Das vhs-Programm im Februar: Ein breitgefächertes Angebot

Ein Highlight im Februarprogramm der Volkshochschule Landkreis Konstanz ist zweifellos Kira Vinkes Vortrag zur Klimakrise. Die Wissenschaftlerin vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung untersucht, wie der Klimawandel Millionen von Menschen die Lebensgrundlage entzieht. Schon heute versuchen Betroffene, sich durch Migration anzupassen und neue Existenzen aufzubauen. Über einen anderen Aspekt, die Reduktion der klimaschädlichen Treibhausgase vor Ort, spricht Tina Götsch: Wie kann möglichst energieeffizient geheizt werden und muss die alte Heizung wirklich raus? Das vielseitige vhs-Vortragsprogramm „am Puls der Zeit“ bietet noch einiges mehr, wie im Folgenden nachgelesen werden kann:

Ulrich Büttner: Russland und der Westen – Geschichte einer besonderen Beziehung

Russland und der Westen haben seit mindestens 500 Jahren eine besondere Beziehung, die von Höhen und Tiefen gekennzeichnet ist. Der Vortrag spürt diesem spannenden Beziehungsgeflecht nach und erklärt in verständlicher Weise die wesentlichen historischen Zusammenhänge. Es wird um Peter den Großen, die Slawophilen und Russlands Werden in der Geschichte gehen, wie auch um das „unbekannte Russland“, die Kiewer Rus, den Aufstieg der Romanows und das Russland nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Jede Epoche der Geschichte wird dabei immer unter dem Aspekt der konkreten Beziehung Russlands zum Westen betrachtet.

Der Historiker Ulrich Büttner arbeitet unter anderem als Geschichts- und Politiklehrer an einem Konstanzer Gymnasium. Darüber hinaus ist er Leiter des Bildungszentrums Konstanz. Seit seinem Studium beschäftigt er sich intensiv mit den sogenannten Wendepunkten der europäischen Geschichte.

Mi., 01. Februar 2023, 19:30 bis 21:00 Uhr im vhs-Raum 0.7.

Dr. Martin Qaim: Welternährungssicherung und nachhaltige Ernährung

Rund 25 Prozent der Weltbevölkerung leiden unter Hunger und Mangelernährung. Darüber hinaus wachsen die Probleme von Übergewicht und Adipositas – nicht nur in reichen, sondern zunehmend auch in ärmeren Ländern. Martin Qaim schildert historische Trends und zukünftige Herausforderungen der Ernährungssicherung vor dem Hintergrund planetarer Grenzen. Dabei werden auch aktuelle Krisen und deren Folgen für die Welternährung angesprochen.

Matin Qaim ist Professor für Agrarökonomie und Direktor am „Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF)“ der Universität Bonn.

Mo., 06. Februar 2023, 19:30 bis 21:00 Uhr, gebührenfrei im Livestream – vhs.wissen live.

Tina Götsch: Wie gelingt der Heizungstausch? Förderung und Optimierung

„Alte raus und Neue rein“ – wenn das so einfach wäre. Viele Halbwahrheiten geistern zum Heizungstausch durch die Presse und das Netz. Doch wann muss die alte Heizung wirklich raus? Was darf, kann oder muss Neues eingebaut werden? Was kostet das alles und vor allem, welche Förderungen gibt es für den Einbau einer neuen Heizung? Der Vortrag gibt einen Überblick über die Systeme mit den dazugehörigen Förderungen sowie über die gesetzlichen Grundlagen und Möglichkeiten.

Eine Kooperation der vhs mit der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Mi., 08. Februar 2023, 19:30 bis 21:00 Uhr im vhs-Raum 0.7.

Dr. Veronika Settele: Landwirtschaftliche Tierhaltung in Deutschland

Im Stall von 1990 erinnerte wenig an das dortige Geschehen vierzig Jahre zuvor. Neue Tiere produzierten die begehrtesten Lebensmittel der Konsumgesellschaft, Fleisch, Milch und Eier, so günstig wie noch nie. Gleichzeitig verschwanden sie hinter die Kulissen des gesellschaftlichen Lebens. In beiden deutschen Staaten sahen Agrarpolitik, Tierzucht, Tiermedizin, Agrarwissenschaft sowie die Bauern und Bäuerinnen vor Ort in einer Rationalisierung der Tierhaltung die vielversprechendste Möglichkeit, Anschluss an die Entwicklungen der Wohlstandsgesellschaft zu halten. Veronika Settele untersucht die Entwicklung der industrialisierten Massentierhaltung und zeigt dabei, warum sie trotz ihrer enormen ökonomischen Erfolge seit den 1970er Jahren Gegenstand einer kritischen Diskussion wurde.

Veronika Settele ist Historikerin an der Universität Bremen. Sie wurde 2020 von der „VolkswagenStiftung“ für die beste wissenschaftliche Nachwuchspublikation ausgezeichnet.

Mi., 08. Februar 2023, 19:30 bis 21:00 Uhr, gebührenfrei im Livestream – vhs.wissen live.

Prof. Dr. Harold James: Inflation und Globalisierung – von 1850 bis heute

Was ist der Motor für die Globalisierung? Welche Rolle spielen dabei Preisentwicklung, Warenverknappung und Inflation? Eine Antwort kann in der Analyse unseres kollektiven Verhalten gegenüber Krisen liegen. Mit den Hungersnöten ab 1840 über die Hyperinflation 1923, die Ölkrise der 1970er Jahre, die Finanzkrise 2008/2009 bis zur Coronakrise werden große wirtschaftliche Schockmomente identifiziert. Und mit dem Ukrainekrieg sowie der Energiekrise bahnt sich bereits der nächste Schockmoment an. In dem Vortrag werden die Mechanismen, die diese Schocks prägen, analysiert.

Harold James ist Professor für Geschichte und internationale Politik an der Universität Princeton. Er zählt weltweit zu den renommiertesten Wirtschaftshistorikern der Gegenwart.

So., 12. Februar 2023, 19:30 bis 21:00 Uhr, gebührenfrei im Livestream – vhs.wissen live.

Valentin Ade: Politische Verhandlungen besser verstehen

In den Nachrichten lesen wir fast täglich etwas über politische Verhandlungen: Staaten streiten sich über Krieg und Frieden, Parteien diskutieren Programme zur Wirtschaftsförderung, Bürgerinnen und Bürger fordern mehr Umweltschutz in Ihrer Stadt. Häufig bilden wir uns zu solchen Informationen schnell eine Meinung. So erzählen wir vielleicht FreundInnen, Olaf Scholz habe viel oder wenig Einfluss auf Russland und die CDU nutze die Oppositionsrolle im Bundestag gut oder nicht. Aber wie genau können wir überhaupt einschätzen, wie gekonnt politische Ergebnisse verhandelt werden?

In dem interaktiven Vortrag stellt Dr. Valentin Ade zuerst einige der bekanntesten Verhandlungswerkzeuge vor und skizziert die Inhalte wissenschaftlicher Studien zu Verhandlungen in Politik und Diplomatie. Im Anschluss können die Anwesenden darüber diskutieren, wie politische Verhandlungen besser verstanden werden können. Dr. Valentin Ade ist Verhandlungstrainer und -forscher. Zu seinen Referenzen zählen etwa die Vereinten Nationen und die Universität St. Gallen.

Mo., 13. Februar 2023, 19:30 bis 21:00 Uhr im Astoria-Saal.

Kira Vinke: Sturmnomaden. Wie der Klimawandel uns Menschen die Heimat raubt

Die Klimakrise wird Millionen Menschen die Lebensgrundlage entziehen. Die meisten KlimamigrantInnen finden in ihren eigenen Ländern Zuflucht, doch auch der Druck auf europäische Grenzen wird steigen, wenn die Klimaschutzbemühungen zu kurz greifen. Kira Vinke gibt in ihrem bahnbrechenden, von Forschung und weltweiten Recherchen getragenen Buch, den bedrohten Menschen Gesicht und Stimme. Sie macht deutlich, welche Veränderungen schon heute unumkehrbar sind – und welche Möglichkeiten wir noch haben, dem Klimawandel zu begegnen und den Betroffenen ein Bleiben oder eine Abwanderung in Sicherheit und Würde zu ermöglichen.

Dr. Kira Vinke, Jahrgang 1988, ist Leiterin des „Zentrums für Klima und Außenpolitik der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik“, Wissenschaftlerin am „Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung“ und Co-Vorsitzende des Beirats der Bundesregierung „Zivile Krisenprävention und Friedensförderung“. Sie befasst sich mit den menschlichen Dimensionen des Klimawandels, mit den Auswirkungen auf Migrationsbewegungen und menschliche Sicherheit.

Eine Kooperation der vhs mit der Seebrücke Konstanz.

Do., 23. Februar 2023, 19:30 bis 21:00 Uhr im Astoria-Saal.

Prof. Dr. Philipp Manow: Kann man Demokratie messen?

Wir sorgen uns um die Demokratie und würden daher gerne weltweit und möglichst „objektiv“ erfassen, wie es um sie steht. Aber wie misst man Demokratie? Kann man etwas, was die Philosophie ein essentially contested concept nennt, überhaupt messen? Und was passiert, wenn man sich über Bedenken hinwegsetzt und es einfach macht? In dem Vortrag wird versucht, eine sehr kurze Darstellung der verschiedenen Versuche zur Quantifizierung des Demokratiekonzepts zu geben und dabei danach zu fragen, was diese Versuche über die Demokratie mitteilen – und was sie über unser Demokratie-Verständnis aussagen.

Philip Manow lehrt Politikwissenschaft an der Universität Bremen. Er ist Mitglied der „Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften“.

Mo., 27. Februar 2023, 19:30 bis 21:00 Uhr, gebührenfrei im Livestream – vhs.wissen live.

Ulrich Büttner: Die 50er Jahre in den USA und BRD – ein Vergleich

2016 wurde Donald Trump zum Präsidenten der USA gewählt. Er war der Kandidat der Republikaner, einer Partei, deren Ziele und Methoden bei vielen in Europa nur veständnisloses Kopfschütteln hervorrufen. Der US-Amerikanische Konservatismus hat diese Partei erobert und große Wahlerfolge in den letzten Jahrzehnten gefeiert. Doch ursprünglich waren die Republikaner eine breite Sammlungspartei mit verschiedenen Flügeln – genauso wie bei den Demokraten. Doch wie kam es zu dieser Partei-Übernahme durch radikal-konservative Kräfte? Der Vortrag spürt diesen und anderen Fragen nach und erklärt die Geschichte und Gegenwart der Republikanischen Partei der USA.

Der Historiker Ulrich Büttner arbeitet unter anderem als Geschichts- und Politiklehrer an einem Konstanzer Gymnasium. Darüber hinaus ist er Leiter des Bildungszentrums Konstanz.

Mo., 27. Februar 2023, 19:30 bis 21:00 Uhr im vhs-Raum 0.7.

Prof. Dr. Ulrich Wengenroth Was ist Technik? Vom kreativen Ausufern eines Begriffs

„Technik“ ist banalerweise das, was wir meinen, wenn wir von Technik sprechen. Und das kann viel Verschiedenes sein – von der Verformungstechnik über Finanzierungstechnik bis Liebestechnik. Es hat nicht an Versuchen gefehlt, der ausufernden Verwendung des Begriffs „Technik“ Einhalt zu gebieten. Sie sind allesamt an dem Assoziationsreichtum, der sich mit Technik verbindet, gescheitert. Es erscheint also aussichtsreicher sich zu fragen, was man mit Technik alles gewinnbringend fassen kann, als nach der „richtigen“ Definition zu fragen, die dann ohnehin nur von einer der vielen verschiedenen Gruppen der TechnikverwenderInnen formuliert werden kann. Technik ist zu attraktiv, als dass sie sich ihre Offenheit nehmen ließe.

Ulrich Wengenroth studierte Geschichte, Volkswirtschaft und Recht in Frankfurt/Main, Darmstadt und London. Nach akademischen Wanderjahren von 1989 bis 2014 wurde er Ordinarius für Geschichte der Technik an der TU München, befindet sich jetzt im Ruhestand und ist acatech-Mitglied. In Kooperation mit der „Deutschen Akademie der Technikwissenschaften“ (acatech).

Di., 28. Februar 2023, 19:30 bis 21:00 Uhr, gebührenfrei im Livestream – vhs.wissen live.

Eintritt zu den Präsenzveranstaltungen jeweils 7,00 € (SchülerInnen und Studierende mit Ausweis und mit vhs-Vortragskarte frei). Alle weiteren Informationen zu den Vorträgen und Kursen der vhs finden sich hier.

MM/ans; Bild: © Manolo Ty