Campusfestival geht (vorerst) leer aus

Die Tagesordnung im Konstanzer Kulturausschuss reichte gestern von der Finanzierung der Volkshochschule über die Gebühren in der Stadtbücherei und einer Förderung des Campusfestivals bis zur Personalausstattung im Stadttheater – 14 TOPs, denen sich die StadträtInnen aufopferungsvoll widmeten und dabei für manche Überraschung sorgten.

Schützenhilfe fürs Abendgymnasium

Immerhin über 303 000 Euro schustert allein die Stadt Konstanz der Volkshochschule Konstanz-Singen (vhs) im Jahr 2018 zu (bei einem Gesamtbudget von 1,05 Mio. Euro). Doch diese Summe und der Wirtschaftsplan für das kommende Jahr waren nicht strittig – streiten mochte man/frau sich allerdings über läppische 20 000 Euronen, die für den Erhalt des Abendgymnasiums fehlen (vergl. dazu die gestrige seemoz-Berichterstattung). Kulturbürgermeister Andreas Osner als Sitzungsleiter wollte eine Diskussion über dieses lästige Thema unüberhörbar verhindern, doch da hatte er seine Rechnung ohne den CDU-Stadtrat Wolfgang Müller-Fehrenbach gemacht. Wann immer es um Schulfragen geht, entwickelt sich der ansonsten gemütliche Ex-Schulleiter zum Haudegen. So auch hier: Er setzte durch, dass sich der Kulturausschuss einstimmig für eine Weiterführung des Abendgymnasiums an der vhs aussprach – Andreas Osner als Konstanzer Vertreter in der vhs-Mitgliederversammlung soll dazu verdonnert werden, für ihren Erhalt zu stimmen.

Höhere Gebühren in der Stadtbücherei

Einer Erhöhung von teilweise 50 Prozent – z. B. bei der Jahresgebühr für Erwachsene – stimmte eine Mehrheit im Kulturausschuss nur zähneknirschend zu. Und das auch nur, nachdem die Verwaltung eine Entlastung von Sozialpass-Inhabern zugesagt hatte, wie von Gisela Kusche (FGL) zuvor gefordert. Auch Markus Nabholz (CDU) kritisierte den Preisanstieg als unangemessen, wenn man auf einen Schlag die über zehn Jahre unveränderte Gebühren derart drastisch erhöhe – „dann lieber in kleinen, maßvollen Schritten.“ Dennoch stimmte eine überwältigende Mehrheit den Erhöhungen zu, allein Holger Reile für die LLK versagte seine Zustimmung: „50 Prozent Erhöhung sind unverhältnismäßig“. Abschließend muss der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung über die Gebührenhöhe entscheiden.

Hitzige Debatte ums Campusfestival

Während eine jährliche Zuschusserhöhung für den Kunstverein Konstanz um 11 000 Euro relativ geräuschlos über die Bühne ging und ein aktueller Defizitausgleich sowie eine zukünftige Förderung der Kammeroper im Rathaushof mit 25 000 Euro einherging mit einer überlangen Diskussion um die zukünftige Ausrichtung dieser Veranstaltung, erhitzten sich die Gemüter bei der Frage nach einer Förderung für das Campusfestival. Zwar lobten die überwiegend ältlichen Ausschuss-Mitglieder das Jugendfestival für seinen Alleinvertretungsanspruch, „vor allem, seitdem „Rock am See“ und das „Zeltfestival“ nur noch Geschichte sind“ (Gisela Kusche, FGL), doch ein erst am Vortag formulierter Vorschlag der Verwaltung erschwerte die Debatte: Statt der ursprünglichen Forderung der Organisatoren für eine 25 000-Euro-Unterstützung, die von der Verwaltung abgelehnt wurde, lag nun ein Vorschlag für eine 15 000-Euro-Förderung auf dem Tisch.

Doch die FGL blieb bei ihrer Unterstützung für den 25 000-Euro-Zuschuss, Zahide Sarikas (SPD) war zwar für den höheren Zuschlag, könnte sich aber auch mit dem kleineren anfreunden, Ewald Weisschedel von den Freien Wählern brachte eine Verschiebung der Entscheidung ins Spiel („bei der nächsten Sitzung im März haben wir besseres Zahlenmaterial“), Michael Fendrich (FDP) plädierte für eine Neuorientierung („warum nicht einen gemeinnützigen Verein als Veranstalter und den AStA mit ins Boot holen?“) und Holger Reile (LLK) fühlte sich vom neuen Vorschlag der Verwaltung überfallen – auch er sprach sich für eine Verschiebung aus, um in seinen Gremien den Sinneswandel der Verwaltung neu bewerten zu können. Schließlich einigte sich der Ausschuss bei zwei Enthaltungen auf eine neue Diskussion im März nächsten Jahres – „aber keine Angst, die Zusage für eine Unterstützung steht ja“.

Das sahen die Festival-Organisatoren, die auf den Besucherbänken die Diskussion verfolgt hatten, ganz anders. Sie zeigten sich enttäuscht, ja frustriert und meinten, eine Zusage im März käme für die Organisation eines Sommer-Festivals viel zu spät. „denn dann müssen die Verträge längst unter Dach und Fach sein.“

Kompromiss im Theaterstreit

Unüberhörbares Aufatmen im Ausschuss, als Theaterintendant Christoph Nix von einem „mühsamen Kompromiss“ mit der Verwaltung über die Stellenvermehrungen im Stadttheater berichtete. Man hat sich auf eine Aufstockung um zwei 0,5-Stellen – dafür gibt es einen Anstieg des Theaterbudgets um 25 000 Euro – und die Weiterführung eines Arbeitsplatzes für einen Bühnenhandwerker geeinigt. Damit ist die ursprüngliche Forderung aus dem Theater nach neun neuen Stellen vom Tisch („das Theater bleibt unterbesetzt“, so Nix), doch die Dauerfehde zwischen Theater und Verwaltung, die sich nicht nur am Stellenplan entzündete, scheint damit dauerhaft beigelegt – der Ausschuss stimmte der Lösung erleichtert und einstimmig zu.

Straßenumbenennungen wohl Anfang 2018

Wann berichtet die städtische Experten-Kommission über ihre Prüfung unbotmäßiger Straßennamen und ungeliebter Ehrenbürgerwürden, wollte Holger Reile (LLK) wissen. Tobias Engelsing, Historiker, Chef der Stadtmuseen und Kommissions-Mitglied, teilte mit, dass die Forschungen kurz vor dem Abschluss stünden, im Januar der Straßen-Benennungs-Kommission in nicht öffentlicher Sitzung präsentiert würden und dann zur Diskussion freigegeben werden könnten. Er deutete aber auch an, dass die Historikergruppe von etlichen Straßennamen ausgehe, „die nach heutigen Gesichtspunkten ihren Namen nicht verdienten“.

hpk