„Das war Reise und Strapazen wert“

seemoz-KN-TTIP-TeaserGut 60 ProtestlerInnen allein aus Konstanz tourten in zwei Bussen nach Berlin zur größten Demonstration in Deutschland seit 30 Jahren. Dennoch wurde die „Anti-TTIP-Demo“ von den Leidmedien hierzulande verschwiegen oder sogar verunglimpft. Allen voran Südkurier, Spiegel und SWR.

Was 250 000 am Samstag in Berlin aufführten, war ein buntes und lebendiges Fest der Demokratie. Zu Wort kamen unter anderem Rednerinnen und Redner aus den USA, aus Kamerun, Kanada und von Migranten-Organisationen. Und nicht nur sie machten deutlich, dass TTIP und Co. die Umwelt und die Rechte von Verbrauchern und Arbeitnehmern auf beiden Seiten des Atlantiks und weltweit gefährden – weshalb die Bewegung für fairen Handel transatlantisch, international und grenzüberschreitend ist.

seemoz-KN-TTIP-1Dennoch schaffte es der „Südkurier“ aus Konstanz, die größte Demonstration in Deutschland seit 30 Jahren mit keinem Wort, geschweige denn einem Foto, zu erwähnen. Der SWR räumte den Veranstaltungen im Ländle gegen den Bildungsplan unter dem Motto „Für Ehe und Familie – Stoppt Gender-Ideologie und Sexualisierung unserer Kinder“, an denen insgesamt 5000 Menschen teilnahmen, mehr Raum ein als der Berliner Demo.

Starker Tobak

Den Vogel aber schoss Spiegel-Online ab: SpOn-Kommentator Alexander Neubauer, Reporter im Spiegel-Hauptstadtbüro: „In der Allianz der TTIP-Gegner schreiten Gewerkschaften und Umweltverbände Seite an Seite mit Nationalisten vom rechten Rand. Ein paar ganz Braune sind auch dabei“, weiß er zu berichten. Und mehr noch: „Wer da mitmarschiert, findet offenbar nichts daran, sich gedanklich bei Pegida-Bachmann, Marine Le Pen und Donald Trump unterzuhaken.“ seemoz-KN-TTIP-3Stunden später bezeichnet die Redaktion diesen Bericht zwar als „Polemik“ und setzt einen kontroversen Text dagegen – doch die Verunglimpfung ist erst einmal in der Medienwelt.

„Das ist schon starker Tobak“, berichten Roland Didra und seine Frau Andrea aus Allensbach. Denn vom Podium der Abschluss-Kundgebung scholl den Pegida-Mitläufern ein eindeutiges: „Ihr seid hier nicht willkommen“ entgegen. Auch andere DemonstrantInnen aus Konstanz und Umgebung wehren sich gegen solche Vereinnahmung: „Die Stoßrichtung der Demonstration war eindeutig – für Demokratie und gegen Neoliberalismus“, weiß Wolfgang aus Meersburg. Carsten aus Radolfzell plädiert dafür, „endlich diese unsäglichen Handelsverträge TTIP, CETA und TiSA vollständig zu  stoppen und stattdessen einen fairen, gleichberechtigten  Welthandel in Gang zu bringen“. Und Gisela aus Überlingen ergänzt: „Der Medienwirbel gegen die TTIP-Demonstranten beweist nur: Die TTIP-Befürworter werden reichlich nervös“.

Starkes Signal

„Das war Reise und Strapazen wert“, fasst Roland Didra zusammen. Zwei Nächte im Bus, einen ganzen Tag auf den Beinen – das ging in die Knochen. Dennoch überwog das starke Gefühl, im Kampf gegen TTIP, CETA und TiSA nicht alleine zu sein: 3,2 Millionen in allen europäischen Ländern haben den Protest mittlerweile unterschrieben, 250 000 Menschen waren in Berlin auf der Straße: „Ein starkes Signal an die Regierenden in Berlin und Brüssel“.

hpk/Fotos: K.-U.

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