Das falsche Signal
Spätestens seit der Ausrufung des Klimanotstandes ist auch immer wieder davon die Rede, den Kfz-Verkehr drastisch zu reduzieren und ihn weitgehend aus der Stadt zu verbannen. Doch davon will man im Rathaus offenbar nichts mehr wissen und plant bei der Überbauung des Döbele-Areals ein öffentliches Parkhaus.
Die Vorlage für die Umgestaltung des Döbele, die dem Technischen- und Umweltausschuss (TUA) am 11. Juli präsentiert wurde, liest sich auf den ersten Blick durchaus passabel. Bezahlbarer Wohnraum soll geschaffen werden und ein „lebendiges Wohnquartier für verschiedene Generationen und Bevölkerungsgruppen“ entstehen.
„Darüber hinaus“, heißt es in den Unterlagen, „wird auf eine Vergabe des gesamten Areals an einen einzelnen Investor verzichtet“. Aus Schaden bei der Vergabe der Areale Vincentius- und Siemens ist man wohl ein wenig klüger geworden. Stattdessen ist an „eine kleinteilige Konzeptvergabe für den Wohnungsbau“ gedacht. Will heißen: Auch Baugemeinschaften und ähnlich gelagerte Projekte sollen die Möglichkeit erhalten, auf dem weitläufigen Gelände, von etwa 300 Wohneinheiten ist derzeit die Rede, ihre Pläne zu verwirklichen. Auch legen die KonzeptentwicklerInnen sich nicht von vornherein auf einen Verkauf des städtischen Grunds fest, was die Tür für eine Vergabe in Erbpacht zumindest offenlässt. So weit, so gut.
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Doch das „Strukturkonzept Mobilität“ der städtischen Planungsziele dürfte nicht nur bei UmweltexpertInnen irritiertes Stirnrunzeln hervorrufen. Ein öffentliches und sechsgeschossiges Parkhaus mit weit über 600 Stellplätzen soll auf dem Areal entstehen. Somit konterkariert man fundamental die hehren und klimanotstandsbedingten Absichten, dem motorisierten Ansturm vor allem von außerhalb Grenzen zu setzen. Das Zeichen, das mit einem öffentlichen Parkhaus verbunden wird, ist fatal. Weiterhin wird sich dann motorisiertes Blech Meter für Meter Richtung Konstanz schieben, verbunden mit der Hoffnung, fast im Zentrum einen Parkplatz zu finden. Und klappt es am Döbele nicht, reiht man sich ein in die Schlange derer, die Richtung LAGO im Stau stehen, sehr zum Verdruss der geplagten Bevölkerung.
Bei der Döbele-Debatte im TUA durfte man ungläubig staunen, denn weder FGL noch SPD und JFK hatten an der Parkhausidee etwas auszusetzen. Wie war das nochmal mit der angedachten Konstanzer Verkehrswende? Abzubuchen unter: Was juckt mich mein Geschwätz von gestern?
Die Nagelprobe erfolgt Ende September im Gemeinderat. Dort wird letztendlich über das Gesamtprojekt Döbele entschieden. Die neuen Mehrheitsverhältnisse im Stadtparlament – FGL, SPD, JFK und LLK verfügen über 25 der insgesamt 40 Sitze – könnten die Parkhauspläne platzen lassen. Die LLK hat schon weit im Vorfeld erklärt, dass sie dem Parkhaus auf keinen Fall zustimmen wird. Nachahmung empfohlen.
H. Reile (Bildquelle: Amt für Stadtplanung und Umwelt)
Bildlegende: 1 Wohnungen; 2 Innenhöfe; 3 Wege; 4 Parkhaus.
Berichterstattung über regionale Ereignisse „eine Etage höher“ in der ARD findet sehr verkürzt statt, das war auch an diesem Thema zu vermerken.
Oder daß der Südkurier z.B. über die Zensur im Amtsblatt nichts oder aus einer ganz anderen Perspektive als seemoz schreibt, ist wohl eine Binsenweisheit.
Genau so kann mensch beobachten, daß die Story über Ursula von der Leyen aus den Nachdenkseiten deshalb so viel Staub aufgewirbelt hat, weil nicht der Blickwinkel der Mainstream-Medien abgebildet wurde.
Hier nun ein Fundstück, in dem eine Professorin der Journalistik bemerkenswerte Feststellungen zu dem Komplex äußert.
https://deutsch.rt.com/gesellschaft/90700-gabriele-krone-schmalz-uber-journalisten/
Viel lehrreiches Vergnügen beim Konsumieren eines Beitrags aus der Ecke der Verschwörungstheoretiker (RT).
@Matthias Schäfer „..Parkplätze dort nur im Abtausch gegen innerstädtische Parkplätze, da wir den Verkehr dann vor der zentralen Innenstadt abfangen können.“ – Was für ein erfrischender geradezu
innovativer Vorschlag, – den Verkehr und die damit einhergehende Lärm- und Drecklast deponiert man an der Grenze, Kreuzlinger Interessen sind sch..egal.
Kreuzlingen und Konstanz, eine Doppelstadt, fast übergangslos, – der Nachbargemeinde, mit schon ausgezehrtem Einzelhandel und unterm Durchgangs- und Stauverkehr des Einkaufstourismus leidend, ein so grosses Parkhaus direkt vor die Nase zu stellen,
städtebaulich die Grenze markierend, ist rücksichts- und respektlos und fördert die zukünftige Zusammenarbeit eher nicht.
@Michael Oberland Aus Angst vor den Folgen der Erderwärmung in Konservierungsstarre zu fallen, ist vermutlich nicht ratsam. Die Notwendigkeit Lebens- und Verhaltensmuster zu ändern, bietet auch Chancen, z.B. für neue technische oder auch städtebauliche Entwicklungen, so auch bei diesem Projekt. Anregungen sind u. A. beim eher unter dem Pseudonym P.M. bekannten Thurgauer Hans Widmer
https://www.nzz.ch/zuerich/wir-muessen-in-viersternehotels-wohnen-um-die-welt-zu-retten-ld.1435356
https://www.woz.ch/-94fa
oder auch beim Schweizer Architekten Benedikt Loderer zu holen.
https://www.watson.ch/schweiz/interview/201354007-architektur-stoerenfried-benedikt-loderer-erklaert-seinen-kampf-gegen-die-huesli-pest
Spätestens seit der Ausrufung des Klimanotstandes sollte auch
davon die Rede sein, ob eine weitere Wohnbebauung in Konstanz überhaupt sinvoll und tragbar ist.
Angesichts der Klimaschädlichkeit der Betonproduktion und der absehbaren weiteren Erwärumg der Innenstädte wäre ein Ersatz des Döbeleparkplatzes durch einen Park mit vielleicht noch einem Teich eine überlegenswerte Alternative.
Das gleiche gilt natürlich auch für den Naturverbrauch durch eine Hafner-Bebauung!
„Es ist für uns alle an der Zeit, die Augen zu öffnen. Es ist an der Zeit zu verstehen, dass unsere Gier und unser Geiz eine Wirtschaft geformt haben, die umzufallen droht wie eine Fichtenmonokultur im Orkan.“
Uli Burchardt, 2012
Hat der Mann Amnesie oder ist ihm kurz nach der Buchveröffentlichung eine dicke Fichte auf den Kopf gefallen?
Oder schreibt und redet er ausschließlich zeitgeistig marktkonform, wie das Fähnlein im Wind bzw. mittlerweile im Klimakrisensturm.
Auch er ist eingekauft, hat Goldsand in den Augen. Und das für ein bisschen Wiederwahl; nochmals 8 Jahre Zeit vertun, die wir alle dringend brauchen für eine andere Kommunalpolitik.
Achtung aufgepasst: Die Industrie bzw. die Initiative Neue soziale Marktwirtschaft (INSM) bläst gegen die FfF das Kriegshorn!!!
Die Entwicklung des Döbele-Areals war lange Zeit nicht Gegenstand einer öffentlichen Beratung. Laut Ratsinformationssystem ist sie öffentlich im Gemeinderat zum Abschluss des Wettbewerbsverfahrens am 24.07.2014 und dann erst wieder auf Antrag der SPD am 21.06.2018 beraten worden.
Die Entwicklung hat also vier Jahre lang – sieht man von der turnusmäßig aktualisierten Kurzbeschreibung in der sogenannten „Vorhabenliste“ (jüngster Stand 30.01.2019) ab – von Rats- und Verwaltungsseite unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden.
Ausnahme ist die Erwähnung in der Vorlage zum Förderprogramm „Zukunftsstadt“ im Jahr 2015, für welches das Döbele ursprünglich vorgesehen war, bevor die Entscheidung dafür fiel, die Stadt der Zukunft modellhaft auf den kleineren Christiani-Wiesen am Stadtrand zu entwickeln.
Zitat aus der Zukunftsstadt-Vorlage von 2015: „Die Stadt Konstanz verfolgt das Ziel, im Rahmen des Projektes „Zukunftsstadt“ für ein konkretes Modellquartier innovative Visionen und Konzepte zu entwickeln und umzusetzen. Grundlage ist das vom Gemeinderat beschlossene Handlungsprogramm Wohnen. Das zu entwickelnde Quartier soll die folgenden Kriterien erfüllen:
*lebenswert und mit menschlichem Maß
*sozial durchmischt
*mobilitätseffizient
*ressourceneffizient und klimafreundlich
*funktional gemischt
*vernetzt
*finanzierbar
*flexibel veränderbar
(…) Ein Quartier, in welchem sich innerhalb der festgesetzten Zeitschiene (2015-2018) alle Projektinhalte von der Vision bis zur Umsetzung verwirklichen lassen, ist das Döbele. Dort sind die planerischen Rahmenbedingungen bekannt und die städtebaulichen Grundlagen bereits gelegt. Darüber hinaus bleiben dennoch genug Freiräume für die partizipative Erarbeitung zukunftsfähiger Konzepte.“
Die in der Vorlage vom Juli 2019 und in der Vorhabenliste erwähnte Vorlage 2017-2606 zur 2017 getroffenen und und jüngst revidierten Entscheidung, die Fläche nicht europaweit an einen (oder mehrere) Investor(en) auszuschreiben, ist nicht öffentlich einsehbar.
Vorhabenliste:
https://konstanz-mitgestalten.de/topic/vorhabenliste/thought/9488
Vorlage Juli 2014:
https://www.konstanz.sitzung-online.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1000458
Vorlage „Zukunftsstadt“ vom Juni 2015
https://www.konstanz.sitzung-online.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1001207
Vorlage Juni 2018:
https://www.konstanz.sitzung-online.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1003440
Die aktuelle Vorlage Juli 2019:
https://www.konstanz.sitzung-online.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1004483
Fahrradstadt Konstanz…..?! Die Fahrradstraße vom Zähringer Platz zum Seerhein ist gefährlich geworden, der breite Radweg zuvor war direkt gemütlich dagegen. Bei den häufigen Staus dort hat man als Radfahrer überhaupt keinen Platz mehr, sondern kann schauen, wie man sich durch die Autos durchschlängelt, um überhaupt vorwärts zu kommen. An der Ampel vorne an der Reichenaustraße ist so mancher auswärtige Radler irritiert, wenn die großen Ampeln (für Autofahrer) grün zeigen, er aber auf seiner kleinen schwer sichtbaren Fahrradampel Rot hat. Hat man die Kreuzung überquert, muss man noch mit sehr schnellen Fahrrädern rechnen, die von rechts über die Straße kommen und auch glauben, sie hätten freie Bahn.
Das geplante Parkhaus am Döbele zeigt, wie wenig die Verkehrswende in den Köpfen angekommen ist. Genauso wie die Sperrung der alten Rheinbrücke für Radfahrer anstatt den motorisierten Individualverkehr. Hoffen wir auf die neuen Mehrheiten!
„Stacheldraht durch die Köpfe“
Das Parkhaus fehlt natürlich in dem Bericht:
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/kurzerklaert/klimanotstand-105.html
Stattdessen dürfen die Blenderfotos und -clips nicht fehlen, die unseren lieben GG- und sonstigen Experten Burchardt beim Abstellen des Dienstfahrrads medienwirksam herausputzt.
Es ist das alte Lied; ein paar Freibiergesichter lassen Sprechblasen ab und konterkarieren sie umgehend durch diametral entgegengesetzte Beschlüsse. Die Jubel“journalisten“ aus den Qualitätsmedien bilden die Hochglanzfassade ab und lassen Dinge wie Parkhaus, Gängelung bei Demonstrationen oder Zensur im Amtsblatt diskret fallen. Es paßt halt nicht ins Mikroplastik-Zahnpastalächeln der feinen Herren und Damen des embedded journalism, die ekelhaften Seiten der marktorientierten „Demokratie“ aufzuzeigen.
Es gibt nicht bloß das Problem der Kampflächler von Burchardt bis von der Leyen. Auch ihre devote Darstellung in den Medien ist eines. Pispers hat von Stacheldraht gesprochen, den die Medien durch die Köpfe gezogen haben. Wie schmerzhaft recht er doch hatte.
@Matthias Schäfer
Dann bin ich ja mal sehr gespannt, wie sich Ihr „letztes Wort“ und auch das von SPD und FGL zum Thema Parkhaus am Döbele anhört. Wer es ernst meint mit einer weitestgehend autofreien Innenstadt, kann ein Parkhaus mit über 600 öffentlichen Stellplätzen nur ablehnen.
Lieber Holge Reile,
bitte nicht immer alles weg lassen: Ich habe fürs JFK durchaus was am Parkhaus auszusetzen gehabt: bester=ruhigster Standort für Wohnflächen, Parkplätze dort nur im Abtausch gegen innerstädtische Parkplätze, da wir den Verkehr dann vor der zentralen Innenstadt abfangen können). Auch Jürgen Ruff für die SPD hat Kritik geäußert. Wenn das Protokoll da ist, kann dies nachgelesen werden.
Das Wichtigste ist aber und das steht richtig im Bericht: Es war die 1. Lesung und da ist das letzte Wort nicht gesprochen.
Viele Grüße
Matthias
Die Krönung der Verkehrswende darf nicht übersehen werden:
Der Fernbusverkehr, der hier noch passabel an die Altstadt, eine Buslinie 1 im Viertelstundentakt in beide Richtungen, die Schweiz und den Bahnhof angebunden ist, wird dahin verlegt, wo keiner weiß, warum er aussteigen soll. Ans Bodenseeforum. Nur der Lorettowald wäre ein noch unbrauchbarer Ankunftsort in Konstanz.
Alles zu Gunsten des motorisierten Individualverkehrs (MIV).
Gratisparken und Gratisbusverkehr für PKW am Wochenende – die Verkehrswende ist in Konstanz schon voll im Gange. Ich dachte immer die Richtung sei andersherum.
Von wegen Fahrradstadt.
Zur Zeit muss man auf der „Fahrradstraße“ vom Zährringer Richtung Seerhein Slalom um die im Stau stehenden, stinkenden Autos fahren und wird beim überholen noch angehupt.
Über den Seehrein muss man dann auf der Schottenstraße einem kaum vorhandenen Verkehr auf der Gartenstraße Vorfahrt gewähren. D.h. jeder muss anhalten, da die Gartenstraße nicht einsehbar ist.
Und wer kann übrigens seit neustem nicht mehr über die Alte Rheinbrücke fahren, während Touristen in ihren Karren weiterhin die Fahrbahn bleibt ? Man hätte aus der Alten Rheinbrücke während des Umbaus eine Fahrradstraße machen können und jeden nicht ÖPNV Verkehr über die neue Brücke schicken können. aber nein….
@Marlene Radolf
Machen wir ein Telegramm draus:
+++ Parkplatz am Stephansplatz als Picknickzone +++ Stadtverwaltung nicht genehmigt +++ GG, Interpretation: U. Burchardt
Wieviel mehr an Klimaveränderung braucht es noch?
Die Städte müssen grüner werden: mehr Baumpflanzungen und auch Begrünung an Hausfassaden, auf Dächern, Rücknahme der Versiegelung, Anlage von Grünflächen in der Stadt… !
Die Hausbesitzenden sollen z.B. ihre Dächer ausbauen oder aufstocken. Das bringt viel Wohnraum.
Das Döbele wird zu einem städtischen Park: Der parco döbello liegt direkt an der Schweizer Grenze und ist eine der neuen Attraktionen, der mittlerweile fast autoverkehrsfreien Stadt Konstanz, die zurecht ihren Namen verdient die Schönste am See zu sein!
Wir von Extinction Rebellion Konstanz wollten am Samstag für ein paar Stunden den Parkplatz am Stephansplatz als Picknickzone verwenden. Doch die Stadtverwaltung hat es uns nicht genehmigt, ohne sinnvolle Argumente. Unserer Meinung nach eine Einschränkung unseres Versammlungsrechts…
Zusätzlich zum neu herangerufenen Verkehr durch das Parkhaus ist festzustellen, dass die Verkehrsführung voll und ganz auf vier Räder ausgerichtet ist. Die Chance die Fahrradachse Richtung Kreuzlingen zu verlängern wird vergeben. Der Radverkehr in dieser Richtung wird an einer der vierspurigen Strassen stranden und sich dann gebremst durch Ampeln den Weg durch den Stau Richtung Zoll suchen müssen.