Das wird schwer für den neuen OB Uli Burchardt
(hpk) Der Wahlausgang kann nicht wirklich überraschen: Mit Uli Burchardt (39,1%, 10 801 St.) setzte sich der Mann gegen die zwei Frauen Sabine Reiser (31,9%, 8805 St.) und Sabine Seeliger (27,6%, 7621 St.) durch. Allerdings heißt dieses Wahlergebnis auch: Weniger als 20 Prozent der Konstanzer Wähler gaben dem neuen OB ihre Stimme; mit 44,5 Prozent war die Wahlbeteiligung so niedrig wie nur zweimal zuvor in 12 OB-Wahlgängen seit 1946. Und: Diese Wahl hinterlässt Scherben in fast allen Parteien: FGL und SPD, aber auch FWG und CDU waren zerstritten bei der Unterstützung unterschiedlicher KandidatInnen – jetzt die persönlichen Gräben zuzuschütten, wird Kraft und Zeit kosten. Aber auch über die Frage entscheiden, wessen Unterstützung sich der neue OB überhaupt sicher sein kann. Nur soviel steht fest: Das Gewicht der Granden im Gemeinderat kann bei diesem unerfahrenen OB nur wachsen. Mehr über Wahlausgang und Wahlanalyse morgen auf seemoz.
@ Anke Schwede (K)ein Widerspruch? Seemoz hat bei der Posiumsdiskussion auch noch folgende Präzisierung vernommen:
…“Zusätzlich dazu müsste aber ein medizinisches Konzept mit deutlichem Schwerpunkt auf überregionaler Attraktivität und hoher Wirtschaftlichkeit erarbeitet und schnell umgesetzt werden. Dabei müssten wir in erster Linie die Spezialisierung auf ganz gezielte Schwerpunkte stark anstreben, um Patienten mit besonders hoch vergüteten Leistungen überregional anzuziehen.“
Das klingt schon mehr nach U.B. mit seiner Zielgruppe Manufactum-Generation“ und . U.B. will ja auch dass verstärkt „einkommensstarke Bevölkerungsgruppen in der Stadt eine Heimat“ finden.
Hehre Erwartungen setzen Sie in den neuen O.B.:…“seine Position ja dazu nutzen, den WR etwas nach „links“ zu rücken bzw. sozialer zu gestalten“. Ich vermute ohnehin, dass U.B. unter sozial gestalten etwas anderes versteht als das, was Sie sich vielleicht erhoffen. Darauf im Hinblick auf die soziale Ausgestaltung ein Augenmerk zu haben, kann nicht schaden…
Nun ja, man kann alles mögliche sagen,vor allem viel Erfolg, eine glückliche Hand, was immer man will. Ich wollte Hrn. B. auch nicht, aber er ist mir immer noch lieber als eine zänkische Person, die nicht weiß was sie will. Vor allem möchte ich endlich, das KN vorwärts kommt, mit all den angefangenen Projekten und endlich dem Bahnhof ein schönes gepflegtes Aussehen gibt, nicht nur dem Hauptgebäude. Alles Gute Hr. B.
@ Paul
Nun, (mindestens) eine konkrete Aussage zu einem meines Erachtens wichtigen Thema hat Herr Burchardt sehr wohl getätigt. Anlässlich der ver.di-Podiumsdiskussion vom 12. Juli sprach er sich zum Thema Konstanzer Klinikum für die gemeinsame kommunale Krankenhausträgergesellschaft mit Singen, Radolfzell und Engen aus. Auf Rückfrage aus dem Publikum, wer außer Sabine Seeliger eine (materielle) Privatisierung ausschließe, antwortete Uli Burchardt mit den eindeutigen Worten „Ich bin für eine kommunale Trägerschaft und werde gegen einen Verkauf kämpfen, auch wenn die kreisweite Lösung scheitern sollte“. So jedenfalls meine Erinnerung.
Wie das mit seiner Mitgliedschaft im Wirtschaftsrat der CDU zu vereinbaren ist, auf dessen Homepage man untenstehendes Zitat nachlesen kann, erschließt sich mir nicht ganz. Aber U. Burchardt kann seine Position ja dazu nutzen, den WR etwas nach „links“ zu rücken bzw. sozialer zu gestalten. Bekanntermaßen wurde dieser Verband 1963 als Reaktion auf die damals starken CDU-Arbeitnehmerausschüsse gegründet und steht heute nicht zuletzt für eine neoliberale Politik.
„Privatisierungen und Teilprivatisierungen haben seit den 1990er Jahren sowohl zu einer Öffnung der Märkte mit neuen Chancen für mittelständische Unternehmen als auch zu erheblichen Effizienzsteigerungen und einem Modernisierungsschub in den jeweiligen Branchen geführt. Der einziehende Wettbewerb bescherte niedrigere Preise, innovativere Produkte und eine Verbreiterung des gesamten Leistungsangebotes. Sehr eindrucksvoll lässt sich dies etwa im liberalisierten Telekommunikationssektor, im Luftverkehr oder auch bei Krankenhausprivatisierungen [sic!] beobachten.“
(Website des Wirtschaftsrates der CDU, http://www.wirtschaftsrat.de/wirtschaftsrat.nsf/id/mehr-wettbewerb-durch-privatisierung-de)
(K)ein Widerspruch? Wir werden sehen.
Nun das Ergebnis steht fest, nichts was wir dazu sagen wird es ändern. Hoffen wir mal er macht seinen Job und bekommt es hin. Was anderes können wir uns jetzt für unsere Stadt nicht wünschen, das ist wichtiger als persönliche Gefühle zu dem was passiert ist.
17,x% der Konstanzer Wahlberechtigten haben ihren Wunschbürgermeister erhalten. Die anderen 82,y% können sich entweder darüber ärgern oder nachdenken, warum sie gar nicht gewählt haben. Herr Burchardt ist demokratisch legitimiert. Ob er es auch fachlich sein wird, darf er in den nächsten Jahren zeigen.
Viel zu befürchten hat er nicht. Die große Lokalpresse hat ihn gut promotet, ein Großteil der so genannten gehobenen Bevölkerungsschicht hat ihn unterstützt, die Gemeinderatsfraktionen sind sich intern nicht einig. Und schließlich seine Unverbindlichkeit. Er hat nichts versprochen, woran man ihn messen könnte.
Wünschen wir also unserem neuen Oberbürgermeister viel Erfolg und eine glückliche Hand.
Na auf die hauseigene Wahlanneliese bin ich ja schon sehr gespannt. Ich hoffe, Sachverstand und Kompetenz der Experten hier reichen dafür aus …
Unterhaltsam die Rechnereien der Unterlegenen. Nun wird alles Übel von Konstanz heraufbeschworen und nachgetreten. Entspricht dem mieserablem Stil des Wahlkampfes von Ihren Favoriten meine Damen und Herren. Schon mal nachgedacht, dass genau dieses Verhalten einen Wahlsieg gekostet haben könnte?
Meine letzte Meldung. Ich freue mich für Herrn Burchardt und verspüre eine unheimliche Genugtuung gegenüber den Angriffen von SeeMoz auf Herrn Burchardt. Es hat nichts geholfen!
Ich stimme Dirk zum Thema Anstand zu.
Und was Ihre Frage angeht:
>> „Was hat der Burchardt denn in den letzten zwei Wochen gemacht?!“
Wahrscheinlich saß er vor dem Fernseher und hat Daumen gedreht.
(Ein Blick auf seine Internetpräsenzen würden diese Frage übrigens besser beantworten).
Der männliche CDU-Mann hat sich gegen die weibliche CDU-Frau durchgesetzt.
Mit Ausnahme von der ehrenwerten Familie Weber aus Dettingen und Frau Binder hat sich die überwiegende Mehrheit der SPD Konstanz für Frau Reiser ausgesprochen. Mann / Frau sollte sich das merken!
Dies entspricht der gegenwärtigen Linie der Bundes – SPD. Eine Kanzler- Mehrheit steht in Berlin schon seit langer Zeit nicht mehr. Das politische Überleben von Frau Merkel geht zurück auf die Unterstützung durch SPD und Grüne.
Auch wenn es schwerfällt, so muss man Uli B. als Erstes mal gratulieren zur erfolgreichen Wahl. Das gebietet der Anstand und hätte auch Seemoz gut zu Gesicht gestanden.
Auch ich habe mir Uli B. als letzten für den OB-Posten gewünscht, doch als Demokrat muss man eine Mehrheitsentscheidung anerkennen. Und diese Rumrechnerei mit den Wahlbeteiligten finde ich stets wenig zielführend. Selbst bei einer spektakulären Wahlbeteiligung von z.B. 66% und einer absoluten Mehrheit kommt man gerade so auf 30% der Stimmen der Wahlberechtigten – Und wo ist der Unterschied ob 20% oder 30%?
Und mich hat der Wahlausgang übrigens sehr wohl überrascht, insbesondere die Deutlichkeit: Was hat der Burchardt denn in den letzten zwei Wochen gemacht?! Reiser und Seeliger hingegen fand ich dauerpräsent in der Stadt, insofern wundert es mich schon – Klassischer Straßenwahlkampf scheint heute keine Wahl mehr zu entscheiden.
immer am Nachtreten, der Seemoz
Burchardt hat den Poetry Slam (OB-Wahl) gewonnen.
Die SPD sollte in den nächsten Tagen in Klausur gehen und diskutieren, was sie in den letzten 2 Wochen (und schon davor) angerichtet hat!
Mit Verlaub, das war „unter aller Sau“!
Sabine Seeliger war ein Lichtblick für eine fortschrittliche Kommunalpolitik! Das haben offensichtlich leider zu wenige (auch in den eigenen Reihen) begriffen.
Was bleibt? Weiterhin Kante zeigen!
Stefan Frommherz
Ob sich Uli Burchardt über sein Ergebnis freuen kann, das hängt tatsächlich von der Betrachtungsweise ab. Nur etwa jeder sechste Wahlberechtigte gab ihm seine Stimme, insgesamt ist die Beteiligung eine Ohrfeige für die „Big Three“ selbst, die politischen Vereinigungen, durch die wie selten ein Keil getrieben war, für den tendenziösen SÜDKURIER und für die, die meinten, mit Unabhängigkeit punkten zu können.
Burchardt ist im Wahlkampf durch seine Unverbindlichkeit aufgefallen. Seine Aussagen wird er konkretisieren müssen, wenn er nun auf Verwaltung und einen derzeit wie kaum zuvor zerstrittenen Gemeinderat trifft. Auch gilt es, das bürgerliche Lager wieder zu einigen, für das sich sogar die Sozialdemkoraten mit ihrer Anbiederung nach ganz konservativ bemitleidenswerte Schützenhilfe geleistet haben.
Besonders in Sachen Partiziptation wird er liefern müssen – da waren ihm seine Konkurrentinnen zumindest in den Ankündigungen voraus. Burchardt, der statt persönlichem Kontakt lieber „twitterte“, scheint auf den ersten Blick nicht der zu sein, der wirklich zusammenführen kann und die vielen Interessen von Vereinen, Lobbyisten und Unternehmen zu bündeln vermag. Viele Vorschusslorbeeren gab es bereits am Wahlabend – ob es dafür nicht zu früh war?
Fest steht: Viele Bürger waren enttäuscht von dem, was ihnen in den letzten Wochen geboten wurde. Neben einem Kampf darum, wer mehr Plakate und größere Annoncen zahlen kann, waren es vor allem abgedroschene Sprüche und nichts Stichhaltiges. Die Konstanzer bekamen nichts geboten, auf das man sicher hätte bauen können. Stattdessen müde Eintönigkeit über viele Themenbereiche hinweg, die Distanz zu ihren jeweiligen Parteien brachte den Kandidaten Unglaubwürdigkeit und das Manko mit ein, sie an nichts „festnageln“ zu können.
Die Attraktivität an Kommunalpolitik zu stärken, das wird mit den anstehenden Haushaltsverhandlungen nur schwer gelingen. Burchardt muss sich etwas einfallen lassen, um viele Fragen aus den Analysen der Wahl bewantworten zu können. Er muss Gräben überwinden und Wunden trocknen, für die er auch selbst mitverantwortlich ist. Denn gerade innerhalb von CDU, FDP und FWG gab es großes Ringen um den „richtigen“ Kandidaten. Dass er schlussendlich die bessere Entscheidung gewesen ist, das kann Burchardt dadurch beweisen, indem er integriert und moderiert.
Seine Führungsstärke, Rhetorik und Dialogbereitschaft hat er zwar immer wieder aus Erfahrung heraus betont. Doch nun geht es um mehr: Konstanz hat nach der Sensation vor 16 Jahren den Stab aus „grüner“ Hand an einen OB weitergeleitet, der noch nicht weiß, ob er eher der Wirtschaft und der CDU oder aber ATTAC und der Globalisierungskritik nahe steht – oder ob er den einenden Spagat schafft, den es nun an vielen Fronten braucht. In jedem Fall gilt: Solide war weder die Wahl, noch das Ergebnis. Mich prägt an diesem Abend Unsicherheit und Spannung vor einem neuen Oberbürgermeister, der sich nicht verorten lässt, aber hoffentlich nicht unberechenbar bleibt.