Das Venedey-Beispiel an Zivilcourage

18 Stolpersteine an 10 Standorten – die Initiative “Stolpersteine für Konstanz – Gegen Vergessen und Intoleranz” hatte sich in vier Stunden ein volles Programm quer durch die Konstanzer Innenstadt vorgenommen. Mit Gästen aus Berlin, Zürich und USA wurden Stolpersteine teils im Trubel der am Brückentag wieder überfüllten Einkaufsstadt verlegt. Doch zum Höhepunkt wurde die abschließende, dann ruhige Zeremonie im Rathaushof, wo der einstige Stadtrat Hans Venedey geehrt wurde.

Mit mehreren Mitgliedern war die Familie Venedey vertreten – Einheimische wie Auswärtige. Eindrucksvoll die Worte von Sohn Walter – der Anwalt war eigens aus Berlin angereist -, der an die Tradition der radikal-demokratischen Familie erinnerte – vom Großvater, der 1848 in der Frankfurter Paulskirche dabei war, über den Vater, der als badischer Landtagsabgeordneter 1919 als erster von deutscher Kriegsschuld sprach, bis zu den Söhnen Hans und Hermann, der bereits im vorigen Jahr mit einem Stolperstein geehrt worden war, und die beide den Konstanzer Nazis die Stirn boten und deshalb ins Exil vertrieben wurden.

Auch der Historiker Uwe Brügmann, der die Recherche besorgt hatte, und Bürgermeister Claus Boldt, der die Stadtverwaltung vertrat, sprachen in ihren Reden nicht nur von Vergangenem, sondern auch von dem Beispiel an Zivilcourage der Venedeys, das bis in die Gegenwart reiche. Oberbürgermeister Horst Frank übrigens verpasste trotz mehrfacher Einladung auch die letzte Gelegenheit seiner Amtszeit, einmal an einer Stolperstein-Verlegung in seiner Heimatstadt teilzunehmen.

Beeindruckend auch in der Rosgartenstraße die in englischer Sprache gehaltenen, vorzüglich übersetzten Beiträge der Angehörigen aus den USA. Trotz Baulärms – die Arbeiter mochten selbst nach mehrmaligen Bitten ihre lärmige Arbeit nicht unterbrechen – verfehlten die Ansprachen ihre Wirkung nicht: Etliche Passanten reihten sich ein, lauschten den Ansprachen und beteiligten sich an der abschließenden Gedenkminute.

Die zweitägige Veranstaltung klang am Abend im Kulturzentrum aus mit einer Choreographie vom Kids-Club des Stadttheaters, eigens zum Thema: Flucht erarbeitet, und einem Vortrag von Gunter Demnig: Der „Erfinder der Stolpersteine“, der bislang 35 000 solcher Gedenksteine in ganz Europa verlegt hat, berichtete über Idee und Geschichte der Stolpersteine.

Autor: hpk