Chérisy: Sendepause bis zum 17. Juni
Erstmal Luft holen – so das Motto des neuen ESG-Vorstands in der Konstanzer Chérisy. Nach den monatelangen Querelen ist die neue Vorsitzende erstmal in Urlaub gefahren – die übrigen Vorständler wurden zum Stillschweigen verdonnert. Doch trotzalledem: Den Verantwortlichen ist eine transparentere Informationspolitik anzuraten
Zur letzten Mitgliederversammlung waren Pressevertreter einmal mehr ausgeladen worden. So dass die Berichterstattung (nicht nur auf seemoz) auf Hörensagen fußen muss – wahrlich die mieseste aller journalistischen Informationsquellen. Dem neuen Vorstand kann nur empfohlen werden, die geheimniskrämerische Öffentlichkeitsarbeit des vorigen Vorstand nicht fortzusetzen.
Wenn schon der Presse der Zutritt verwehrt wird, sollte mindestens im Nachhinein eine Pressekonferenz organisiert oder eine Pressemitteilung formuliert werden – nur so sind Missverständnisse und Fehlinterpretationen auszuschließen. Denn die Geschäftsführung der Neuen Arbeit wie der ESG-Vorstand haben eine Verpflichtung zur Information der Öffentlichkeit – die Nachfragen von seemoz-Lesern nach zusätzlichen Informationen belegen das: Die Zukunft des sozialen Projekts ‚Chérisy‘ geht nicht nur die Chérisianer an, sondern bewegt viele Menschen in Konstanz. Und die wollen fair informiert sein.
Zwei neue Vorsitzende
Also denn: Die letzte ESG-Mitgliederversammlung hat einen neuen Vorstand gewählt, dem außer Bernadette Meessen kein Mitglied des vorigen Vorstands angehört. Mit Christina Herbert-Fischer als erster und Rudy Haenel als zweitem Vorsitzenden soll ein Neuanfang versucht werden. Eine der ersten Aufgaben des neuen Vorstands in seiner ersten Sitzung am 17.6. wird die Diskussion um eine neue Satzung sein – bis dahin gilt eine Sendepause auch gegenüber den Medien. „Tina“ Herbert-Fischer ist erst einmal für zwei Wochen in Urlaub gefahren.
Völlig unklar ist, was aus dem noch amtierenden Geschäftsführer Andreas Maucher wird. Ebenso ungeklärt ist die Rolle des inzwischen pensionierten Geschäftsführers Dieter Bellmann – wird er rehabilitiert oder zur Verantwortung gezogen? Auch die Haftungsfragen gegenüber dem ehemaligen ESG-Vorstand bleiben einstweilen unbeantwortet. Viel Arbeit also für den neuen Vorstand und die mittlerweile eingeschalteten Anwälte.
Kleiner Erfolg für das Bürgerprojekt Chérisy
Etwas mehr Klarheit scheint es hingegen im Streit um die Bebauung auf dem Chérisy-Gelände zu geben. Im neuen Bebauungsplan, den die Stadtverwaltung am morgigen Donnerstag dem Technischen und Umweltausschuss vorlegt, wird im „Durchführungsvertrag“ durch Eintragung ins Grundbuch eine Nutzungsbindung für die meisten Studentenbuden auf zehn Jahre festgeschrieben. Ein womöglich kleiner Erfolg für das Bürgerprojekt Chérisy, das schon lange eine Umwidmung der Studentenbuden in Eigentumswohnungen befürchtet.
Doch die Freude wird flugs getrübt, wenn man sich im Kleingedruckten die angedrohten Vertragsstrafen ansieht: Ganze 50 Euro pro Monat und Wohneinheit müsste der Vermieter bei Verstoß gegen diese Nutzungsbindung zahlen: Ein Nasenwasser, lässig auf die Miete umlegbar, und keineswegs als Abschreckung zu verstehen. Man begreift, wie ernst es eine dem Investor willfährige Verwaltung mit der „Nutzungsbindung“ nimmt.
Autor: hpk
Nachtrag: Die Staatsanwaltschaft Konstanz hat am 12.6. gegenüber dem Südkurier bestätigt, dass sie Ermittlungen gegen die „Neue Arbeit“ aufgenommen habe.
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