sitzung des Kulturausschusses zumindest schon einmal angesprochen. Zuerst hieß es, man debattiere nichtöffentlich. Eine dementsprechende Meldung kursierte bereits im Internet. Auf eine Anfrage von seemoz erklärte der städtische Pressesprecher Walter Rügert, dass auf Veranlassung von Bürgermeister Claus Boldt die Angelegenheit nun doch zum Teil in der öffentlichen Sitzung zur Sprache komme: „Unter Punkt fünf der Tagesordnung (Informationen der Verwaltung, Anm.d.Red.) wird Nikola Ferling einen Sachstandsbericht über die vhs abgeben“.
Eine interessante Auskunft, die allerdings mehrere Fragen aufwirft. Denn ein aktueller Sachstandsbericht kann auf Grund der derzeitigen Lage die Personalfrage in Sachen Reinhard Zahn wohl kaum ausschließen. Wie soll das gehen? Wie lässt sich das eine vom anderen akkurat trennen? Delikat auch, dass Nikola Ferling öffentlich Auskunft geben soll, was sich abspielt in der vhs. Kaum zwei Wochen ist es her, da ließ sie auf eine diesbezügliche Frage von seemoz wissen: „vhs-Interna gehen die Öffentlichkeit grundsätzlich nichts an“.
Es könnte also eine spannende Sitzung werden. Klar ist aber auch: Ferlings Information wird naturgemäß eine eher einseitige sein. Denn es ist nicht daran gedacht, beispielsweise den Dozentenrat zu hören. So werden die Ausschussmitglieder wohl nur sehr wenig darüber erfahren, wie es um das aktuelle Klima bei der vhs tatsächlich bestellt ist. Nachholen wird das wohl der Gesamtgemeinderat, denn die Zustände an der öffentlichen Bildungseinrichtung werden ein Dauerthema bleiben.
H.Reile