„Christiani-Wiesen sind kein Bauland“
Die Konstanzer Naturschutzverbände BUND und NABU kritisieren die Stadtverwaltung. Sie meinen, die Christiani-Wiesen zwischen Bodensee und Lorettowald sollten nicht als Bauland herhalten – stattdessen könnten zunächst „Brachen, Konversionsflächen und Baulücken“ bebaut werden, bevor der Grünbereich angegriffen wird. Der städtische Pressesprecher Rügert hält dagegen und verteidigt das Projekt „Zukunftsstadt Konstanz“ gerade dort auf den Christiani-Wiesen.
Rügert verweist in einer Medienmitteilung vom Wochenende darauf, dass die Christiani-Wiesen im Rahmen des Handlungsprogramms Wohnens einstimmig vom Gemeinderat als Wohngebiet beschlossen worden seien. Außerdem sei im Rahmen des Wettbewerbs „Zukunftsstadt Konstanz“ seitens des Bundesforschungsministeriums neben der wissenschaftlichen Begleitung eine ausführliche Beteiligung der Öffentlichkeit vorgesehen. „Hier haben alle BürgerInnen und Bürger sowie Interessenvertretungen die Möglichkeit, an der Quartiersentwicklung mitzuwirken“.
Nur – der Ansatz der Naturschutzverbände NABU und BUND ist ein ganz anderer. Ihre örtlichen Geschäftsführer Boll und Klein stellen eingangs ihrer Mitteilung heraus, dass sich in den letzten 50 Jahren die Wohnfläche pro Einwohner von ca. 20 auf 45 Quadratmeter mehr als verdoppelt habe.
„In Anbetracht der begrenzten Flächen – nicht nur in Konstanz, hier aber ganz besonders – kann es so nicht weitergehen. „Smart Wachsen: Qualität statt Quadratmeter“, ist der richtige Ansatz. Die im Rahmen der zweiten Phase des Wettbewerbes Zukunftsstadt gestellte Frage: „Wie lassen sich eine hohe Wohn- und Lebensqualität und gesteigerte Flächeneffizienz in Einklang bringen?“ ist die zentrale städtebauliche Frage im Zeitalter des Klimawandels und Flächenknappheit. Dringend notwendig ist eine Reduzierung des Pro-Kopf-Flächenverbrauchs“
Die Frage sei jedoch, so Klein und Boll, „ob die Christiani-Wiese dafür der richtige Standort ist?“ Erste Priorität sollte ihrer Meinung nach sein, Brachen, Konversionsflächen und Baulücken zu bebauen und danach die im Flächennutzungsplan als Bauland vorgesehenen Flächen zu entwickeln.
„Das im Rahmen der „Zukunftsstadt Konstanz“ nun vorgesehene Gebiet „Christiani-Wiesen“ ist gemäß des Flächennutzungsplans von 2010 als landwirtschaftliche Fläche vorgesehen und aus gutem Grund eben nicht als Bauland“. Als seenahes Grundstück erfülle sie eine Brückenfunktion zwischen See und Hinterland. „NABU und BUND Konstanz fordern deshalb, dass das an sich gute Projekt „Zukunftsstadt“ auf einer anderen Fläche umgesetzt wird, die zur Bebauung vorgesehen ist und auch nicht dem Bodenseeleitbild widerspricht“.
MM/hpk
@Martin Fehringer
weitaus wichtiger als die tatsächliche Grundstücksfläche ist der ökologische Fußabdruck, sprich Flächenbedarf, den unser westlicher Lebensstil erfordert. Hier sprechen wir nämlich nicht mehr von bestenfalls einigen hundert Quadratmetern (für ein Einfamilienhaus) sondern von zig Hektar Land die nötig sind um die Rohstoffe zu gewinnen und Abfälle, einschließlich CO2, zu lagern die für das Leben einer Familie anfallen. Ein kleines, günstiges und ökologisch sinnvolles Einfamilienhaus aus nachwachsenden Rohstoffen und minimalem Energieverbrauch für Bewohner die kein Auto besitzen und nicht fliegen könnte am Ende besser abschneiden, als die konventionell gebaute Wohnung für die typische Familie mit dem typischen Lebensstil heute.
Das alles hilft uns im räumlich begrenzten Konstanz zwar nur bedingt, wir sollten uns aber vor diesen Pauschalurteilen hüten die nur das heutige Modell sehen und völlig ignorieren, was da an Mist hinten dranhängt.
Die holländische Treibhaustomate statt der aus dem eigenen Garten, das Klärwerk und die zig Kilometer langen Betonrohre die unsere Scheisse transportieren, statt die Abwässer ökologisch sinnvoll vor der eigenen Tür zu klären und die wertvollen Nährstoffe im Kreislauf zu belassen statt immer wieder neuen Kunstdünger zuzuführen.
Für alle die so leben wollen wie heute ist der Geschoßwohnungsbau sicher das kleinste Übel, für alle anderen wird die Rechnung leider komplizierter.
Statt die Christianiwiesen zuzubauen sollten wir aber sicher erstmal die große ungenutzte Fläche am Stadteingang (Flugplatz) verwenden.
Der Flächenverbrauch steigt und damit hat der BUND Recht. Wenn wir alle immer mehr Fläche (Jeder sein Einfamilienhaus) wollen, dann führt das zum Kollaps. Verdichtetes Bauen ist das Gebot der Stunde. Das heißt Geschosswohnungsbau und reduziertes QM-Zahlen. Auch das hat seinen Reiz, wenn z.B. die Anbindung an den ÖPNV perfekt ist.
Scheinbar haben das im Landkreis aber nicht alle Bürgermeister mitbekommen. Schade eigentlich, wenn die einmalige Natur im Landkreis Konstanz weiter zubetoniert wird.