Bürgermeister Werner: Alles hat seine Richtigkeit

Das Projekt eines privaten Studentenwohnheims auf dem Konstanzer Chérisy-Gelände wirbelt immer neuen Staub auf. Kaum ist der Räumungstermin für die, den Investor wohl störende Wagenburg verschoben, gibt es neue Auseinandersetzungen um den geplanten Neubau. In einem aktuellen Schreiben versucht Baubürgermeister Kurt Werner die Bedenken des „Bürgerprojekts Chérisy“ zu zerstreuen. Tenor: Alles hat seine Richtigkeit, nichts wird verheimlicht. Nur – manches wird eben auch schön geredet.

Adressat des Bürgermeister-Briefes ist Rudy Haenel als Sprecher des Bürgerprojekts Chérisy. Der hatte moniert, dass Investor Löffler überraschend nicht den 1. Preisträger des Architekten-Wettbewerbs, das Konstanzer Architekten-Team Linie 4, Bächle Meid Bächle, mit der weiteren Bauplanung beauftragt hat, sondern einen der zwei dritten Preisträger, das Stuttgarter Büro Schlude, Ströhle, Richter.

Und Bürgermeister Werner bestätigt in seiner Antwort indirekt, was Haenel in seiner Pressemitteilung Ende Juli (seemoz berichtete) schon befürchtet hatte : Ausschlaggebend für den Architektenwechsel sei die „Bausumme, über die keine Einigung erzielt werden konnte“. Dabei geht es wohl weniger um Honorare als um Materialkosten – „es soll schlicht billiger gebaut werden“, vermutet Rudy Haenel.

Natürlich gehe alles mit rechten Dingen zu, versichert der Bürgermeister. „Aus dem Wettbewerb heraus, den der Vorhabenträger Herr Löffler ausgelobt hat, gibt es keine rechtliche Verpflichtung für den Vorhabenträger (nur die Empfehlung des Preisgerichts) den 1. Preisträger mit der weiteren Planung für das Studentenwohngebäude in der Chérisy am Joseph-Belli-Weg zu beauftragen.“ Und überhaupt, Überarbeitungsbedarf gebe es bei jedem der prämierten Entwürfe.

Und dann lobt der gerade aus dem Urlaub heimgekehrte Bürgermeister den nun erwählten Entwurf – wohlgemerkt: 3. Preisträger – in den leuchtendsten Farben: „…mit zwei gegeneinander verschobenen Gebäuderiegeln und zentralem Erschließungselement als Atriumhalle und flexiblen Zimmergrundrissen lässt der Entwurf eine hohe Wohnqualität erwarten. Durch die Verschiebung der Gebäuderiegel gelingt es, die schützenswerte Baumgruppe im Nordosten in den Eingangsbereich zu integrieren, der 2. Eingang im Süden bietet mit seiner Freitreppe eine hohe Aufenthaltsqualität. Trotz Tiefgarage wird im geplanten Objekt eine große Anzahl von Fahrradstellplätzen (ca. 100 – 120 Stück) vorhanden sein“. Fast scheint es, als habe der gelernte Architekt Kurt Werner an diesem Plan mit gearbeitet oder zumindest sein Herzblut daran verschenkt.

Der ausgebootete Siegerentwurf von Martin Bächle wird kaum mehr erwähnt. Der Konstanzer Architekt wird sich wohl in der nächsten Woche – nach Rückkehr von einer mehrtägigen Bergwanderung – zu der Causa äußern. Auch aus dem, jetzt unversehens siegreichen Stuttgarter Architektenbüro war wohl urlaubsbedingt keine Stellungnahme zu erhalten.

Übereilte Baugenehmigungen, angedrohte Wagenburg-Räumung, überschwängliches Lob für einen einstmals unterlegenen Bauplan – es scheint, als solle das Projekt Chérisy mit allen Mitteln so zügig und reibungslos wie möglich durch gezogen werden. Es scheint aber auch, dass der Widerstand des „Bürgerprojekts Chérisy“ so grundlos nicht sein kann.

Autor: hpk

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