Conrad Gröber in Zitaten

Gut 50 BesucherInnen wollten am Dienstag Abend den ungemein kenntnisreichen Vortrag von Wolfgang Proske über Conrad Gröber sehen und hören. Der Historiker und Herausgeber der Buchreihe „Täter Helfer Trittbrettfahrer“ mit bereits zehn regional gestaffelten Bänden bezeichnete den Erzbischof und Konstanzer Ehrenbürger Gröber als „Speerspitze der Nazis in der Kirche“ und als „Reichs­statthalter in der Kurie“. Wir zitieren Proskes Zitate:

Gröber: „Etwas unwiderstehlich Neues…“
„Überholt sind der konstitutionelle Staat und die Republik in ihrer bisherigen parlamentarischen Form…Stattdessen bereitet sich unwiderstehlich etwas Neues den Weg. Wir können und dürfen den neuen Weg nicht ablehnen, sondern müssen ihn bejahen mit unbeirrbarer Mitarbeit. Wir müssen uns umschalten. Wir müssen uns einschalten“ (25. April 1933).

Gröber: Kritik vermeiden
Seine Pfarrer weist Gröber unmissverständlich an, „alles zu vermeiden, was als Kritik der leitenden Persönlichkeiten in Staat und Gemeinde oder der von ihnen vertretenen staatspolitischen Anschauungen ausgelegt werden könnte“. (10. Oktober 1933).

Gröber und die Gleichschaltung
* „Deutscher Gruß im Religionsunterricht (Aufstehen, Einnehmen von strammer Haltung und Erheben des rechten Armes“ (19. August 1933);

* „Sterilisation auch bei widerstrebenden Menschen sind akzeptabel“; den katholischen Grundsätzen zur Sterilisation sei vom Gesetzgeber ‚weitgehend‘ Rechnung getragen worden (Dezember 1933);

* bei „vaterländischen Anlässen“ für kirchliche Gebäude der Erzdiözese Freiburg Hissen der Reichsflaggen ‚Schwarz-Weiß-Rot‘ und ‚Hakenkreuz‘ (8. Februar 1934);

* „in tunlichster Bälde Verhandlungen aufnehmen mit dem Zwecke, die katholische Jugend in die Hitlerjugend einzureihen“ (März 1934);

* Jeder „Patriot“ wird alles daran setzen, „ein brauchbares Glied der Volksgemeinschaft“ zu werden, denn er schulde „der staatlichen Autorität Gehorsam, Treue und Ehrerbietigkeit“ (1935, „Vaterland und Vaterlandsliebe“).

Gröber in der SS
Eintritt als „förderndes Mitglied“ am 6. März 1934 (mit 61 Jahren);
Mitgliedsnummer 400 609;
mit Gröber treten „7 bis 8 Herren“ des Domkapitels ein…;
Gröber begründet 1946 seinen SS-Eintritt damit, die SS habe anfänglich „in Freiburg als die anständigste Organisation der Partei gegolten“…

„Handbuch der religiösen Gegenwartsfragen“
1937 erschienen „mit Empfehlung des deutschen Gesamtepiskopats“…Dort steht z.B. „der Führer des Dritten Reichs“ habe „den deutschen Menschen aus seiner äußersten Erniedrigung und seiner durch den Marxismus verschuldeten inneren Ohnmacht erweckt und zu den angestammten germanischen Werten der Ehre, Treue und Tapferkeit zurückgeführt“ (S. 149, Stichwort „Ehre“).

Gröber und die Juden
… am Karfreitag 1934 predigte er: „Als treibende Kraft standen hinter der jüdischen gesetzlichen Macht die abstoßende Heuchelei und böswillige Heimtücke der Pharisäer. Sie entpuppten sich immer mehr als Christi Erz- und Todfeinde, ihre Augen waren verblendet von ihrer jüdischen Weltbeherrschungsbegier…Alles Mitgefühl der Juden ist in der barbarischen Rohheit erstickt. Die Bestie hat Menschenblut gerochen und will ihren wildbrennenden Durst daran löschen. Über Jerusalem gellt indessen der wahnsinnige, aber wahrsagende Selbstfluch der Juden. ‚Sein Blut komme über uns und unsere Kinder‘. Der Fluch hat sich furchtbar erfüllt. Bis auf den heute laufenden Tag.“

Gröber und der Holocaust
„… keiner von den Bischöfen“ habe vor 1943 „beweiskräftig“ etwas „über die Vorgänge im Osten“ erfahren (3. Oktober 1945). Nach 1945: „mit vollem Engagement“ setzt er sich für Ex-NSDAP-Mitglieder ein, nicht aber z.B. für „displaced persons“.

Gröber und die Frauen
Mehrere sexuelle Belästigungen sind durch Zeugenaussagen belegt; mit der Konstanzer Jüdin und Juristin Dr. Irene Fuchs hatte er ein Verhältnis. Am 21. Oktober 1936 denunzierte Gröber Frau Fuchs bei Gauleiter Robert Wagner als „rachenehmende Jüdin“. Im Brief „In eigener Sache“ vom 3. Oktober 1938 beklagt er, „dass man … die Jüdin als Kronzeugin gegen mich deutschstämmigen Mann … aufruft und vernimmt.“

Gröber und der Krieg (1939)
„… Soldatentod ist Opfertod. Opfertod ist Heldentod. Heldentod ist ehrenvollster Tod, ein Ruhmeskranz. Krieg ist eben Krieg, der den Soldaten nun einmal auf Dornen und nicht auf Daunen und Rosen bettet. Der Tod im Feld ist ein Weg zum barmherzigen Gott.“

Gröber als „Feind des Nationalsozialismus“
„So viel ist sicher, dass ich durch die Gestapo und ihre Helfershelfer seelisch mehr gelitten habe als viele von denen, die in Dachau misshandelt wurden oder starben“ (13. November 1946).

Gegen Ende der zweistündigen Diskussion wurde mehrfach die Forderung laut, Conrad Gröber aus der Liste der Konstanzer Ehrenbürger zu tilgen sowie – ähnlich wie derzeit in Gröbers Heimatstadt Meßkirch – eine Straßen-Umbenennung auch in Konstanz vorzunehmen.

hpk

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