Damit sich andere eine Pause nehmen können …
Wer einen Angehörigen pflegt, weiß um die zeitintensive und verantwortungsvolle Aufgabe. Rund eindreiviertel Millionen Menschen werden in Deutschland durch ihre Nächsten häuslich versorgt. Nicht selten bedeutet dies, dass die Pflegepersonen rund um die Uhr abrufbar sein müssen. Diese ständige Präsenz kann auf Dauer beschwerend sein, weshalb es Angebote braucht, um Angehörige zeitweise zu entlasten. Hierfür will die Stadt Konstanz nun weitere Ehrenamtliche gewinnen und qualifizieren.
Steigender Bedarf macht Verstärkung notwendig
Mit dem Projekt „Zeitinsel“ gelingt es der Altenhilfe der Konstanzer Stadtverwaltung seit nunmehr 15 Jahren, freiwillig engagierte Frauen dafür auszubilden und zu motivieren, pflegende Angehörige zu vertreten und ihn eine Pause zu gönnen. Sicherlich auch aufgrund der ständig steigenden Zahl an Pflegebedürftigen sucht man jetzt nach weiteren Ehrenamtlichen, die sich für dieses Vorhaben einbringen möchten. Die bisher mitmachenden Frauen können offenbar Verstärkung gebrauchen, immerhin macht die Pressemitteilung der Stadt Konstanz deutlich, dass die „Zeitinsel“-Gruppe erweitert werden soll.
Bis jetzt war der Einsatz der Zeitinsel-Frauen immer ein Tag- und Nacht-Einsatz. Nun ist geplant, das Angebot zu erweitern, sodass die Familien auch nur einen Nachteinsatz nutzen können“, schreibt Claudia Richter, die das Konzept bereits vor fünfzehn Jahren unter dem Titel „UrlaubsGastfamilien-Projekt“ initiiert hat und die die Abläufe bis heute koordiniert und die Engagierten auch weiterhin betreut. „Aktuell gibt es sechs Zeitinsel-Frauen, die – abhängig von ihren persönlichen zeitlichen Möglichkeiten – insgesamt zwei bis drei Wochen über das Jahr verteilt im Einsatz sind“, so Richter, welche vom Sozialdienst des Betreuungsverein katholischer Frauen tatkräftig unterstützt wird.
Eine bereichernde und lebendige Aufgabe
Wichtig sei die Zusicherung an die Ehrenamtlichen, wonach sie „die Grundpflege (Waschen und Intimpflege) und den Haushalt nicht übernehmen müssen“. Stattdessen gehe es „vor allem darum, den älteren Menschen durch den Tag zu begleiten und seine Versorgung in Vertretung des pflegenden Angehörigen sicherzustellen. Dazu gehören auch gemeinsame Spaziergänge, Spiele zu spielen oder bei einer Tasse Kaffee miteinander zu plaudern“. Die Betreuerin müsse sich in ihrer Sache wohlfühlen, wenn sie beispielsweise über ein Wochenende bei dem älteren Menschen wohnt, während der Angehörige beispielsweise an einem Familienfest teilnehmen oder über ein Wochenende verreisen wolle, so Richter.
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„Nein heißt Nein. Wenn eine der Frauen keine Kapazitäten hat, den Einsatz zu übernehmen, dann ist das in Ordnung. Jede soll sich wohlfühlen und nur das tun, wozu sie bereit ist“, betont die Initiatorin, und ergänzt: „Es ist eine Herausforderung, aber zugleich auch spannend, für eine kurze Zeitspanne das Leben eines anderen Menschen zu begleiten. Wer sich darauf einlässt, für den ist dieses Projekt bereichernd und lebendig“. Entsprechend suche man neugierige Menschen, die mitmachen wollen. Bereitwillige sollten „Offenheit, Empathie, Flexibilität, aber auch Gelassenheit und Humor“ mitbringen. Die Frauen würden zudem begleitet und entsprechend geschult.
Vorbereitung und individuelle Absprachen
Den Ablauf eines Einsatzes beschreibt Richter wie folgt: „Nach einem ersten Treffen zwischen der Abteilung Altenhilfe und der Familie, die Unterstützung sucht, lernen sich bei einem weiteren Treffen die Zeitinsel-Frau/der Zeitinsel-Mann und die Familie kennen. Wenn sich beide sympathisch sind, steht dem Einsatz nichts mehr im Wege. Die jeweiligen Aufgaben und eventuellen Besonderheiten werden besprochen und der/die Zeitinsel-Mitarbeitende bestmöglich vorbereitet. Während der Zeit bei der Familie ist der/die Zeitinsel-Mitarbeitende versichert und wird anschließend für ihr bürgerschaftliches Engagement entlohnt“. Nach dem Einsatz führe Richter sowohl mit der Familie, als auch mit dem/der Zeitinsel-Mitarbeitenden ein Feedback-Gespräch.
Wer in das Projekt einsteigen möchte, erhalte aktuell Gelegenheit: Interessierte sind „herzlich zum Vorbereitungskurs im Oktober beziehungsweise November eingeladen.
Erste Informationen dazu bekommen sie beim Infoabend am Donnerstag, 14. Oktober um 18 Uhr im Seniorenzentrum für Bildung + Kultur oder telefonisch unter 07531/900-2472. Der Vorbereitungskurs selbst wird von Marion Götz von der Abteilung Altenhilfe geleitet und findet an fünf Terminen statt: am 28. Oktober, 4., 18. und 25. November jeweils von 18 bis 20 Uhr sowie am 13. November von 10 bis ca. 14 Uhr. Der Kurs behandelt unter anderem das Älterwerden, Kommunikation und Demenz“.
Text: Dennis Riehle, Quelle: Pressemitteilung der Stadt Konstanz.
Bild: Stadt Konstanz. Von links nach rechts: Claudia Richter (Leiterin der Abteilung Altenhilfe), Monika Neuhaus und Marion Götz.